Spieletests

"Hidden Deep" im Test: Horror-Perle im Early Access

"Hidden Deep" aus dem Hause Daedalic Entertainemt startet in den Early Access. Das Horror-Game hakt technisch noch, ist aber atmosphärisch grandios.

Rene Findenig
Teilen
"Hidden Deep" im Test: Horror-Perle im Early Access
"Hidden Deep" im Test: Horror-Perle im Early Access
Daedalic Entertainment

Schon die ersten Minuten von "Hidden Deep" bringen viele Erinnerungen an den Film "Das Ding aus einer anderen Welt" zurück. Und tatsächlich sind sowohl Story als auch Setting relativ ähnlich. Entwickler Cogwheel Software und Publisher Daedalic Entertainment werfen den Zocker im 2D-Sci-Fi-Thriller in eine Bergbau- und Forschungsanlage über eine Meile unter dem Meeresboden. Dorthin reiste zuvor eine Forschergruppe, die Anomalien in der Tiefe untersuchen sollte.

Nach 681 Tagen brach der Kontakt zu den Forschern plötzlich ab, der Spieler organisiert deshalb ein zweites Team, das aufklären soll, was passiert ist. Unsere Aufgaben also: Aufklären, was es mit den Anomalien auf sich hat, den Verbleib des ersten Teams untersuchen und – falls vorhanden – das Retten Überlebender. Laut den Entwicklern hat sie neben "The Thing" vor allem auch "Half-Life" zu "Hidden Deep" inspiriert – eine Aussage, die sich etwas später im Spielverlauf deutlich äußert.

Mit allerlei Gadgets gegen die Monster

Technisch ist das Spiel eher einfach gestrickt, macht aber umso mehr Spaß. In 2D-Perspektive erkundet sich der Spieler mit seiner kleinen Figur von Raum zu Raum – "Metroid Dread" lässt grüßen – wobei man laufen, klettern, schwimmen und Maschinen wie Lifte oder Mechanismen zum Öffnen von Türen bedienen kann. Weil die Gänge und Höhlen aber von Allerlei Unterwasser-Aliens bevölkert werden, kriegt man im Verlauf immer mehr Sprengstoff, Scanner und Drohnen zum Schießprügel hinzu.

1/10
Gehe zur Galerie
    Schon die ersten Minuten von "Hidden Deep" bringen viele Erinnerungen an den Film "Das Ding aus einer anderen Welt" zurück. Und tatsächlich sind sowohl Story als auch Setting relativ ähnlich. 
    Schon die ersten Minuten von "Hidden Deep" bringen viele Erinnerungen an den Film "Das Ding aus einer anderen Welt" zurück. Und tatsächlich sind sowohl Story als auch Setting relativ ähnlich.
    Daedalic Entertainment

    Geballert und gebombt wird da recht einfach, nämlich mit der Maus gezielt und abgedrückt. Generell ist die Steuerung sehr übersichtlich und schnell gelernt, abseits vom klassischen 2D-Gameplay gibt es aber auch ein paar Besonderheiten. So kann der Spieler oftmals zwischen den Teammitgliedern wechseln und andere Personen seines Trupps steuern, weil etwa nur diese bestimmte Areale erreichen und freilegen oder bestimmte Geräte wie Kräne und Fahrzeuge bedienen können.

    Hilfsmittel für die Höhlen-Erforschung

    Solcher Figuren mit verschiedenen Fähigkeiten gibt es im Verlauf des Games einige – die Skills und Neuerungen sind dabei nicht weltbewegend, die Unterschiede aber dennoch deutlich, klar verständlich und vor allem werden die Wechsel logisch und nachvollziehbar eingesetzt. Trial-and-Error-Passagen gibt es keine, "Hidden Deep" will euch zum Erkunden mit Nervenkitzel einladen statt mit komplizierten Mechaniken, unverständlichen Rätseln oder erbarmungslosen Kämpfen nerven.

    Komplett voneinander unterscheiden sich übrigens nicht nur die verschiedenen steuerbaren Figuren, sondern auch die Dinge, sie man so im Inventar mit sich führt. Per Scanner können Spieler beispielsweise erkunden, wo sich Hohlräume in den Wänden verstecken, die man noch nicht erkundet hat. Ein Tracker zeigt den Aufenthaltsort vermisster Personen an, eine Drohne leuchtet unerreichbare oder gefährliche Bereiche nach Unentdecktem aus. Und so gut wie überall wird der Greifhaken eingesetzt.

    Physik begeistert und nervt zugleich

    Per Greifhaken seilt man sich entweder in sonst viel zu tief abfallende Bereiche ab oder schwingt sich über Abgründe und auf Felsvorsprünge. Besonders stolz sind die Entwickler darauf, dass viele Bereiche des Spiels wie eben auch der Einsatz des Hakens physisch realistisch angelegt sein sollen. Schwingungen mit dem Haken und Seil fühlen sich deshalb tatsächlich "echt" an, hat aber auch unangenehme Nebeneffekte. So können Kleinigkeiten wie das leichte Berühren der Wände oder der zu frühe Absprung beim Schwingen schnell zum Spieltod führen – etwas zu schnell für unseren Geschmack.

