Österreich

Heumarkt: UNESCO setzt Wien auf die Rote Liste

Die UNESCO hat es tatsächlich getan: Weil ihr das geplante Hochhaus am Heumarkt zu hoch ist, kommt Wien auf die Rote Liste.

Heute Redaktion
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Heumarkt-Projekt: So soll das Areal des Eislaufvereins künftig aussehen.
Heumarkt-Projekt: So soll das Areal des Eislaufvereins künftig aussehen.
Bild: Isay Weinfeld/Sebastian Murr

Das historische Stadtzentrum Wiens hat Welterbestatus. Noch. Denn ab sofort steht es auf der Roten Gefährdungsliste. Das hat das Welterbekomitee bei einer Sitzung Donnerstagvormittag in Krakau entschieden.

Heumarkt-Projekt

Anfang Juni entschied der Gemeinderat endgültig über den Bau des 66 Meter hohen Turms. Die Experten der UNESCO sehen damit das historische Stadtbild gefährdet. Sie pochen auf die Maximal-Höhe von 43 Metern.

Die Altstadt wird durch die "massive städtebauliche Entwicklung der letzten Jahre" ihren "außergewöhnlichen, universellen Wert" verlieren, heißt es in der Begründung.

Keine weiteren Hochhäuser in der City

Dieser Beschluss bedeute aber nicht die Aberkennung des Welterbe-Status für das historische Zentrum Wiens, heißt es aus dem Büro von Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne): "Wien bekennt sich ausdrücklich zu seinem historischen Erbe und zu dessen Erhalt. Wien schützt sein historisches Erbe intensiv und baut diesen Schutz weiter aus. So hat der Wiener Gemeinderat sich klar dazu bekannt, dass es keine weiteren Hochhäuser in der Inneren Stadt geben wird. Entsprechend wird dieser Beschluss auch in den Planungsdokumenten der Stadt umfassend verankert", so Vassilakou.

Entscheidung sorgt für Ärger

Die vorhersehbare Entscheidung der UNESCO sorgt bei den Neos für Ärger: "Die rot-grüne Stadtregierung hat mit ihrem vollkommen planlosen Vorgehen die Aberkennung des Weltkulturerbes aufs Spiel gesetzt – jetzt hat sie die Rechnung dafür präsentiert bekommen", meint Neos Wien Klubobfrau, Beate Meinl-Reisinger und kündigt an: „Eine stärkere Gewichtung des Weltkulturerbes in den Planungen der Stadt würde laut Bauordnung ein Grund für eine erneute Abänderung des Flächenwidmungs-Planes sein. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, überlegen wir, in der nächsten Gemeinderatsitzung im September eine Bausperre nach § 8 der Bauordnung zu beantragen, die aufrecht bleiben soll, bis die Weltkulturerbe-Frage geklärt ist", so Meinl-Reisinger abschließend.

Auch City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) ist empört: "Mit dem Gemeinderatsbeschluss zur Flächenwidmung Lothringerstraße/Heumarkt hat die Stadtregierung das Weltkulturerbe und unsere Verantwortung zur Erhaltung des historischen Stadtkerns begraben. Der heutige Beschluss der UNESCO, war, nachdem sich die Stadt Wien wiederholt nicht an den freiwillig unterzeichneten völkerrechtlichen Vertrag gehalten hat, leider zu erwarten gewesen. Die Stadtregierung hat das UNESCO-Welterbe der Inneren Stadt auf dem Gewissen."

UNESCO setzt Frist bis 1. Februar 2018

Österreich hat nun bis 1. Februar 2018 Zeit, dem Welterbe-Komitee ein Update über den Erhaltungszustand der Welterbe-Stätte zu übermitteln. Um wieder von der Roten Liste zu kommen, müsste die Stadt Wien das Bauprojekt am Heumarkt so umplanen, dass die von der UNESCO vorgegebene Maximalhöhe von 43 Metern eingehalten wird. Zudem müsste die Stadt verbindliche Planungsinstrumente zum Schutz des Welterbes schaffen. Gabriele Eschig, Generalsekretärin der österreichischen UNESCO-Kommission, hält dies allerdings für sehr unwahrscheinlich. (red)