Wenn es um das Thema Gleichstellung geht, ist Österreich noch in vielen Punkten hinten nach. Einer davon ist die Bezahlung, die Menschen für ihre Arbeit bekommen. Der sogenannte "Equal Pay Day" markiert jenen Tag, an dem Männer bereits so viel verdient haben, wie Frauen bis Jahresende – Frauen arbeiten ab dann quasi gratis.
Die Gründe für diese Ungleichstellung sind vielseitig und auch regional gibt es große Unterschiede. Während der österreichweite Equal Pay Day heuer auf den 1. November gesetzt ist, fiel er etwa in Vorarlberg bereits auf den 7. Oktober 2024.
Fast alle Bundesländer haben den Equal Pay Day im Oktober. Nach dem "Auftakt" in Vorarlberg folgen Oberösterreich (17. 10.) und Tirol (21.10.). Den Abschluss im zehnten Kalendermonat schafft Niederösterreich an Halloween – hier arbeiten Frauen zwei Monate gratis.
Am besten schneidet im Vergleich Wien ab: Hier fällt der Equal Pay Day "erst" auf den 22. November. Das sei aber noch lange kein Grund zur Freude, denn "es ist nicht zu akzeptieren, dass Frauen schlechter bezahlt werden als Männer und oft in Teilzeitarbeit gedrängt werden. Denn die negativen Auswirkungen müssen sie oft ein Leben lang tragen", meint etwa Kathrin Gaál (SPÖ), zuständig für Frauenthemen in der Wiener Landesregierung.
Wien schneidet aber nicht nur im Bundesländer-Vergleich am besten ab, wenn es um fairere Bezahlung von Frauen geht. Von den 20 Besten Bezirken in ganz Österreich sind gleich 14 aus der Bundeshauptstadt, mit Brigittenau und Ottakring auf dem ersten Platz. Hier beträgt der Einkommensnachteil von Frauen "nur" 3,9 Prozent und der Equal Pay Day fällt auf den 17. Dezember.
Auf den Einkommensnachteil für Frauen machte kürzlich auch die Arbeiterkammer Niederösterreich aufmerksam. Im größten Bundesland verdienen Frauen 16,8 Prozent weniger als Männer. Das entspricht rund 10.000 Euro Jährlich.
Für NÖ-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) ist das ein untragbarer Zustand. "Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, dauert es noch 60 Jahre, bis die Entlohnung ausgeglichen ist", so die Landesrätin gegenüber "Heute". Für sie gibt es zwei Möglichkeiten, um die Gehaltsschere zu schließen: "Wir brauchen endlich Lohntransparenz und müssen klassische Frauenbranchen endlich fair bezahlen".
„Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, dauert es noch 60 Jahre, bis die Entlohnung ausgeglichen ist.“Ulrike Königsberger-LudwigNÖ Landesrätin (SPÖ)
Zwar sei es ebenso wichtig, Frauen auch die Möglichkeit von anderen Berufen aufzuzeigen, Berufe, in denen vorrangig Frauen arbeiten, seien aber oft einfach unterbezahlt: "Diese Berufe sind unglaublich wertvoll und wir müssen diesen Wert endlich auch monetär abgelten", so die Landesrätin. Zusätzlich könnte es auch helfen, mehr Männer in diese Berufe zu bringen. Aber: "Männer würden um dieses Geld wohl gar nicht arbeiten", verdeutlicht Königsberger-Ludwig.
Dass sich die Politik bei einem Thema einig ist, kommt eher selten vor. Bei diesem Themaziehen etwa die NÖ-Politikerinnen der verschiedenen Parteien jedoch an einem Strang: "Es ist nicht einzusehen, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Lohn bekommen sollen", meint etwa FPÖ-Landesrätin Susanne Rosenkranz.
Auch VP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sieht Handlungsbedarf bei der gleichen Entlohnung. "Wir haben schon einiges geschafft, es gibt aber noch viel zu tun", so Mikl-Leitner. Ein Schlüssel liege für sie auch in der Berufswahl. "Technische oder handwerkliche Berufe werden immer noch vorwiegend von Männern ausgeübt und sind deutlich höher bezahlt als frauendominierte Berufe", etwa im Einzelhandel.
Mit Initiativen wie dem Girls Day, HTL4girls und TechDatings wolle man in NÖ vor allem junge Frauen und Mädchen ermutigen, technische Berufe zu ergreifen. "Viele Mädchen entdecken unbekannte Talente und Interessen in diesen Bereichen und erkennen, dass sich diese Berufswahl auch oft schon in der Lehrzeit durch einen deutlichen Unterschied in der Bezahlung bemerkbar macht", erklärt Frauen-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (VP).
Und: "wir motivieren Frauen auch mit unserer Gründeragentur Riz up dazu, sich selbstständig zu machen", unterstreicht Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner eine weitere Initiative des Landes. Bereits jetzt liege Niederösterreich mit Unternehmensgründungen von Frauen über dem Österreichschnitt.
Der Einkommensunterschied sei laut Teschl-Hofmeister unter anderem auch darauf zurückzuführen ist, dass Frauen eher Teilzeitbeschäftigungen nachgehen als Männer, sei es zur Kindererziehung oder auch zur Pflege von Angehörigen. Deshalb setzte man in NÖ derzeit besonders auf den Ausbau der Kinderabetreuungsangebote, "um vor allem Frauen die Möglichkeit zu geben, frei zu entscheiden, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang sie ins Berufsleben zurückkehren möchten", so Teschl-Hofmeister.