Österreich

Sam war Straßenhund – nun hilft er Kids beim Lesen

Heute Redaktion
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Als tierische Pädagogen helfen Hugo und Sam Volksschulkindern beim richtig Lesen lernen. Statt Verbesserungen bei Fehlern schaffen die Vierbeiner eine positive Lernerfahrung.

Es ist der Traum vieler Schulkinder: Ein Lehrer, der ihnen zuhört, aber bei Fehlern nicht gleich ermahnt. Statt Kritik bieten Berner Sennenhund Hugo (10) und Mischling Sam (2) weiche Hundeohren, einen "Dackelblick" und den einen oder anderen Seufzer. Dann nämlich, wenn die Aufmerksamkeit der tierischen Leselehrer abdriftet und sie sich lieber gemütlich am Boden ausstrecken.

Was in anderen Ländern schon seit Jahren gang und gäbe ist, holt das Hundezentrum Wien nun auch zu uns. Wie eine Lehrstunde mit Hugo und Sam abläuft, durfte sich "Heute" im Hundezentrum in der Kegelgasse 41 (Wien-Landstraße) ansehen.

"Die Aufgabe von Lesehunden ist es, den Volksschülern die Angst und Hemmung vor dem Lesen zu nehmen, ihr Selbstvertrauen zu stärken und sie dadurch zum Lesen zu motivieren", erklärt Natalie Grüninger (27).

Sie ist ausgebildete Volksschullehrerin und Trainerin der Österreichischen Gesellschaft für tiergestützte Therapie (ÖGTT) und Sam's Frauchen. Schon in ihrer Bachelorarbeit setzte sie sich mit der Frage auseinander, wie weit Tiere Kindern beim Lernen helfen können. "Es ist mittlerweile bewiesen, dass die Anwesenheit von Tieren den Puls senkt, beruhigend wirkt und den Kindern die Hemmungen nimmt", so Natalie zu "Heute".

Von ungarischer Straße ins Wiener Lesezimmer

Seine "pädagogische Karriere" begann Sam als Straßenhund in Ungarn. Tierfreunde entdeckten ihn zusammen mit seinen Geschwistern in Ungarn auf einer Straße. Damals war Sam gerade einmal sechs Monate alt, das Schicksal seiner Mama ist ungewiss. "Ich beschäftige mich seit Jahren mit Tierschutz. Auf einer Webseite eines ungarischen Tierheims bin ich auf Sam's Foto gestoßen und bin hingefahren. Zwei Monate später habe ich ihn dann mitgenommen", erinnert sich Natalie.

Statt Kritik gibt's von den "Lehrern" ein Gähnen

Seither unterstützt Sam sein Frauchen beim Unterrichten, ab nun auch als Leselehrer. Wie gut der das schon kann, stellte er gemeinsam mit Hugo beim Besuch von "Heute" unter Beweis: Ganz gemütlich liegen Melvin (11) und Nina (10) mit den Lesehunden Hugo und Sam in einem Spielzelt, jeder hat einer Buch in der Hand. Dass die tierischen Lehrer ein angenehmes Gefühl vermitteln, bestätigen die beiden.

"Man ist beim Vorlesen mit den Hunden einfach weniger schüchtern als vor Klassenkameraden", erklären sie uns. Positiv sei auch, dass Hugo und Sam keine Kritik üben - nur hin und wieder ist ein Schnaufen oder Gähnen zu hören. So lernen die jungen Leser, dass Lesen etwas Positives ist und entwickeln Spaß daran, es regelmäßig zu üben.

Hunde-Lesen für alle zwischen 6 und 10 Jahren

Geeignet ist das Lesen mit Hund vor allem für Kinder im Alter von sechs bis zehn oder elf Jahren. "Unser Angebot richtet sich an alle Volksschulkinder in Wien und Niederösterreich. Eine Leseeinheit dauert 60 Minuten, da sind aber auch Pausen und Auflockerungsübungen dabei, Bei uns stehen immer mehrere Bücher für die Klassen 1 bis 4 zur Verfügung, daraus können die Kinder eines wählen", erzählt Natalie. Eine Trainingseinheit kostet 25 Euro, die Größe der Gruppe ist auf maximal sechs Kinder begrenzt.

Ab 4. März sind Kurse mit den Leselehrern auf vier Pfoten zu buchen, alle Infos dazu findest Du hier.