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Hillary Clinton lässt Obama-Nachfolge offen

Heute Redaktion
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Bild: AP/EPA/Heute.at-Montage

Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton ist eine Bewunderin der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Bewunderung für diese entschlossene, kluge und ehrliche Frau, die mir gegenüber nie verhehlte, was sie dachte", schreibt Clinton in ihrem Buch "Entscheidungen" ("Hard Choices"), das am Dienstag auf den Markt kam. Auf 944 Seiten beschreibt sie sehr pointiert, wie es in der hohen Politik zugeht. Ob Hillary 24 Jahre nach ihrem Mann Bill (1992-2000) 2016 ebenfalls ins Weiße Haus als US-Präsidentin einziehen will, lässt sie allerdings offen.

ist eine Bewunderin der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Bewunderung für diese entschlossene, kluge und ehrliche Frau, die mir gegenüber nie verhehlte, was sie dachte", schreibt Clinton in ihrem Buch "Entscheidungen" ("Hard Choices"), das am Dienstag auf den Markt kam. Auf 944 Seiten beschreibt sie sehr pointiert, wie es in der hohen Politik zugeht. Ob Hillary 24 Jahre nach ihrem Mann Bill (1992-2000) 2016 ebenfalls ins Weiße Haus als US-Präsidentin einziehen will, lässt sie allerdings offen.

Hillary Clinton habe Merkel 1994 bei einem Besuch in Berlin kennengelernt, schreibt sie in ihrem neuen Buch. Damals war sie als Frau von Präsident Bill Clinton die First Lady der USA. Man habe ihr Merkel mit den Worten vorgestellt: "Eine junge Frau, die es noch weit bringen wird". Die beiden hätten danach Kontakt gehalten. Clinton lobt, wie Merkel den "ehrwürdigen" Männerklub in Europa aufgewirbelt habe. "Es war herzerfrischend zu beobachten, wie Angela Leben in die Bude brachte."

Merkel sei mit ihrem wissenschaftlichen Wissen und ihrer Neugier eine "willkommene Abwechslung zu manch anderen Staatschefs, die wirkten, als wüssten sie schon alles". Warme Worte hat Clinton auch für die "unbeirrbare Entschlossenheit" der Kanzlerin in der Eurokrise übrig.

Keine fixe Präsidentschaftskandidatur

Die schlechte Nachricht wird aber gleich dazu geliefert: Obwohl ihre Autobiografie den Titel "Hard Choices" ("Entscheidungen") trägt, verrät Clinton auf 944 Seiten nicht, ob sie das Rennen ums Weiße Haus wagen wird. Das Buch lässt die Gerüchteküche um die politischen Ambitionen der 66-Jährigen weiter brodeln.

Seit Monaten zanken sich Kommentatoren in Washington darüber, ob Clinton den eisernen Willen aufbringt, als erste Frau das höchste Amt der Vereinigten Staaten zu bekleiden. "Ob ich 2016 für die Präsidentschaft kandidieren werde", sei die Frage, die sie am häufigsten höre, frotzelt sie im Buch in Richtung all jener, die sich darüber seit Wochen den Kopf zerbrechen. "Die Antwort lautet: Ich habe mich noch nicht entschieden."

Geständnis: Irak-Krieg war Fehler

In klar gegliederten Kapiteln zu Ländern (Russland, Iran, China), Regionen (Nahost, Europa, Lateinamerika) und Themen (Klimawandel, Arabischer Frühling, Menschenrechte) führt Clinton die Leser jedenfalls mit "knappen und oft gewitzten" Einschätzungen durch das politische Weltgefüge, wie die "New York Times" schreibt.

Mit zwei unbequemen Themen räumt sie gleich zu Beginn auf - wohl auch, um Kritikern im Fall ihrer Kandidatur ein wenig das Wasser abzugraben. Es sei "ein Fehler" gewesen, im Jahr 2002 als Senatorin für den US-geführten Irak-Krieg zu stimmen, schreibt sie. "Ich handelte damals in gutem Glauben und auf Basis aller mir vorliegenden Informationen. Trotzdem lag ich schlicht und einfach falsch."

