Fussball

Herzog: "Kein Trainer, der hinten einen Riegel aufbaut"

Andreas Herzog verrät, warum er einem deutschen Zweitligisten absagte und die Admira auch gegen Liga-Krösus Salzburg angreifen lässt.

Sebastian Klein
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Andreas Herzog lässt seine Admira offensiv agieren.
Andreas Herzog lässt seine Admira offensiv agieren.
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ÖFB-Rekordspieler Andreas Herzog hält nach drei Bundesliga-Runden als Admira-Trainer bei vier Punkten. Bei "Talk & Tore Exklusiv" sprach der 52-Jährige auf "Sky Sport Austria" ausführlich über seine neue Aufgabe, warum er sich für die Südstadt entscheiden hat und wie es mit dem Klub weitergeht.

Herzog will Angriffs-Fußball

…zur ersten Saisonniederlage gegen Ried: "Es war unnötig. Wir haben gewusst, dass die Rieder ein gutes Umschaltspiel haben, wenn wir ein bisschen zu viel Risiko nehmen und leichte Ballverluste haben. Das haben wir in der ersten Halbzeit zweimal gehabt und waren gleich 0:2 in Rückstand. Und dann können die Rieder sehr, sehr gut verteidigen. Es hat dann leider nicht mehr gereicht für einen Punktegewinn."

…angesprochen auf die junge Admira-Mannschaft und auf die kommenden Spiele: "Ich will nicht nur über die jungen Spieler sprechen. Wir haben genug gute und erfahrene Spieler. Das Wichtigste ist, dass wir Woche für Woche die passende Mischung finden."

…über seinen Spielstil: "Ich will auch spielerisch attraktiv und erfolgreich sein. Ich bin nicht der Trainer, der hinten einen Riegel aufbaut. Das interessiert mich nicht. Da ist jetzt eine Transformation bei der Admira im Gang. Da muss man das eine oder andere schlucken, aber auf Dauer müssen wir erfolgreich sein. Das ist logisch. Weil als Trainer wirst du an Erfolgen gemessen. Aber ich wäre sicher nicht der richtige Trainer im Abstiegskampf gewesen, weil ich meine Mannschaften schon nach vorne peitschen möchte. Das wäre in einer solchen Situation wahrscheinlich das Falsche gewesen."

…über die ersten drei Spiele: "Im Strafraum müssen wir noch viel mehr Durchschlagskraft haben. Das ist die Lehre aus den ersten drei Runden."

…angesprochen auf seinen Co-Trainer Michael Baur: "Er ist nicht nur meine rechte Hand, sondern er ist mehr als meine rechte Hand. Ich bin richtig glücklich, dass ich ihn bei mir habe."

…zur Entwicklung der Mannschaft: "Wir haben viele sehr, sehr talentierte junge Spieler in der Mannschaft. Mit der Ideologie des ganzen Vereins und der guten Nachwuchsausbildung musst du immer wieder junge Spieler nachholen. Das ist auch die Philosophie, die ich mittrage. Es ist auch logisch, dass du einen jungen Spieler einmal stützen musst, aber genauso musst du sie zwischendurch auch einmal in den Hintern treten. Diese Mischung werden wir in den nächsten Wochen schon richtig hinbekommen."

…über seine Ziele: "Als Cheftrainer musst du auch deine Punkte holen. Entwickeln von jungen Spielern ist gut und schön, aber im Gegensatz zu den letzten zwei, drei Jahren müssen wir schauen, die Admira wieder weiter nach oben bringen. Das ist das große Ziel."

…auf die Frage, ob der jungen Mannschaft Routine fehlt: "Fehlende Routine kann einmal ein Punkt sein. Dafür muss es mit Euphorie und Leidenschaft wettgemacht werden. Ich muss als Trainer schauen, dass wir die perfekte Mischung aus erfahrenen und talentierten Spielern finden. Aber ich wäre der falsche Trainer, wenn wir wirklich gute junge Spieler haben und ich das Talent nicht herauskitzeln könnte."

…angesprochen auf das nächste Spiel gegen Salzburg: "Wir sind sicher nicht der große Favorit, aber trotzdem habe ich meinen Burschen gesagt, dass wir in jedem Spiel an unsere Chance glauben. Wir werden versuchen, an einem perfekten Tag, Salzburg zu schlagen. Vielleicht gelingt es uns am nächsten Wochenende. Es wird ein extremes Spiel. Es wird eine absolute Topleistung notwendig sein. Aber ich möchte, dass meine Mannschaft mutig auftritt. Ich möchte nicht, dass wir uns nur hinten reinstellen und beten, dass nichts passiert."

    Das Team der 3. Bundesliga-Runde. Diese Spieler haben den höchsten Sky Player Index.
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    Gepa

    Shootingstar Babuscu wie Demir?

