Österreich

Toter Waris: Hundehalterin muss 6 Monate in Haft

Lydia W. (49) wurde nach dem Tod des kleinen Waris am Wiener Landesgericht zu 18 Monaten Haft verurteilt – sechs davon unbedingt.

Heute Redaktion
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Bisher schwieg sie – und hat bei der Polizei nur eine von ihrem Anwalt verfasste Erklärung vorgelegt. Heute Vormittag nützte Lydia W. die Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge auf eine unvorstellbare Tragödie darzulegen. Wie berichtet, war der kleine Waris (17 Monate) im September in der Wiener Donaustadt von ihrem Rottweiler "Joey" angefallen und tödlich verletzt worden.

Bei ihrer Aussage vor Gericht wirkte Lydia W., die sich mit einer Schirmmütze maskiert hinter einer Mappe versteckte, weinerlich. Über den Tag des Dramas sagte sie aus: "Ich war in einem Schockzustand. Für mich ist das so schnell gegangen. Mir ist es danach wirklich sehr schlecht gegangen.

Zuhause konnte ich nicht sein. Ich bin zu meiner Mutter gefahren, da die Reporter vor meiner Wohnung waren. Das klingt jetzt blöd, aber ich habe mich nicht heim getraut. Einen Kater hatte ich auch noch, den ich füttern musste. Beim Arzt war ich, weil ich nicht schlafen konnte. Ich habe das Szenario ja noch vor Augen. Auch die Blutlache dort auf dem Weg. Unvorstellbar. Medikamente habe ich auch eingenommen – drei Wochen lang Schlafmittel. Aufgrund dieses Vorfalls wurde mir auch mein Job gekündigt."

Die Hundehalterin hatte ihrem Kampfhund an jenem verhängnisvollen Abend im August 2018 keinen Maulkorb angelegt und war mit 1,44 Promille intus mit einem Arbeitskollegen unterwegs gewesen. "Wir haben drei Gläser Prosecco getrunken – das war vielleicht ein halber Liter. Ich fühlte mich jedoch keinesfalls betrunken und hatte noch die volle Beherrschung über mich", so die Angeklagte, die das Ergebnis des Alkohol-Vortestgerätes anzweifelt: "Die Polizistin hat zwei Mal mit dem selben Röhrchen gemessen und selbst gesagt, dass sie dies zum ersten Mal macht", so Lydia W.

Bereits im Vorfeld des Prozesses war – wie von "Heute" berichtet – herausgekommen, dass der Rüde bereits im November 2017 einen Menschen angegriffen und in den Hals gebissen hatte. Dennoch trug Rottweiler "Joey" im August 2018 wieder keinen Maulkorb, der die Attacke auf Waris verhindern hätte können. Mittlerweile wurde der Hund eingeschläfert.

Lydia W. wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt, 12 davon hat der Richter bedingt nachgesehen. Außerdem muss sie 65.000 Euro an die Opferfamilie zahlen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Selbst der einfühlsamen Staatsanwältin war aber klar: "Es gehört zu den schrecklichsten Dingen, wenn ein kleines Kind stirbt. Keine Strafe und keine Verurteilung kann das wieder gut machen."