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Hotel-Anschlag in Kabul dauerte 13 Stunden

Die Angreifer, die in der Nacht auf Sonntag in einem Luxushotel mehrere Menschen getötet haben, wurden unschädlich gemacht.

Heute Redaktion
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Nach 13 Stunden ist der Angriff von mehreren Attentätern auf das große Hotel Intercontinental in Kabul nach offiziellen Angaben beendet. Das sagte Innenministeriumssprecher Nasrat Rahimi am Sonntagmorgen.

Ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa vor Ort hörte allerdings danach eine weitere laute Explosion und mehrere kleinere aus dem Hotel.

"Opferzahl viel höher"

Insgesamt seien sechs Zivilisten getötet worden, unter ihnen eine Ausländerin, sagte Ministeriumssprecher Rahimi. Aus welchem Land sie stammte, sagte Rahimi nicht. Sieben Menschen seien verletzt worden. Außerdem seien drei Attentäter ums Leben gekommen. In der Nacht hatten Regierungssprecher noch von vier Angreifern gesprochen.

Afghanische Regierungssprecher sind dafür bekannt, Opferzahlen für die Öffentlichkeit klein zu halten. Ein gerade von Spezialkräften aus dem Hotel geretteter Augenzeuge sagte der dpa, die Zahl der Opfer sei "viel höher" als das, was Regierungssprecher offiziell bestätigten. Die Attentäter hätten gezielt nach Ausländern und Regierungsbeamten gesucht und diese geschossen.

153 Menschen gerettet

Insgesamt seien 153 Menschen aus dem Hotel gerettet worden, unter ihnen 41 Ausländer, sagte ein weiterer Innenministeriumssprecher, Nadschib Danisch. 126 von ihnen hätten die Sicherheitskräfte schon in der Nacht gerettet, die anderen am Morgen.

Nach Angaben eines Innenministeriumssprechers hatten vier bewaffnete Männer das Hotel am Samstagabend um kurz nach 21 Uhr angegriffen. Laut einem Sprecher der Kabuler Polizei waren mehr als vier Stunden nach Beginn der Attacke drei der vier Täter getötet worden. Einige Medien berichteten in der Nacht, dass aber noch mehrere Täter am Leben seien und weiter gegen die Sicherheitskräfte kämpften.

Taliban-Sprecher wusste nichts

Die Szenerie weckte in Anwohnern Erinnerungen an einen ähnlichen Angriff im Jahr 2011, als neun Attentäter der radikalislamischen Taliban das Hotel, das schwer bewacht auf einem bewaldeten Hügel liegt, angegriffen hatten. Sie hatten mehrere Sicherheitsposten überwunden und waren dann Hotelflure auf und ab gerannt und hatten in Zimmer geschossen. Etwa ein Dutzend Gäste, Hotelangestellte und Sicherheitskräfte wurden getötet. Die Angreifer konnten erst nach mehreren Stunden unschädlich gemacht werden.

Zunächst bekannte sich keine Organisation zu der Tat. Ein Sprecher der Taliban sagte der Nachrichtenagentur dpa, er müsse erst prüfen, ob es sich um einen Talibanangriff handle.

US-Botschaft warnte vor Angriffen

Die Sicherheitslage in der afghanischen Hauptstadt hat sich seit Ende der Nato-Kampfmission im Dezember 2014 stark verschlechtert. 2017 gab es dort mehr als 20 schwere Anschläge der Taliban und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit insgesamt mehr als 500 Toten. Bei dem ersten Anschlag im neuen Jahr auf einen Sicherheitsposten in einem Wohn- und Geschäftsviertel waren Anfang Januar mindestens 20 Menschen getötet und 30 verletzt worden.

Die amerikanische Botschaft in Kabul und das US-Außenministerium in Washington hatten zum Ende der Woche hin über Emails und in den sozialen Medien vor möglichen Angriffen in Kabul gewarnt - unter anderem auf Hotels.

(nag/oli/sda)