Österreich

Höhlenforscher muss für Hilfe nicht zahlen

Heute Redaktion
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Zwei Tage nach dem Acht-Meter-Absturz in der Jack Daniel's Höhle im Salzburger Tennengebirge wurde der verletzte polnische Höhlenforscher in der Nacht auf Samstag geborgen. Er wurde mit gebrochenem Becken und zwei Rippen sowie einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus geflogen. Bis Ende der kommenden Woche soll G. in ein Krankenhaus nach Polen überstellt werden.

im Salzburger Tennengebirge wurde der verletzte polnische Höhlenforscher in der Nacht auf Samstag geborgen. Er wurde mit gebrochenem Becken und zwei Rippen sowie einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus geflogen. Bis Ende der kommenden Woche soll Marek G. in ein Krankenhaus nach Polen überstellt werden. Die Kosten für den Einsatz trägt zu einem Teil die Gemeinde Abtenau, den Rest die Versicherung des Polen.

Höhlenrettungsarzt Jakob Crammer hatte den Verletzten während der zweiten Hälfte der Bergung in der Höhle begleitet und medizinisch betreut. "Der Patient war immer ansprechbar, sein Kreislauf war stabil. Er hat kein Wort Deutsch und Englisch gesprochen. Dadurch war die Kommunikation eingeschränkt", schilderte Crammer.

Einige Brüche, schmerzhafte Prellungen, aber keine OP nötig

Auch die Ärzte in Salzburg waren angenehm überrascht, wie gut es dem 27-jährigen Höhlenforscher geht. "Alle Verletzungen sind ausheilbar", freut sich Primar Herbert Resch. Schmerzen leidet der junge Pole trotzdem, denn die Liste seiner Verletzungen ist lang. Gebrochenes Becken, zwei gebrochene Rippen, ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, zahlreiche Prellungen und Blutergüsse, OP ist aber keine notwendig. "Wichtig ist, dass die Lunge nicht verletzt ist. Er hat keine Atemprobleme. Der massive Bluterguss am linken Oberschenkel schmerzt ihn aber noch sehr. Und er fühlt sich noch etwas geschwächt. An den Unfallhergang kann er sich grob erinnern", schilderte Resch. Mit einer Physiotherapie soll bereits am Montag begonnen werden. "Wir werden ihn in den nächsten Tagen langsam mobilisieren", sagte Resch. Derzeit kann der Verletzte noch nicht aufstehen.

"Wieder Extremsport-fähig"

Der Patient sei sehr durchtrainiert und habe eine außergewöhnliche körperliche und mentale Stärke mitgebracht, sagte der Arzt. Das half bei der Bergung und wird ihm auch bei der Heilung hilfreich sein. "Wir konnten ihn relativ rasch mobilisieren und mit wenig Pausen transportieren", freuten sich die Retter schon bei der Bergung. Marek G. wird, wenn alles so läuft, wie wir das zum jetzigen Zeitpunkt glauben, wieder Extremsport-fähig" werden, zititert der "ORF" Resch.

Rettung am Samstag um 2.18 Uhr

Laut der Sprecherin der Salzburger Bergrettung, Marie Riedler, konnte der verunglückte Höhlenforscher am Samstag um 02.18 Uhr aus der Jack Daniel's Höhle gebracht werden. Die Bergung hatte sich zum Schluss etwas verzögert, weil die Bergretter aufwendige technische Umbauarbeiten an einem Flaschenzug vornehmen mussten.

Die Einsatzleitung hatte für den Nachtflug einen geeigneten Bundesheer-Hubschrauber angefordert, und zwar eine Alouette III.; Pilot und Copilot verwendeten Nachtsichtbrillen, mussten wegen Nebels einige Runden drehen, ehe gelandet werden konnte. Für den äußersten Notfall war auch ein Abtransport in einer Trage ins Tal angedacht.

160 Meter in wenigen Stunden

Am Freitagnachmittag hatte sich der Verletzte noch in rund 160 Metern Tiefe befunden. Die Bergung gehe gut voran, hatte es geheißen, so dass mit der Rettung in der Nacht schon gerechnet worden war. Knapp 80 Salzburger Retter waren insgesamt im Einsatz. Unterstützt wurden sie von Helfern aus anderen Bundesländern und aus Bayern.

Viele der Hilfskräfte standen zuletzt schon bei der Bergungsaktion im Untersberg im bayerischen Berchtesgaden im Einsatz: Dort war im Juni der verunglückte in einer zwölftägigen Rettungsaktion von mehr als 700 Helfern aus der Riesending-Schachthöhle befreit worden.

Seite 2: Was hat der Einsatz gekostet?

Der Patiententransport in der Höhle dauerte insgesamt 22 Stunden und 50 Minuten, wie Höhlenretter Christian Roither erklärte. Für den Rettungseinsatz seien drei Tonnen Material auf den Berg gebracht worden, teils mit Körperkraft, teils mithilfe eines Polizeihubschraubers. Insgesamt wurden 52 Hubschrauberflüge gezählt. "2,5 Tonnen sind noch oben im Zelt gelagert", sagte Roither. Diese Gegenstände müssen noch vom Berg geholt werden.

Über die Kosten der Bergung konnte der Bürgermeister von Abtenau, Johann Schnitzhofer (ÖVP), noch keine Angaben machen. Die Gemeinde als zuständige Behörde werde die Kosten zusammenstellen. "Einen gewissen Teil wird die Gemeinde zu tragen haben", sagte der Bürgermeister, der sich bei allen beteiligten Einsatzorganisationen und allen ehrenamtlichen Helfern für die gute Zusammenarbeit bedankte.

Gerhard Zehentner vom Salzburger Landesverein für Höhlenkunde ging davon aus, dass Marek G. versichert ist. "Die polnischen Kollegen sind über polnische Alpinverbände sehr gut organisiert."