Österreich

"Will wieder ohne Angst leben können!"

Heute Redaktion
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Am Pfingstsonntag wurde der Wiener Zetteldichter Helmut Seethaler von einem Mann überfallen und verprügelt. Jetzt traut er sich nachts nicht mehr aus dem Haus.

"Steh' unter Schock. Nun trau ich mich nicht mehr bei Nacht meine Gedichte plakatieren" – Der Wiener Zetteldichter Helmut Seethaler wurde in den frühen Morgenstunden des Pfingstsonntag Opfer eines gewalttätigen Überfalls. "Wage mich im Finstern gar nicht mehr raus", beschreibt der Schriftsteller seine Ängste am Tag nach der Tat.

Kurz vor 5 Uhr früh war Seethaler nach einer Nachtaktion zu Fuß auf dem Heimweg, als es zu dem brutalen Vorfall kam. In der Lampigasse, parallel zum Augarten, stellte sich ihm ein Unbekannter in den Weg und forderte Geld. Der Schriftsteller erklärte ihm lautstark, dass er kein Bargeld bei sich führe, wodurch ein Anrainer aufmerksam wurde. Dieser brüllte aus seinem Fenster, dass der Räuber aufhören solle, woraufhin dieser von Seethaler abließ und hinter einer Straßenecke verschwand.

Starr vor Schreck blieb der geschockte Lyriker an Ort und Stelle stehen, um wieder die Fassung zu erlangen – ein Fehler, wie sich kurz darauf herausstellen sollte. Denn wenige Minuten später tauchte der Tatverdächtige plötzlich wieder auf und fordert erneut Geld. Das bekam er aber nicht.

Brutal nahm der junge Mann daraufhin Seethaler in den Schwitzkasten und prügelte mit seiner Faust auf dessen Hinterkopf ein. "Ich habe mich versucht zu ducken und mich mit meinen Armen irgendwie zu schützen", erklärte der 65-Jährige später gegenüber der Polizei.

Ein Zeuge alarmierte Polizei

Durch laute Schreie gelange es ihm und mehreren Zeugen, die den Vorfall beobachtet hatte, den Täter in die Flucht zu schlagen. Ein Anrainer (39) alarmierten schließlich die Polizei.

Eine Funkstreife konnte im Zuge einer Fahndung den Tatverdächtigen festnehmen. Der 20-Jährige zeigte sich in der Vernehmung allerdings nicht geständig.

Der Mann wurde in die Justizanstalt Josefstadt gebracht. "Ich will aber nicht !, dass der Täter schwer bestraft wird", so Seethaler auf Facebook: "Will ihm nicht sein Leben schwer machen. Will hoffen... er macht so was nie wieder. Hab keinen Hass. Wünsch ihm... nie das zu erleben... das er mir antat."

Will wieder ohne Angst leben können

Der Schriftsteller trug durch den Überfall Verletzungen davon. Er habe seither leichte Schmerzen in Kopf und Hals, hoffe aber, dass diese ohne Behandlung und bleibende Folgen wieder vergehen werden.

Schlimmer als die körperlichen Verletzungen sind für den 65-Jährigen die bleibende Unsicherheit und Angst, dass so etwas wieder passieren könnte: "Will nur Ruhe... Will nur... nach und nach ... das schlimmste Erlebnis des Lebens vergessen... oder zumindest wieder ohne Angst leben zu können."

(rcp)