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Holocaust-Leugner ausgeschlossen

Heute Redaktion
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Bild: SAINT PIO X PRIESTLY FRATERNITY

Die erzkonservative Piusbruderschaft hat den umstrittenen britischen Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson ausgeschlossen. Der heute 72-jährige Williamson hatte 2008 in einem Interview den Mord an sechs Millionen Juden durch die Nazis und die Existenz von Gaskammern bestritten.

Der Beschluss sei gefasst worden, da Bischof Williamson "zur Rebellion aufgerufen" habe und beständig ungehorsam gewesen sei." Williamson habe sich "seit mehreren Jahren von der Führung und Leitung der Priesterbruderschaft entfernt und sich geweigert, den Respekt und den Gehorsam zu zeigen, den er seinen rechtmäßigen Oberen schuldet".

Dieser "schmerzhafte Beschluss wurde im Namen des gemeinsamen Wohls der Bruderschaft gefällt", hieß es in der Presseaussendung. Die Entscheidung sei am 4. Oktober gefasst worden. Die vom verstorbenen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründete traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) wendet sich gegen eine Modernisierung der katholischen Kirche.

Williamson bestreitet Gaskammer-Existenz

Der heute 72-jährige Williamson hatte 2008 im Interview mit einem schwedischen Fernsehsender im Priesterseminar der Bruderschaft in Zaitzkofen bei Regensburg den Mord an sechs Millionen Juden durch die Nazis und die Existenz von Gaskammern bestritten. Wörtlich sagte er damals aus dem Englischen übersetzt: "Ich glaube, dass die historischen Beweise gewaltig dagegen sprechen, dass sechs Millionen Juden vorsätzlich in Gaskammern vergast wurden als vorsätzliche Strategie Adolf Hitlers. (...) Ich glaube, es gab keine Gaskammern."

Der sich mittlerweile vier Jahre hinziehende Fall stürzte die katholische Kirche in eine schwere Krise. Exakt zu der Zeit, als das Interview veröffentlicht wurde, gab der Vatikan die Aufhebung der Exkommunikation von Williamson und dreier weiterer Bischöfe der Piusbruderschaft bekannt. Papst Benedikt XVI. soll jedoch von den Interviewäußerungen nichts gewusst haben.

Verhältnis Vatikan-Piusbrüder gestört

Der Fall belastet noch heute die Verhandlungen des Vatikans mit den Piusbrüdern über die Rückkehr in die katholische Amtskirche. Williamson gilt als schärfster Gegner der 2009 begonnenen Annäherung der Bruderschaft zum Vatikan. Allerdings sind die Gespräche seit dem Frühjahr ins Stocken geraten. Differenzen gibt es besonders aufgrund der Verweigerung einer Anerkennung der Rechtmäßigkeit des Zweiten Vatikanischen Konzils und von dessen Beschlüssen, etwa zur Ökumene, zur Liturgiereform, zur Gewissensfreiheit, zur Religionsfreiheit und zum Judentum.

Strafbefehl in Deutschland

In Deutschland gibt es einen gerichtlichen Strafbefehl gegen den aus der anglikanischen Kirche konvertierten Engländer, der in London lebt. Die Anzeige lautet auf Volksverhetzung, nachdem Williamson in einem Fernsehinterview in Regensburg die Zahl der vom NS-Regime ermordeten Juden auf "höchstens 300.000" beziffert und die Existenz von Gaskammern bestritten hatte. Die Leugnung des Holocaust ist in Deutschland ebenso wie in Österreich strafbar.

Der 72-Jährige muss sich im kommenden Jahr erneut wegen Volksverhetzung vor dem Regensburger Amtsgericht verantworten. Eine erste Verurteilung des Bischofs hatte das Oberlandesgericht Nürnberg (OLG) im Februar wegen Verfahrensmängeln kassiert. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft den Strafbefehl überarbeitet. Dabei geht es um einen Betrag von maximal 6500 Euro.