Dieses Votum verfolgte sie noch Jahre später, als sie die Präsidenten-Vorwahl der Demokraten 2008 schließlich an Obama abtreten musste. Bis Clinton den Fehler nun öffentlich eingestehen konnte, sind noch einmal fast sieben Jahre vergangen. Jetzt ist das Thema endlich vom Tisch.

Obama: "Sie haben etwas zwischen den Zähnen"

Große Neuigkeiten sind in dem knapp 1000 Seiten zählenden Wälzer nicht versteckt, dafür aber einige spannende - und teils witzige - Einblicke hinter die Kulissen der Supermacht USA. Obama habe sie während eines Treffens in Prag etwa zur Seite gezogen und gesagt: "Hillary, ich muss mit Ihnen reden." Dann habe er seinen Arm um sie gelegt, sei mit ihr zum Fenster gegangen und habe ihr ins Ohr geflüstert: "Sie haben da etwas zwischen den Zähnen."

Einblicke in die Jagd nach Osama bin Laden

Der wohl dramatischste Moment ihrer Amtszeit als Chefdiplomatin war die Jagd auf Top-Terrorist Osama bin Laden. "Wir konnten nur warten, bis neue Informationen vom Team vor Ort kamen", schreibt Clinton. "Ich blickte zum Präsidenten. Er wirkte ganz ruhig. Selten war ich so stolz darauf, an seiner Seite tätig zu sein, wie an diesem Tag." Hier verpasst sie nicht die Chance, auch ihren eigenen Einfluss auf Obamas Entscheidung hervorzuheben.

Eine übergreifende, außenpolitische Vision bietet die in Chicago geborene Hillary Rodham Clinton ("HRC") in ihrem Buch nicht, vielmehr präsentiert sie sich als Pragmatikerin, die kühl abwägt und von Fall zu Fall entscheidet. Der Besuch von 112 Ländern und mehr als eine Million zurückgelegte Kilometer auf internationalen Reisen machen die Lektüre aufregender als ihr Buch "Gelebte Geschichte" von 2003.

Aussagen über ihre Beinahe-Pleite

"Total pleite" seien sie und Bill Anfang 2001 gewesen, klagte Clinton in einem am Montagabend ausgestrahlten Interview mit dem Fernsehsender ABC. Das Paar habe damals "Häuser" abbezahlen müssen, dazu seien die Studiengebühren für Tochter Chelsea an Eliteuniversitäten gekommen. "Das war nicht einfach." Für die abgehoben wirkenden Äußerungen geriet die Politikerin umgehend in die Kritik.

Der republikanische Parteivorsitzende Reince Priebus erklärte, die Aussagen zeigten, wie sehr Clinton den Kontakt zur Lebenswelt der "durchschnittlichen Leute" verloren habe. Am Dienstag bemühte sich Clinton in einer Morgensendung um Schadensbegrenzung. "Lassen Sie mich klarstellen, dass ich vollkommen verstehe, wie hart das Leben heute für so viele Amerikaner ist", sagte sie. Clinton bekräftigte aber, dass ihre Familie nach den Jahren im Weißen Haus zwölf Millionen Dollar Schulden gehabt habe. Grund seien vor allem die hohen Anwaltskosten gewesen, die bei Bill Clintons Amtsenthebungsverfahren wegen der Lewinsky-Affäre angefallen seien.

Medien rechnen mit Präsidentschaft

"Dieser Band ist sehr stark die Arbeit von jemandem, der sich all seine politischen Optionen offenhält", resümiert die "New York Times". Die "Washington Post" nennt "Entscheidungen" ein "Kampagnen-Buch" - und fasst nach einer Analyse zusammen: "Lasst uns ehrlich sein. Hillary Clinton kandidiert für das Präsidentenamt.