Wienerin gibt Stoff

Hier gibt’s schmucke Schätze im Gemeindebau in Wien

Judith Schmuck (44) verkauft Second-Hand-Kleidung im Gemeindebau in Meidling. Früher war hier ein Autogeschäft, nun gibt die Wienerin hier Stoff. 

Wien Heute
Hier gibt’s schmucke Schätze im Gemeindebau in Wien
Judith Schmuck verkauft Second Hand in Meidling
Denise Auer

Second Hand zu kaufen, liegt einfach auf der Hand, findet Judith Schmuck: "Es ist von allem so viel da, bedienen wir uns doch einfach! Und die Kindersachen sind schon 50.000 Mal gewaschen, da sind sicher keine Schadstoffe mehr drin. Außerdem ist Second Hand günstiger und viele Stücke sind ungetragen und neuwertig." Am 18. März hat sich Judith Schmuck nach vielen Jahren im Marketing einen Traum erfüllt und in der Hetzendorferstraße 100/1/1 in Wien-Meidling ihr Geschäft "Secondhandsome" eröffnet.

Ein Wortspiel aus Second Hand und Handsome (englisch für hübsch). "Ich bin alles in einem: Hausmeister, Verkäuferin, Geschäftsführerin". Aber schon nach dem ersten Tag wusste sie, dass es die richtige Entscheidung war: Das Feedback von den Leuten bisher war verbales Red Bull! Es verleiht Flügel", freut sich die Unternehmerin in ihrem 80 Quadratmeter großen Geschäft. Judith Schmuck wohnt nur acht Fahrrad-Minuten entfernt: "Ideal."

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    Taschen u.a. von Michael Kors
    Taschen u.a. von Michael Kors
    Denise Auer

    Gewaschen, ohne Schäden, passend zur Saison

    Männer tragen ihre Kleidung, bis sie von ihnen abfällt, so die Erfahrung von Judith Schmuck. Darum hat sie in ihrem neuen Geschäft bislang nur Kindermode und Frauenkleidung im Angebot. Alles ist gewaschen und in sehr gutem Zustand. Der Deal: 50 Prozent vom Verkaufserlös geht an die ehemalige Besitzerin, 50 Prozent geht an die Ladenbetreiberin. Die Ware wird auf Kommission angenommen: gewaschen, ohne Schäden, passend zur Saison.

    Das Geschäft befindet sich in einem "Wiener Wohnen"-Lokal. "Die waren von der Idee begeistert". Vorher war da ein Geschäft für Autoteile und Felgen. "Ich will die Idee als Grätzel -Idee umsetzen. Die Second-Hand-Idee selbst ist ja nicht neu, Kommission auch nicht - aber mein Konzept ist verbunden mit digitalem Marketing. Man kann seine Kleidung selbst hochladen auf dem Kleiderkonto. Das ist eine Mischung aus willhaben und stationärem Handel."

    Viel Fesches auch für die ganz Kleinen
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    Denise Auer

    "Die nächsten 50 Jahre haben wir genug anzuziehen"

    Der Preis gestaltet sich so: 30 bis 40 Prozent vom ursprünglichen Kaufpreis ist der neue Verkaufspreis, den teilt man sich 50:50. "Die Menschen verstehen langsam, dass in den letzten Jahrzehnten so viel produziert wurde, dass wir, wenn morgen in China alles ausgeschaltet wird, die nächsten 50 Jahre immer noch genug anzuziehen haben." Judith Schmuck könnte sich darum vorstellen, in jeder Bundesstadt in Österreich eine Franchise-Filiale zu eröffnen.

    Judith Schmuck selbst trägt sehr gern Second Hand und liebt es, ihren eigen Typ immer wieder durch Mode komplett neu zu verwandeln. "Ich verfolge einen konsumkritischen Ansatz. Ich bin ein Kreislauf Fan und ich habe hier alles selbst gestrichen, eingerichtet, selbst genagelt und gebohrt. Mit geliehenem Werkzeug vom Nachbarn Peter", lacht sie. "Es müsste viel mehr Second Hand Hand Läden geben, die nicht Vintage sind. Vor allem für Kinderkleidung", findet sie. Ihr Fokus liegt auf Alltagskleidung.

    "Second Hand zu kaufen ist heute total normal"

    Es sei heute kein Stigma mehr, Second Hand zu kaufen, das sei inzwischen total normal. Auch die Inflation habe dazu beigetragen. So setzt sich die Kundschaft aus drei Gruppen zusammen: Sparsame, die sich hier was Schönes kaufen. Vernünftige, die sich fragen, warum man so viel bezahlen sollte, wenn es 2nd Hand-Kleidung in Top-Zustand zum guten Preis gibt. Sowie die Modeschüler aus der Modeschule Hetzendorf auf der Suche nach interessanten Teilen und Inspiration für Farben, Muster, Materialien oder Schnitten.

    Das sind die drei logische Gründe für Second Hand: Geld sparen, schadstofffreie Mode tragen, nachhaltig leben. "Das Material selbst hat ja auch einen Wert. Mir geht es um Wertschätzung! Kleider erzählen Geschichten – jeder hat so ein Teil, wo Erinnerungen dran hängen. Wir werfen so viel weg, das wollen die Wirtschaftstreibenden. Aber wir können Werte bilden, wenn wir Kleidung nicht wegschmeißen. Wenn sie hält und gut ist, dann kann man sie weitergeben."

    Am 6. April ist ab 10 Uhr große Eröffnungsparty mit viel Eis von Harber und bunter Action für Kinder (z.B. Kinderschminken)
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    Auf den Punkt gebracht

    • Judith Schmuck eröffnet "Secondhandsome" in Wien, ein Geschäft für Second-Hand-Mode, das auf einem 50:50-Kommissionsdeal basiert und sich auf Kinder- und Damenbekleidung konzentriert
    • Sie will damit dazu beitragen, den Trend des gebrauchten Kaufens zu fördern, um den Überkonsum und die Verschwendung einzudämmen, und plant, das Konzept auf verschiedene Bundesländer in Österreich auszudehnen
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