    …über Admira-Youngster Onurhan Babuscu und dem Vergleich mit Yusuf Demir: "Es wäre fahrlässig, wenn man so einen talentierten Spieler auf Dauer nicht in die Mannschaft einbauen will. Aber man muss auch knallhart die Schwächen ansprechen, die er zweifellos auch noch hat. (…) Beide sind sehr, sehr talentiert, aber der Onur ist eine eigene Persönlichkeit, der Yusuf Demir ist eine eigene Persönlichkeit. Er macht es momentan bei Barcelona sehr gut. Ich würde ihn auch nicht mit Demir vergleichen. Er soll einfach frei von der Leber weg spielen, er hat extreme Qualitäten im Eins gegen Eins. Woran er noch arbeiten muss, habe ich ihm gesagt. Aber ich will, dass Spieler ihre Stärken ausspielen."

    …angesprochen auf Yusuf Demir: "Die ersten Spiele, die er gemacht hat, hätte ich ihm nicht so zugetraut. Aber es ist keine Frage, dass er ein außergewöhnlicher Fußballer ist und er vielleicht perfekt zu dem Spielstil von Barcelona reinpasst. Trotzdem muss man abwarten, was die nächsten Monate bringen. Einen Spieler in diesem Alter zu früh hochzujubeln, ist sehr, sehr schwer. Der Fall kann dann umso tiefer sein."

      Yusuf Demir startet mit 18 Jahren bei Barca durch. Der Wiener zeigt in der Saisonvorbereitung auf. Beim 3:0 gegen Juve steht er in der Startelf, steuert den Assist zum ersten Tor zu. Es ist die Generalprobe einen Woche vor dem Saisonstart gegen Real Sociedad (15. August).
      Yusuf Demir startet mit 18 Jahren bei Barca durch. Der Wiener zeigt in der Saisonvorbereitung auf. Beim 3:0 gegen Juve steht er in der Startelf, steuert den Assist zum ersten Tor zu. Es ist die Generalprobe einen Woche vor dem Saisonstart gegen Real Sociedad (15. August).
      picturedesk.com

      Drohen der Admira Abgänge?

      …über die Zukunft von Emanuel Aiwu und einen möglichen Verbleib bei der Admira: "Ich hoffe es stark. Ein Spieler seiner Klasse hat natürlich immer Angebote, aber ich habe mit ihm gleich am Anfang gesprochen und gesagt: Ich würde mir wünschen, wenn du dieses Jahr noch da bleibst. Man kann sagen, dass er dann ablösefrei ist. Aber mir ist wichtiger, dass wir eine gute Mannschaft haben und uns weiter nach oben arbeiten, als er verlässt uns jetzt für zweihundert oder dreihundert Tausend Euro. Es bringt ihm nichts und uns auch nichts. Ich habe gesagt: Wenn du eine riesen Saison spielst und du bist dann ablösefrei, dann sind die Türen offen für dich, dass du nach Deutschland kommst."

      …über weitere mögliche Transfers: "Es wir vielleicht noch das eine oder andere passieren. Da haben wir schon noch Ideen. Ob sich diese umsetzen lassen, werden wir sehen."

      Warum Herzog zur Admira wollte

      …zur Entwicklung des Vereins: "Wichtig ist mir, dass im ganzen Verein, bis nach unten, eine Verbundenheit ist. Die 10, 12, 14-Jährigen sollen viel Kontakt zu den Profi-Spielern haben, damit es einfach ihre Vorbilder sind. Da will ich nicht, dass die Profimannschaft abgekapselt ist. Da möchte ich, dass es eine Durchlässigkeit gibt."

      …auf die Frage, was ihm die Admira bedeutet: "Ich bin in der Südstadt aufgewachsen. Mein Vater hat hier in den 1970er gespielt und ich habe immer bei den Trainings zugeschaut. Ich wollte eigentlich nie anfangen, weil ich ein feiger Hund war, aber eines Tages hat mich meine Mutter reingestellt und gesagt: ,Der Andi ist da und möchte mittrainieren´ Ich habe meine Mutter böse angeschaut und gesagt: Mama, das verzeihe ich dir nie. Das muss ich jetzt zurücknehmen. Ohne den Anschubser meiner Mutter hätte ich wahrscheinlich heute noch in keiner Fußballmannschaft gespielt."

      …über seinen Vater Anton "Burli" Herzog: "Es ist unbestritten, dass er mich fußballerische am meisten gefördert hat. Dadurch haben wir auch die enge Verbundenheit zur Admira. Er war extrem wichtig für mich und war als ehemaliger Fußballprofi immer mit Rat und Tat zu Seite."

