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Huawei Sound X bringt im Test die Wände zum Wackeln

Mit dem Sound X erscheint hierzulande der erste Smart-Lautsprecher von Huawei. Und der hat ordentlich Wumms, ihm fehlt es aber noch an Funktionen.

Rene Findenig
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    Huawei Sound X im Test: Bringt Wände zum Wackeln.
    Huawei Sound X im Test: Bringt Wände zum Wackeln.
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    Ein Smart-Lautsprecher um 300 Euro klingt erst einmal recht teuer. Anders sieht es aber aus, wenn man sich den neuen Huawei Sound X genauer betrachtet. Denn Huawei hat sich für seinen Sound X einen Partner gesucht, bei dem Audiophilen sofort ein erstauntes "Oh!" entfährt: Devialet. Der französische Konzern hat sich eigentlich High-End-Lautsprecher zu einem entsprechenden Preis verschrieben – kaum ein Produkt ist hier unter 2.000 Euro zu haben.

    Das Design des Sound X ist schick, aber gewöhnungsbedürftig. Auf der unteren Geräteseite findet sich ein typisches Lautsprecher-Lochmuster, der Rest ist in Hochglanz-Schwarz gehalten. Das sieht edel aus, macht den Sound X aber auch anfällig für Fingerabdrücke. Gelungen ist die Kabelführung: Das Stromnkabel wird unter dem Lautsprecher angeschlossen, das Kabel kann dann so gut wie unsichtbar durch eine Kerbe an der Unterseite aus dem Laustprecher geführt werden.

    An der Oberseite des Sound X findet sich Touch-Bedienfeld, als Hingucker fungieren an beiden Seiten die Ausnehmungen für beiden 3,5-Zoll-Devialet-Dual-Subwoofer. Genial: Dreht man den Sound auf, herrscht nicht nur mächtig Bass, auch die Woofer vibrieren sichtbar, was den Lautsprecher gut vom Speaker-Einheitsbrei mit geschlossenem Gehäuse abhebt. Mit 16,5 Zentimetern im Durchmesser und 20,3 Zentimetern Höhe ist das Teil übrigens recht groß geraten.

    Noch nicht smart genug

    Auch ein Leichtgewicht ist der rund 3,5 Kilogramm schwere Sound X nicht. Durch die auffällige, aber klassische Design-Sprache will man den Sound X nicht verstecken. Das Tüpfelchen auf dem i stellt das Touch-Display dar, das beim Einrichten, Verarbeiten von Befehlen und der Lautstärkeregelung die jeweilige Tätigkeit mit einem bunten Lichtkreis anzeigt. Hier ist übrigens auch ein Näherungssensor verbaut: Das sonst schwarze Display leuchtet auf, wenn sich eine Hand nähert.

    Das Einrichten des Sound X geht schnell von der Hand. Über die "AI Life"-App von Huawei wird der Lautsprecher erkannt und mit dem heimischen WLAN verbunden. Per Audiocast soll darüber Musik abgespielt werden, unterstützte Dienste sind aber noch schwer zu finden. Einfacher gestaltet sich das Ganze, wenn man das Smartphone per Bluetooth (auch über NFC) verbindet und dann Musik am Sound X streamt. Generell ist die WLAN-Verbindung derzeit noch bis auf Updates etwas ungenutzt.

    Das Problem ist nämlich, dass der Sound X bisher noch nicht smart genug ist. Anders als Amazon-, Google-, Apple- und andere Smart Speaker findet sich am Huawei Sound X zumindest hierzulande noch kein Sprachassistent. Der soll zwar in Form von "Celia" durch ein Software-Update nachgeliefert werden, der Zeitpunkt ist aber noch unbekannt. Entsprechend beinahe ungenutzt bleibt nicht nur das WLAN, sondern auch der Quad-Core-Prozessor, der interne Speicher (8 GB) und der Arbeitsspeicher (512 MB).

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    Einfach erstklassiger Sound

    Auch die sechs Mikrofone des Sound X zeigen überraschenderweise noch keine Funktion, denn trotz Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone lassen sich keine Anrufe über den Sound X tätigen. Auch das soll noch per Update folgen. Doch wie klingt der Lautsprecher überhaupt? Hier gibt es nur eine Antwort: Erstklassig! Per Verstärker, den zwei Tief- und den sechs Höchtönern liefert der Lautsprecher im Frequenzbereich 40 Hertz bis 40 Kilohertz satten Rundum-Sound.

    Dreht man den Lautsprecher voll auf, zeigt sich eine hohe und trotzdem klare Lautstärke, bei der die Woofer ordentlich vibrieren. Das Gerät tut dies aufgrund des Gewichts aber nicht, auch Hörer von lauter Musik müssen keine "zappelnden" Speaker befürchten. Aber: Der Bass ist so stark, dass er tatsächlich Wände erzittern lässt – und für Ärger mit den Nachbarn sorgen könnte. Wer bisher keine teute Audio-Anlage im Betrieb hatte, wird vom Klang des Sound X sofort begeistert sein.

    Selbst bei niedrigen Lautstärken kommt der Bass eindrucksvoll zur Geltung. Daneben liefert der Sound X eine gute Stereo-Leistung, einen warmen Klang, aber manchmal auch eine vom Bass in den Hintergrund gedrängte Vokalmusik. Bei der Soundanpassung geht der Huawei-Speaker übrigens einen anderen Weg als die Konkurrenz mit der Raumausmessung. Hier wird das Eingangssignal an die Audio-Treiber angepasst und damit die Verzögerung verhindert, was eine Wiedergabe der Tonsignale originalgetreu und in Echtzeit ermöglicht. 

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    Hoffen auf baldige Updates

    Nachjustieren lässt sich beim Sound X bisher nicht allzu viel: Über die App kann der Nutzer Bass und Musik-Profile einstellen, mehr Funktionen fehlen bisher noch. Ein Manko, dass sich beim Sound X von der noch zu erwartenden Sprachsteuerung über die eingeschränkten Quellen und das Feintuning noch weiter fortsetzt. Auch die Touchsteuerung bietet noch nicht viel: Lauter, leiser, aktivieren oder deaktivieren der bisher unbenutzten Mikros, Pause und auch das Pausieren der Wiedergabe durch Handauflegen sind möglich.

    Die "Multifunktionstaste" aber hat derzeit nur die Funktion, den Speaker per Bluetooth verbinden zu können. Wer den Huawei Sound X zwischendurch wegpackt, findet übrigens ein Putztuch und eine weiche Stofftasche neben der Anleitung und dem Spannungswandler sowie dem Kabel in der Verpackung. Aktuell ist der Huawei Sound X noch das "Überraschungsei" der Smart Speaker. Er hat alles an nötiger Technik, bietet dabei aber noch fast nichts der damit ermöglichten Funktionen. Derzeit heißt es da, weiter abwarten.

    Klanglich kann allerdings kaum ein Konkurrent mit dem Huawei Sound X mithalten, vor allem der Bass trommelt richtiggehend um die Ohren – und das bei trotzdem klarem Klang. Wer einen echten Smart Speaker mit Sprachsteuerung sucht, ist bis zum hoffentlich kommenden Update beim Huawei Sound X noch falsch. Wer allerdings auf eine Sprachsteuerung pfeift und sowieso nur Musik über Bluetooth streamen will, der bekommt mit dem Huawei Sound X zwar einen etwas teureren, aber klanglich beeindruckenden Lautsprecher.