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Aktivisten an Gay-Pride in Polen "mit Urin bespritzt"

Eine Demonstration für die Rechte von Homosexuellen wurde in Polen von Gewalt überschattet. Nun spricht ein Betroffener

Heute Redaktion
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Es war die erste Gay-Pride-Parade in der polnischen Stadt Bialystok – und sie endete in Chaos und Gewalt. Eine Gruppe von Hooligans hatte die rund 800 Teilnehmer am vergangenen Wochenende attackiert, "Heute.at" berichtete.

Nun spricht einer der Betroffenen. Im Interview mit dem Online-Medium "Watson.de" schildert er, wie die Angreifer den Demonstranten schon beim Start des Marsches aufgelauert hätten.

"Die Demo startete auf einem zentralen Platz in der Stadt, der an eine Anhöhe grenzt. Drumherum standen Hunderte Nazis, Hools und die ganze bunte Mischung an extremen Rechten, die uns wie auf dem Präsentierteller auf diesem Platz vor sich hatten." Die Polizei habe den Platz "wie eine Wagenburg zugestellt", sodass es kein Entrinnen gegeben habe.

"Wir wurden bespuckt, permanent beschimpft und mit Urin bespritzt"

Von einem Spießrutenlauf spricht der Aktivist und Historiker, der unter dem Pseudonym Jakob M. in Erscheinung tritt. "Wir wurden bespuckt, permanent beschimpft und mit Urin bespritzt." Der Urin sei in Becher abgefüllt und in die Menge geworfen worden.

Er macht unter anderem die katholische Kirche dafür verantwortlich, dass der Widerstand gegen Homosexuell in Polen so groß ist. Diese versuche, "eine Art Front" gegen LGBT (Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle, Anm. d. Red.) aufzubauen. Die Stadt Bialystok sei zudem ohnehin für ihre Naziszene und ein reaktionäres gesellschaftliches Umfeld bekannt.

Auch führende Politiker machen keinen Hehl aus ihrer Schwulenfeindlichkeit. So hatte der Chef der rechtsnationalistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, Homosexuelle im April als Bedrohung für sein Land bezeichnet. (jbu)