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Homöopathin "heilt" Bub (4) mit Tollwut-Speichel

Heute Redaktion
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Ein aggressiver Hund fletscht seine Zähne. Symbolbild.
Ein aggressiver Hund fletscht seine Zähne. Symbolbild.
Bild: iStock

Der Speichel eines tollwütigen Hundes soll seine Aggressionen und wildes Knurren geheilt haben. Mediziner sind entsetzt, denn Tollwut ist auch für Menschen tödlich.

Dass auch bizarre tierische Substanzen als Heilmittel eingesetzt werden, ist keine Seltenheit. So wird etwa in der traditionellen chinesischen Medizin zermahlenen Tigerknochen heilende Wirkung für Rheuma, Arthritis und nachlassende Manneskraft zugeschrieben. Doch eine Homöopathin aus Kanada hat mit einer anderen zweifelhaften Methode den Vogel abgeschossen.

Naturheilkundlerin und Homöopathin Anke Zimmermann hat einem vier Jahre alten Bub eine Lösung aus verdünntem Speichel eines tollwütigen Hundes verabreicht, um ihn zu "heilen". In einem Aufsehen erregenden Eintrag auf ihrem Blog behauptet Zimmermann, dass das potenziell infektiöse Gemisch erfolgreich das aggressive Verhalten des kleinen Jonah kuriert habe – sie selbst beschrieb das Gebaren des Buben als ähnlich einem "leicht tollwütigen Hund".

Ähnliches mit Ähnlichem heilen

Der Vierjährige hatte ihrer Beschreibung zufolge Probleme einzuschlafen, weil er Angst vor Wölfen, Werwölfen, Zombies und Geistern hätte. Zudem soll er nach Aussage seiner Mutter regelmäßig wie ein Hund knurren – seit ihn ein Vierbeiner knapp zwei Jahre zuvor unabsichtlich oberflächlich an der Hand verletzt hatte. "Wie fühlst du dich, wenn du knurrst?", habe die Naturheilerin ihren Patienten gefragt. Seine Antwort: "Als wie, wenn ein Tornado in mir wütet. Mein Geist ist ein Hurrikan!"

Ihre Behandlungsmethode folgt damit den Eckpfeilern der Homöopathie wonach Ähnliches Ähnliches heilt (Similie-Prinzip) und das Verdünnen die Heilkraft jedes Stoffes verstärken ("potenzieren") soll.

Unter Schulmedizinern ist der Aufschrei groß: "Ich kann absolut nicht nachvollziehen, warum irgendwas, das auch nur dem Speichel eines tollwütigen Hundes ähnlich ist, überhaupt in diesem Land zugelassen ist", ärgert sich Provinz-Gesundheitsrätin Bonnie Henry gegenüber "CBC". Gemeint ist das als homöopathisches Mittel zugelassene "Lyssinum" (Hydrophobinum). "Ich habe auch größte Bedenken, dass so etwas zur Behandlung von augenscheinlich reinen Verhaltensauffälligkeiten eines jungen Kindes eingesetzt wird." Henry, und zahlreiche weitere Experten fürchten, dass solche Mittel der Gesundheit mehr schaden, als helfen würden. (rcp)