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Hunter Killer: So jagt man die 'Roter Oktober' jetzt

Ein untergegangenes Genre feiert Comeback: Gerard Butler in einem soliden U-Boot-Thriller mit bösen Russen.

Heute Redaktion
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Ein russisches U-Boot, ein amerikanisches U-Boot, ein vierköpfiges Navy-Seals-Team, das nach Russland eingeschleust wird, ein abtrünniger Russen-General und ein drohender Nuklearkrieg: Regisseur Donovan Marsh schafft es, ohne Kalten Krieg einen Old-School-Kalter-Krieg-Thriller zu machen.

Wer auch noch bei der zigsten Wiederholung von "Jagd auf Roter Oktober" hängen bleibt, amerikanische Action-Blockbuster à la "Independence Day" mag und kein Fan von Trump ist, sollte sich "Hunter Killer" auch nicht entgehen lassen.

Ein irrer Russe stänkert die USA an

Das Wohl der Welt wird auf und unter dem Meer rund um die Halbinsel Kola entschieden. Dorthin fährt der russische Präsident Zakarin (Alexander Diachenko), um sich mit seinem General und Verteidigungsminister Dimitri zu treffen. Der stellt sich schnell als irrer Putschist heraus, der seinem Präsidenten die Macht entreißen und einen Krieg mit den USA anzetteln will.

Nur einer hat den Durchblick: Gerard Butler

Während der irre General - gut an seinem glasig-glitzernden Blick und der geringen Körpergröße erkennbar - an Land putscht, soll unter Wasser der 3. Weltkrieg begonnen werden. U-Boot-Captain Joe Glass (Gerard Butler) findet mit seiner Crew ein versenktes US-U-Boot, an Bord sind alle tot. Unweit davon dümpelt ein russisches U-Boot manövrierunfähig herum. Schnell erkennt der erfahrene Kapitän als einziger an Bord: Hier ist Sabotage im Spiel. Er befreit die wenigen Überlebenden, darunter Capitän Andropov und nimmt sie als Gefangene.

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Trailer "Hunter Killer":

Gutmenschen vs. "Nur ein toter Russe ist ein guter Russe"-Fraktion

Als klar wird, dass der irre Russen-General die atomare Apokalypse einläuten könnte, fasst die Gutmenschen-Fraktion im Pentagon einen kühnen Plan. Der russische Präsident soll von einem vierköpfigen Seal-Team befreit werden, um den Weltfrieden zu bewahren. Die Flucht soll Joe Glass mit seinem "Hunter Killer"-U-Boot (so heißen Untersee-Gefährte, die für den Angriff auf andere U-Boote gebaut wurden) ermöglichen. Generalstabschef Charles Donnegan, ein Haudegen alter Schule, will die Russkis wegbomben und die komplette Navy in Stellung bringen, denn nur ein toter Russe ist bekanntlich ein guter Russe. Jetzt liegt es an Glass, die Welt davor zu retten.

Grimmig und käsig: Das muss ein Russe sein

Für "Hunter Killer" wurde das Casting-Kontingent in der Kategorie "grimmiger Russe" ausgeschöpft - im Gegensatz zu älteren Filmen dieses Genres handelt es sich allerdings größtenteils wirklich um russische Schauspieler, was in der deutschen Übersetzung von einer dicken Decke grottenschlechter russischer Akzente erstickt wird.

Sir Sean Connery heißt 2018 Mikael Nyqvist

Eine Ausnahme ist der Schwede Mikael Nyqvist, der den U-Boot-Kapitän Andropov spielen darf, der im Alleingang die halbe russische Marine ausgebildet hat. Im Laufe des Films kommt das noch sehr gelegen. Stationiert ist der legendäre Haudegen übrigens am Stützpunkt Poljarny, wo schon Sir Sean Connerys "Rote Oktober" vom Stapel lief.

"Chuuut! Sie chabhen Chussbefähl"

Die Paralellen zum Klassiker aus den 90ern sind mannigfaltig: Legionen von Russen, die viel zu viele "chs" in ihren Dialogen verwenden dürfen. Wenn der irre General Dimitri innerlich händereibend "Chuuut! Sie chabhen Chussbefähl", sagt, erwartet man, dass Sean Connery, diesmal in seiner Rolle als James Bond, ums Eck biegt. Ein Comeback feiert auch das klassische rote Telefon - so richtig mit Hörer und Muscheln, die man ans Ohr hält. Allerdings gibt es unter Wasser natürlich keinen Empfang, wenn man ihn am nötigsten braucht. Die amerikanische Präsidentin (so blond wie Hillary Clinton) bleibt damit unerreichbar.

Böse Patzer trotz guter Recherche

Auch ein Klassiker, wenn auch ein enttäuschender: Als in einer Szene ein Killerkommando mit Sturmgewehren ins Zimmer stürmt, wirft sich der Navy Seal geistesgegenwärtig hinter einen umgekippten Tisch. Die Spannplatte schützt den tapferen Recken wenig überraschend vor dem auf ihn niederprasselnden Kugelhagel. Gerard Butler verbrachte Wochen auf einem U-Boot, um authentisch spielen zu können. Dass dafür an anderer Stelle die physikalischen Gesetze außer Kraft gesetzt werden, hätte nicht sein müssen.

Selbst die Präsidentin bleibt nur Quotenfrau

Einen soliden Russen-gegen-Amis-U-Boot-Thriller wie diesen hat man zuletzt gesehen als Amerika noch die unangefochtene Weltmacht und Frauen maximal Telefonistinnen (und russische Spioninnen) sein durften. Einige Details des Films haben den Sprung in die Gegenwart geschafft. Die Quotenagentin der NSA verweist in einer winzigen Szene einem Mansplainer mit ihrem überlegenen Wissen in seine Grenzen. Ansonsten hält sie ihren Mund. Genau wie die US-Präsidentin, die ebenfalls kaum was zu melden hat.

Überraschende Botschaft

Obwohl Gerard Butler (der auch produzierte) eng mit dem Pentagon zusammenarbeitete, ist die Botschaft des Filmes überraschend. Richtig ist in "Hunter Killer", was die ethisch denkende Einzelperson vertreten kann. Zur Not auch um den Preis des Hochverrats. Vielleicht ließen die US-Militärs das durchgehen, weil auch sie nicht unbedingt scharf darauf sind, ihrem eigenen Präsidenten aufs Wort zu gehorchen.

"Hunter Killer" startet am 25.10. in Österreichs Kinos.

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