Die Erinnerung und das Wissen über die Gräuel der Nazi-Zeit verschwinden. Eine aktuelle Umfrage der "Jewish Claims Conference" zeigt alarmierende Wissenslücken bei jungen Menschen – in Österreich und in anderen Ländern – auf. Laut der Studie haben 14 Prozent der befragten Österreicher im Alter zwischen 18 und 29 Jahren noch nie die Begriffe Holocaust und Schoa gehört.
Von den acht befragten Ländern liegt Österreich damit im Mittelfeld. Den fragwürdigen, ersten Platz in diesem Ranking nimmt Frankreich ein. Dort gaben 46 Prozent der jungen Befragten an, nicht zu wissen, was der Holocaust ist.
Für die Studie wurden jeweils tausend Personen in Deutschland, Österreich, Frankreich, Großbritannien, Polen, Ungarn, Rumänien und den USA befragt. Bei den österreichischen Befragten zeigte sich ein verzerrtes Verständnis der Opferzahlen. International ist anerkannt, dass während des Nazi-Regimes sechs Millionen Juden ermordet wurden. In Österreich hingegen glauben 40 Prozent der jungen Erwachsenen, dass die Zahl deutlich niedriger sei.
Ähnlich sah das Ergebnis in Deutschland aus. Dort glauben 15 Prozent, dass die Opferzahl zwei Millionen oder weniger beträgt. In Rumänien unterschätzten 32 Prozent die Zahl der Opfer.
In nahezu allen befragten Ländern glaubt der Großteil der Befragten, dass sich der Holocaust wiederholen könnte. In Österreich teilen 62 Prozent diese Einschätzung. Auch in Deutschland (61 Prozent), Frankreich (63 Prozent), Großbritannien (69 Prozent) und den USA (76 Prozent) wurden ähnlich hohe Werte festgestellt.
Angesichts der Studie zeigte sich der "Zentralrat der Juden" in Deutschland besorgt. "Der besorgniserregende Anstieg antisemitischer verbaler und körperlicher Gewalt, den wir in Deutschland beobachten, hat seine Wurzeln zu einem großen Teil in der Desinformation und dem Mangel an Informationen über den Holocaust", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster. Er appellierte an Politik, Bildung und Medien, gemeinsam gegen diesen Trend vorzugehen.