Im Sommer 2019 erklärte der Salzburger nach acht Gesamtweltcupsiegen überraschend seinen plötzlichen Rücktritt, ehe der Ski-Star im Frühjahr 2024 entschied, mit seiner eigenen Skimarke und für die Niederlande, das Herkunfsland seiner Mutter, an den Start zu gehen. Ein Kreuzbandriss im linken Knie am 2. Dezember 2024 stoppte das Comeback des 35-Jährigen allerdings.
"Ich habe dort wahnsinnig geschrieben. Frustration, das ist nicht gerade passiert. Mir war das Team und alles, was dran hängt, ganz wichtig", schilderte Hirscher im "ORF" seine ersten Gedanken. Und fragte sich dann: "Muss dir wer helfen? Wie machst du das jetzt alles?" Hirschers "großer Traum", der Start bei "seiner" Heim-Weltmeisterschaft in Saalbach – auch wenn der gebürtige Salzburger für Oranje gefahren wäre – war plötzlich beendet, "ist in einer Millisekunde geplatzt", wie der Sieger von 67 Weltcuprennen betonte.
Dies habe auch den Umgang mit seinen beiden Kindern verändert. "Es war keine einfache Situation, sie müssen vorsichtig mit dem verletzten Bein umgehen. Das begann bei den einfachsten Dingen, wie Kuscheln. Es ist aber eine lehrreiche Situation, sie merken: Auch der Papa kann sich einmal wehtun", erzählte der aktuell verletzte Ski-Gigant, der auch darüber sprach, dass gerade sein älterer Sohn langsam verstehe, welch prominente Person der 35-Jährige sei. "Das Comeback haben sie mitbekommen. Der Ältere weiß schon, dass der Papa gut Skifahren kann", erzählte der Salzburger.
Hirscher startete sein Comeback rund fünf Jahre, nachdem der Ski-Gigant im Sommer 2019 überraschend in die Ski-Pension abgeschwungen war, mit 30 Jahren – relativ früh für einen derart erfolgreichen Profi-Sportler. Nun brachte der Salzburger aber erstmals Licht ins Dunkel, sprach über seine damaligen Beweggründe. "2019 bin ich relativ unerwartet zurückgetreten, es hat Gründe gegeben. Auch wenn ich darüber noch nie geredet habe, war ich körperlich ausgebrannt, erledigt. Es gab keine Option, weiterzumachen. Da habe ich gesagt: Es ist vorbei. Und nicht, weil die Liebe zum Skisport anders wäre. Ich habe fünf Jahre gebraucht, um wieder auf allen Ebenen fit zu sein.", erzählte der zweifache Olympiasieger und siebenfache Weltmeister dann.
"Ich habe das Riesenglück gehabt, dass ich nie verletzt war, es gab nie eine Pause, ich habe aber auch nie reflektieren können. Meine Karriere hat mit 18 begonnen, ich bin gefahren, bis ich 30 war. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es nicht mehr geht", schob der Star-Weltcupläufer hinterher. Und betonte: "Ich habe mir lange schwergetan, meinen Erfolg anzunehmen. Ich bin niemand, der das Bedürfnis hat, mich vorne hinzustellen. Es war schwer, mit dem öffentlichen Druck umzugehen." Hirscher bezeichnete sich auch selbst als "introvertierte Person".
Nach fünf Jahren packte es Hirscher dann, er kam mit seiner eigenen Skifirma "Van Deer" für drei Rennen in den Weltcup zurück, ehe das Kreuzbandriss die Comeback-Pläne stoppte. Vorwürfe, er habe lediglich seine eigenen Skier angeschnallt, um die Bretter zu vermarkten, wischte Hirscher derweil beiseite. "Es würde andere Wege geben, die schonender für den Körper und nicht so zeitintensiv sind. Wenn es die Motivation wäre, würde man es nicht durchhalten. Man trainiert nicht so viel, um ein bisschen Marketing zu machen", stellte der Skifirmen-Boss klar.
Doch gerade die Zeit in seiner "Ski-Pension" habe den Salzburger besonders weitergebracht. "Es waren sicherlicht die wertvollsten fünf Jahre", meinte der 35-Jährige. Das Rampenlicht habe er nie vermisst: "Da war ich richtig froh", lachte Hirscher, schob aber Fragen hinterher, die er sich damals gestellt hatte: "Was macht man mit seiner Zeit? Nicht, dass es fad ist, sondern, was man aus seiner Zeit macht", so Hirscher. Letztendlich wollte er mit seinem Comeback auch zeigen: "Wenn man etwas will, aus Überzeugung macht, dass es einen Weg dahin gibt. Das war für mich wichtig."