Österreich

Schießendes Mädchen und Terror "zieren" Ringturm

Heute Redaktion
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Aus Anlass "100 Jahre Republik Österreich" wird der Wiener Ringturm heuer vom weltbekannten österreichischen Künstler Gottfried Helnwein verhüllt.

Heuer begeht Österreich der 100. Jahrestag der Gründung der Republik. Aus diesem Anlass wird der Ringturm der Wiener Städtischen Versicherung am Wiener Schottenring heuer vom renommierten Künstler Gottfried Helnwein verhüllt. Das Kunstprojekt "I saw this" setzt einen, im wahrsten Sinne des Wortes, flammenden Appell gegen Gewalt, Terror und Angst mitten ins Wiener Stadtzentrum.

"Wir haben uns im Jubiläumsjahr 2018 – '100 Jahre Republik Österreich' – ganz bewusst für einen bedeutenden, heimischen Künstler von Weltrang entschieden. Gottfried Helnwein ist einer der wichtigsten Vertreter zeitgenössischer Kunst unseres Landes", betont Günter Geyer, Vorstandsvorsitzender des Wiener Städtischen Versicherungsvereins.

In seiner Funktion als Hauptaktionär der Vienna Insurance Group (VIG) zeigt der Wiener Städtische Versicherungsverein mit der diesjährigen Verhüllung seiner Konzernzentrale auf, was viele verdrängen. "Jeden Tag sind Krieg, Gewalt und Terror in vielen Teilen der Welt grausame Realität. Darauf machen wir mit Helnweins Darstellung aufmerksam."

Kunst-Mahnmal "I saw this"

Helnwein greift in seinem Kunstwerk zu einem sehr plakativen Stil. Ein blondes Mädchen, die Haare streng nach hinten frisiert, nimmt auf der Vorderseite des Ringturms mit einem Maschinengewehr den Wiener Donaukanal ins Visier. Damit greift der Künstler das Thema Kindersoldaten auf. Auf der Rückseite des Gebäudes brennt eine Stadt vor den Augen einer überdimensionalen Manga-Figur lichterloh, im Hintergrund sind Menschen vor einer Welle von meterhohen Flammen und Rußwolken zu sehen.

Gottfried Helnwein wurde 1948 in Wien geboren und zählt zu den international bedeutendsten und umstrittensten Künstlern zeitgenössischer Art nach dem Zweiten Weltkrieg.

Helnwein studierte von 1969 bis 1973 Malerei in der Meisterklasse von Professor Rudolf Hausner an der Akademie der bildenden Künste. Seine erste Albertina-Ausstellung feierte der Künstler 1979. Sechs Jahre später übersiedelte er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er bis 1997 lebte. Danach zog es ihn nach Irland, seit 2002 zählt auch Los Angeles zu seinen festen Wohnsitzen. 2016 hat ihn Madame Tussauds in Wien als Wachsfigur verewigt.

In diesen Tagen werden damit begonnen, die Netzbahnen aufzuhängen. Den Anfang macht die Seite zum Donaukanal. Je nach Wetterlage sollen die Arbeiten vier bis sechs Wochen dauern. Ab Mitte Juni soll der Ringturm dann vollständig verhüllt sein. Das Kunstwerk wird den ganzen Sommer lang bis September zu sehen sein.

Bildliche Anklage gegen Terror und Krieg

"I saw this" ist eine eigens für die Ringturmverhüllung zusammengestellte zweiteilige Komposition von Gottfried Helnwein. Er sieht darin eine bildliche Anklage gegen Terror und Krieg. "Negativnachrichten von Terroranschlägen und Kriegen, mit denen wir ständig über die Medien konfrontiert sind, bewirken nur eines: Hilflosigkeit, Ratlosigkeit und das Gefühl des Ausgeliefertseins. Wenn Kunst sich mit dem Schrecklichen beschäftigt, hat das genau die entgegengesetzte Wirkung", betont Gottfried Helnwein.

Er habe noch nie einen Menschen gesehen, der bei der Betrachtung eines Bildes von Hieronymus Bosch oder Francisco de Goya depressiv wurde. "Durch die Kunst verliert der Tod seine Macht. Die Unentrinnbarkeit des Schreckens wird durch die Ästhetik transzendiert und relativiert."

Gewalt, Schmerz und Tod als wiederkehrendes Thema

In seinem Werk setzt sich Helnwein immer wieder mit den Themen Gewalt, Verletzung, Tod und Schmerz auseinander. So wurde er einem breiten Publikum durch seine hyperrealistischen Bilder von verwundeten und bandagierten Kindern bekannt. Häufig übernimmt Helnwein Stilmittel aus der Popkultur, verfremdet sie und fügt sie in einen gänzlich anderen Kontext ein. Seine Kunst brachte ihm auch Engagements mit Andy Warhol, den Rolling Stones, Rammstein oder Schockrocker Marilyn Manson ein.

(Quelle: Wiener Städtische Versicherungsverein/Gottfried Helnwein)

Überdimensionale Kunstinstallation Ringturm

Die Ringturmverhüllung ist eine von vielen kulturellen Initiativen, die der Wiener Städtische Versicherungsverein setzt. Insgesamt 30 bedruckte Netzbahnen mit rund drei Metern Breite und bis zu 63 Metern Länge machen das Werk von Gottfried Helnwein im Sommer 2018 zu einem 4.000 Quadratmeter großen spektakulären Kunstwerk und "Must see" am Wiener Donaukanal.