    Umso mehr freut die realistische Physik dagegen bei Kleinigkeiten wie sinkenden oder schwimmenden Gegenständen im Wasser, herunterfallenden Objekten oder dem Hochziehen und Herunterlassen des Spielers an Felsvorsprüngen. Auch kleine Details fallen auf: Ziehen wir uns mit dem Greifhaken etwa an Wänden hoch und berührt die Spielfigur dabei mit den Beinen die Mauer, stapft sie ein paar Schritte in die Bewegungsrichtung mit. Umgekehrt kann aber ein Berühren der Wand mit dem Kopf gleich eine Verletzung bedeuten. Auch die Reichweiten von Lichtstrahlen aus Neonröhren und Helmleuchten oder das Hin- und Herschwingen am Seil werden realistisch dargestellt, fühlen sich einfach fantastisch an und machen das Game irre immersiv.

    Für jeden Spielergeschmack ein Modus dabei

    Um das Spielerlebnis für jeden Geschmack zugänglich zu machen, bietet "Hidden Deep" fünf unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Im Modus "Expedition" kann man sich einfach auf die Handlung fokussieren und trifft auf relativ wenige Monster und Gefahren. Für Hardcore-Spieler wartet nicht nur der gleichnamige Modus mit einem erlaubten Spieltod pro Mission und der maximalen Anzahl an Feinden, sondern auch der "Realistisch"-Modus, der keinerlei Tode erlaubt und zudem beim Nachladen des Magazins die restlichen Patronen im alten Magazin verloren gehen lässt.

    Mühsam wird es an anderer Stelle allerdings, wenn Explosionen einfach zu simpel dargestellt aussehen oder man Dutzende Male an der gleichen Stelle scheitert – nur um dann die gerade gespielte Mission von ganz vorne beginnen zu müssen. Checkpoints hat das Spiel nämlich in den Missionen keine zu bieten, auch wenn man mit den Abschnitten oft bis zu eine Stunde lang beschäftigt ist. An was die Macher auch noch etwas schleifen sollten: Manche Anweisungstexte am Bildschirm sind so klein und werden von Umgebung überlagert, dass man fast eine Lupe braucht, um zu lesen, wie sich etwa ein Aufzug bedienen lässt.

    Grandioses Gameplay-Gefühl geschaffen

    Auch inhaltlich-technische Probleme fielen auf beziehungsweise muss man beim Spielen alle Eventualitäten im Kopf behalten. So lassen sich je nach Situation gewisse Charaktere oder Fahrzeuge, die man ursprünglich gesteuert hat, nicht mehr kontrollieren, weil man sie beispielsweise im Fahrzeug oder am Mechanismus hat sitzen lassen und sie damit "gesperrt" werden. Das nervt, denn logisch ist es keinesfalls – und manchmal wird eine Mission dadurch sogar unschaffbar, wenn man sie nicht komplett neu startet. Das Gefühl, dass jeden Meter ein Monster warten könnte, ist dagegen grandios.

    Picture

    Je mehr man in "Hidden Deep" vorankommt, umso mehr Anspielungen auf absolute Kultwerke zeigen sich – inklusive Drohnenscan-Szene aus dem "Alien"-Filmuniversum. Apropos Aliens: Schade ist, dass bisher nicht mehr Monster Eingang ins Spiel gefunden haben. Bereits in den ersten Spielminuten hat man alle Feindtypen und deren Angriffsarten kennengelernt – doch auch wenn man lange auf neue Aliens wartet, kommen keine mehr dazu. Bleibt zu hoffen, dass da im Early Access noch anständig nachgelegt wird. 

    Alles andere als Kampagne noch unfertig

    Etwas gekünstelt wirkt zudem alles abseits der eigentlichen Einzelspieler-Kampagne. So gibt es auch einige Koop-Funktionen dankt Splitscreen und Steam Remote Play, dabei warten aber nur Standard-Missionen in Zufallslevels. Im Splitscreen-Modus werden die ohnehin schon sehr klein dargestellten Objekte und Figuren dann aber endgültig beinahe unerkennbar und man muss schon sehr weit an den Bildschirm heranrücken, um noch alles erkennen zu können. Da bleibt noch jede Menge zu tun – und es wird wohl noch einiges passieren, denn die Macher wollen in der fertigen Version auch auf Online-Multiplayer setzen.

    Nicht oft genug betonen lässt sich dagegen, wie atmosphärisch gelungen "Hidden Deep" bereits in dieser Phase ist. Das Gefühl der Gefahr und der Druck, unsere Teamkameraden zu retten, ist allgegenwärtig, spärlich beleuchtete Gänge und flackernde Mechanismen werden außerdem mit einer recht einfachen, aber durchaus wirksamen Soundkulisse perfekt hervorgehoben. Schon im Early Access ist "Hidden Deep" eine echte Horror-Perle und wir können kaum erwarten, was die Entwickler dem Spiel noch alles an Umfang und Verbesserungen spendieren werden.