Niederösterreich

Hoarding-Fall! Verein bleibt auf Tierarzt-Kosten sitzen

Ein vermeintlich simples Kastrationsprojekt wurde für den Verein "Streunertatzen Thermenregion" jetzt zum Ruin. Grund: Die Tiere sind allesamt krank.

Isabella Nittner
Eines der kranken Katzenbabys aus dem Kastrationsprojekt.
Eines der kranken Katzenbabys aus dem Kastrationsprojekt.
Streunertatzen Thermenregion

"Wir sind erledigt", fasst Tierschützerin Silvia Alge, Obfrau der "Streunertatzen Thermenregion", die Situation ihres Vereins zusammen. Die Niederösterreicherin ist verzweifelt: 2020 gründete sie ihren Kleinverein, kümmert sich um Streunerkatzen und vor allem darum, dass die Tiere – wie das Gesetz es seit 2005 bei Samtpfoten verpflichtend vorschreibt – auch kastriert werden.

Doch seit der Pandemie steigen die Zahlen an Streunern exorbitant. Der Grund: Viele Tierhalter, die ihren Samtpfoten Freigang erlauben, kümmern sich nicht um die Kastration der Fellnasen. "Es sind Zustände wie im Ostblock", fasst Silvia Alge, die sich aus Liebe zum Tier Tag und Nacht ehrenamtlich engagiert, es knallhart zusammen.

Tausende Euro für ein Projekt

Ein Animal-Hoarding-Fall im Bezirk Baden brachte den großteils aus privater Tasche finanzierten Verein jetzt an den Rande des Ruins: Auf Anfrage des Amtstierarztes übernahm man gemeinsam mit dem Tierheim Baden und Ternitz ein großes Kastrationsprojekt.

Über 40 Katzen, die als Freigänger auf dem Grundstück eines Seniors leben, sollten zeugungsunfähig gemacht werden. Die Tiere waren über 15 Jahre lang ohne Kastrationen dort gehalten worden und vermehrten sich binnen kürzester Zeit schlagartig. Es gab zahlreiche Beschwerden der Nachbarn, weshalb in Folge auch die Bezirkshauptmannschaft tätig wurde.

Eine weitere der kranken Katzen, die tierärztliche Behandlung brauchen.
Eine weitere der kranken Katzen, die tierärztliche Behandlung brauchen.
Streunertatzen Thermenregion

Doch das Projekt wurde für die "Streunertatzen Thermenregion" zum finanziellen Bumerang. Denn obwohl die Gemeinde die Kosten der Kastrationen übernimmt, bleibt der Kleinverein jetzt auf Tierarzt-Kosten von bislang knapp 5.000 Euro sitzen. "Als wir die Katzen abgeholt haben, waren sicher 70 Prozent hochträchtig. Es gab viele Totgeburten aufgrund des jahrelangen Inzests. Und die Tiere, die überlebten, sind allesamt krank", schildert Silvia Alge. Viele mussten stationär in der Tierklinik aufgenommen werden. Kostenpunkt alleine für die Beherbergung: 100 Euro pro Tag für ein Babykatzerl.

Du willst spenden?
Streunertatzen Thermenregion
Stichwort: Tierarzt
AT91 3204 5000 0199 6420

"Es gab viele Totgeburten aufgrund des jahrelangen Inzests. Und die Tiere, die überlebten, sind allesamt krank."

"Abgesehen von den Kosten macht es nervlich fertig, wenn ein Tier nach dem anderen in den eigenen Händen stirbt, nachdem man Tag und Nacht versucht hat, es durchzubringen", erzählt die Niederösterreicherin zerknirscht.

Verwaltungsstrafe "hilft uns nichts"

Die Tierschützerin ist sauer: "Wir reden hier nicht von einer armen Person, die kein Geld für Kastrationen hätte, sondern von einer Person, die sich die Kosten dafür von der öffentlichen Hand bezahlen lässt."

Eine Verwaltungsstrafe wegen der Missachtung der Kastrationspflicht sei beim besagten Fall keine Lösung, ist Alge überzeugt. "Das hilft uns ja nichts, die Tierarztkosten bleiben ja trotzdem offen", weiß sie nicht weiter. Bis wirklich alle Katzen "durchkastriert" seien, dürfte es noch dauern.

"Letztens wurde von Nachbarn wieder eine Babykatze entdeckt. Das heißt, es gibt noch mehr", ist die Tierschützerin überzeugt.

Bereits Ende 2022 berichtete "Heute" über den regelrechten Boom an Streunerkatzen in ganz Niederösterreich.

1/54
Gehe zur Galerie
    <strong>02.05.2024: Wiener von U-Bahn eingezwickt, bekommt 14.000 Euro.</strong> Im letzten Moment sprang ein Wiener noch in die U-Bahn, wurde von den bereits schließenden Türen verletzt. Die Wiener Linien gaben ihm die Schuld. <a data-li-document-ref="120034353" href="https://www.heute.at/s/wiener-von-u-bahn-eingezwickt-bekommt-14000-euro-120034353">Weiterlesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120034304" href="https://www.heute.at/s/gewitter-im-anmarsch-wo-es-in-oesterreich-kracht-120034304"></a>
    02.05.2024: Wiener von U-Bahn eingezwickt, bekommt 14.000 Euro. Im letzten Moment sprang ein Wiener noch in die U-Bahn, wurde von den bereits schließenden Türen verletzt. Die Wiener Linien gaben ihm die Schuld. Weiterlesen >>>
    Wiener Linien / Manfred Helmer