Österreich

Holocaust-Überlebender Marko Feingold verstorben

Österreichs ältester Holocaust-Überlebender ist tot: Marko Feingold starb ab 19.09.2019 im Alter von 106 Jahren in Salzburg.

Heute Redaktion
Teilen

Marko Feingold ist tot. Der älteste Holocaust-Überlebende Österreichs ist am Donnerstag an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben. Das bestätigte die Israelitische Kultusgemeinde in Salzburg.

Er sei seit einem Oberschenkelhalsbruch im Vorjahr nie mehr richtig zu Kräften gekommen. Feingold verstarb in einem Krankenhaus in Salzburg im Kreise seiner Familie.

Engagement gegen Antisemitismus und Fremdenhass

Marko M. Feingold wurde noch zu Zeiten der österreich-ungarischen Monarchie am 28. Mai 1913 in der heutigen Slowakei geboren. Er wuchs in der Wiener Leopoldstadt auf und wurde von den Nazis 1938 verhaftet.

Zunächst gelang ihm die Flucht, doch 1939 wurde er erneut festgenommen und ins KZ Auschwitz deportiert. Über die Konzentrationslager Neuengamme und Dachau landete er 1941 in Buchenwald, aus dem er 1945 befreit wurde.

Er ließ sich in Salzburg nieder und widmete sein Leben dem Engagement gegen Antisemitismus und Fremdenhass. Er war Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg und blieb bis ins hohe Alter aktiv. "Geschichte, auch die dunkelste und menschenverachtendste, kann sich wiederholen", war seine Überzeugung.

"Nicht nur die jüdischen Gemeinden Österreichs, sondern ganz Österreich hat heute einen ganz besonderen Menschen verloren. Einen Lehrer, Aufklärer, Mahner und vor allem einen wunderbaren Menschen und einen Freund", formuliert es der österreichische Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch.

Reaktionen der Politik

Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich vom Tod Feingolds tief betroffen: "Vor allem die Diskussion mit jungen Menschen war ihm ein besonderes Anliegen. Für die Aufklärung und das Anliegen „Niemals wieder" hat er alles gegeben. Gleichzeitig hat sich Marko Feingold stets für eine positive Entwicklung unseres Landes in einem friedlichen Europa eingesetzt. Meine Gedanken sind in dieser Zeit bei seiner Familie, der ich mein tiefstes Mitgefühl aussprechen möchte", so Van der Bellen.

Die Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Doris Bures (SPÖ) zeigten sich tief betroffen über den Tod von Marko Feingold. Sobotka bezeichnete ihn als "eindrucksvolle Symbolfigur", Bures erinnerte sich: "Gespräche mit ihm waren ein Privileg."

ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Chef Norbert Hofer drückten in Presseaussendungen ihre Anteilnahme aus. "Mit Marko Feingold geht ein beeindruckender Mann von uns, der sich als Zeitzeuge und ältester Holocaust-Überlebender stets dafür eingesetzt hat, dass wir die NS-Gräueltaten niemals vergessen", sagt Kurz.

Norbert Hofer (FPÖ) zeigte sich "tief betroffen": "Sein Wirken und seine Erzählungen waren beeindruckend, aber auch erschütternd und dienen uns allen als Warnung, dass sich so ein dunkles Kapitel unserer Geschichte nie mehr wiederholen darf", so Hofer.

Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger würdigt den Verstorbenen so: "Marko Feingold hat sich sein ganzes Leben aktiv und engagiert für Bildung und Aufklärung eingesetzt. Ich verneige mich vor seiner Tatkraft."