      …über die familiären Schwierigkeiten, als er im Ausland gearbeitet hat: "Einmal war es richtig krass, als ich noch in Amerika war. Der Kleine hat gefragt, als er zwei oder drei Jahre alt war, ob ich wieder nach Amerika fliege und wann ich morgen wiederkomme. Und ich habe gesagt: Nein, in zwei oder zweieinhalb Wochen. Zum Glück hat er damals noch nicht gewusst, was zweieinhalb Wochen sind. Im Flieger hat es dann schon weh getan. Aber als ich gelandet bin, war ich Feuer und Flamme, weil ich mich so auf die Aufgabe gefreut habe. Man kann sich im Leben nicht immer nur die Rosinen rauspicken."

      …über den Entschluss Admira-Trainer zu werden und auf die Frage, ob die Familie dabei eine Rolle gespielt hat: "Absolut. Drei Wochen bevor ich bei der Admira unterschrieben habe, habe ich einen Anruf aus Deutschland, aus der 2. Liga, bekommen und habe mit den Kindern darüber gesprochen. Dann sagt der Kleine: ,Was ist dann mit der Schule und dem Fußball.´ Ich habe darauf gesagt: Ihr würdet mit mir mitübersiedeln. Es gab fünf Minuten hängende Köpfe, kein Gespräch. Dann habe ich mir gedacht: Brauchen mich gar nicht mehr anrufen. Ich mache es nicht."

      …auf die Frage, warum es so lange gedauert hat, bis er den Weg in den Klub-Fußball gegangen ist: "Weil ich super Aufgaben hatte. Ich habe aufgehört, wurde sofort vom ÖFB unter Vertrag genommen und war direkt Assistenztrainer bei der Europameisterschaft. Schöner hätte ich mir den Übergang nicht wünschen können. Für mich war es eine wunderschöne Zeit. Dann bin ich zwei Mal ins Ausland gegangen. Ich möchte nicht einen Tag missen. Da haben die Leute reden können, was sie wollten. Jetzt habe ich einen Klub und hoffe, mit meinen Burschen einen guten Job zu machen und die Admira dorthin zu bringen, wo sie hingehört, viel weiter hinauf."

      …angesprochen auf die Unterschiede zwischen Nationalteam-Trainer und Klub-Trainer: "Als Klub-Trainer hast du 24 Stunden Fußball im Kopf. Die tägliche Arbeit ist schon intensiver, vom Umfang her. Wenn du aber Nationaltrainer bist und das ganze Land schaut auf dich, sind die zwei Wochen im Trainingscamp nochmals intensiver, weil der Druck, für ein ganzes Land erfolgreich zu sein, schön ein bisschen mehr ist."

        David Alaba gibt bei Real Madrid als Abwehrchef den Ton an. Die ersten Fotos im "Königlichen" Trikot.
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        imago images/Gribaudi/ImagePhoto

        "Alaba kommt auf 140 Länderspiele"

        …zu seinem Status als Rekord-Nationalteamspieler: "Vielleicht nicht mehr lange. Dragovic, Alaba, Arnautovic können es locker schaffen. Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden. Einerseits wünsche ich es ihnen aber auch nicht, weil da bin ich schon stolz, Rekordspieler zu sein. Auf der anderen Seite ist es klar, dass er früher oder später gebrochen wird und dann kann ich demjenigen zu hundert Prozent gratulieren. Ich glaube, dass der nächste vielleicht Dragovic sein wird und schließlich und endlich wird der David Alaba, wenn er bis 40 in der Innenverteidigung spielt, auf 140 Länderspiele kommen."

        …angesprochen auf das aktuelle Nationalteam und die heurige EURO: "Man sieht schon, dass viele Woche für Woche in ihren Vereinen gestählt werden. Gegen Italien wäre noch viel mehr möglich gewesen. Man sieht, dass die Mannschaft ein sehr gutes Potenzial hat und auch einen Reifeprozess hat. Aber man hat trotzdem auch gesehen, dass wir in Österreich in der Nachwuchsausbildung wieder ein paar andere Schwerpunkte setzen müssen. Wir müssen noch viel mehr den Torriecher ausbilden und auch auf den Flügel haben wir nicht, wie die ganz großen Nationen, diese Qualität."

        …über seine Freundschaft zu Toni Polster: "Sie hat erst in der Nationalmannschaft begonnen. Davor hatten wir relativ wenig Berührungspunkte. Wir haben uns am Platz sehr gut verstanden. Ich war der Vorbereiter, er war der Torjäger. Er war ein richtig toller Stürmer. Wir haben wunderschöne Zeiten miteinander gehabt."

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              <em>"Heute"</em>-Experte Peter Pacult verteilt das Bundesliga Zeugnis
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