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Hurrikan Jose steuert auf zerstörte Karibik-Inseln zu

Heute Redaktion
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Der Wirbelsturm Irma hat einige Inseln der Antillen fast unbewohnbar gemacht. Zeit für den Wiederaufbau bleibt nicht, denn bereits bedroht ein weiterer Sturm die Insel.

Die nördlichen kleinen Antillen wurden bereits von Hurrikan Irma mit voller Wucht getroffen. Eine längere Verschnaufpause bleibt den Bewohnern aber verwehrt: Der US-Hurrikanzentrum hat angesichts des sich nähernden Wirbelsturms Jose für mehrere Inseln eine weitere Hurrikan-Warnung publiziert.

Das Auge Joses wird laut aktuellen Prognosen am Samstagnachmittag (Ortszeit) als Kategorie-4-Hurrikan mit Windspitzen bis zu 240 Kilometer pro Stunde knapp nördlich an den kleinen Antillen von Osten nach Westen vorbeiziehen. Anders als bei Irma wird also der Augenwall, wo bei Wirbelstürmen jeweils die kräftigsten Winde toben, nicht direkt eine Insel treffen.

Die Prognose und die Warnungen des US-Hurrikanzentrums. (9. September 2017) Bild: NHC

Dass Jose den bereits zerstörten Inseln gefährlich wird, zeigen die Vorbereitungen der Behörden:

Jose wird als Erstes Barbuda streifen, die nordöstlichste Insel der Antillen. Die Regierung des Inselstaats Antigua und Barbuda hat die Insel mit Fähren komplett evakuiert, wie "CNN" berichtet. Die Infrastruktur sei von Irma bereits zu 95 Prozent zerstört worden, schätzte Premierminister Gaston Browne nach einer Besichtigung. Auf Barbuda starb ein Kind, als Irma über die Insel fegte. "Ich glaube nicht, dass es einen Raketenforscher braucht, um zu verstehen, dass weiterer Schaden bevorsteht", sagte der Ermittler Frankie Thomas von der Polizei der Inseln Antigua und Barbuda.Etwas später wird der Sturm die Inselgruppe Saint-Barthélemy (FR), St. Martin (FR und NL) und Anguilla (GB) erreichen, für die ebenfalls eine Hurrikan-Warnung herausgegeben wurde. Das französische Innenministerium warnt auf Saint-Barthélemy und St. Martin vor Winden von 130 bis 150 Kilometer pro Stunde, bis zu sechs Meter hohen Wellen und sintflutartigen Regenfällen, wie "Franceinfo" berichtet. Meteo France hat bereits die Warnstufe rot ausgesprochen. Auf der Insel Saint-Barthélemy und dem französischen Teil von St. Martin starben durch Irma mindestens neun Menschen. Sieben weitere Menschen werden vermisst.Über Sint Maarten, dem niederländischen Teil von St. Martin, warfen niederländische Marineinfanteristen aus einem Hubschrauber Flugblätter ab. Darin wurden die Bewohner aufgefordert, Schutzräume aufzusuchen. Durch Irma starb in Sint Maarteen eine Person, im Chaos nach dem Sturm ist es zu Plünderungen gekommen.Die Behörden in Anguilla sind sich nicht sicher, wie sie einen weiteren Sturm überstehen sollen, berichtet die "New York Times". 90 Prozent der Gebäude seien durch Irma beschädigt worden. Die Schiffshäfen und der Flughafen sind nicht mehr betriebsfähig und können deswegen nicht für Evakuierungen gebraucht werden. "Alles ist zerstört, alle Gebäude sind beschädigt worden, es ist eine Katastrophe", sagt ein Polizeisprecher. Die Polizei nehme weiterhin Telefone entgegen, obwohl das Dach der Polizeizentrale weggeblasen wurde. Die Bewohner und die Einsatzkräfte versuchten nun, so gut wie möglich die Trümmer wegzuräumen, sodass sie während Hurrikan Jose nicht herumgewirbelt werden.Für die weiter westlich gelegenen Jungferninseln gelten noch tropische Sturmwarnungen. Es wird erwartet, dass Jose auf seinem Pfad in den Nordwesten seine Stärke verliert und schlussendlich über dem Atlantik versiegt.Jeff Masters von US-Wetterdienst Weather Underground schätzt, Jose werde nach Irma zwar definitiv einen Effekt auf die betroffenen Inseln haben. Sie würden jedoch weitgehend starken Wind und heftigen Regen erleben. Der Sturm werde die Hilfseinsätze erschweren, dies sei jedoch nicht vergleichbar mit dem, was die Region bereits durchgemacht habe.

(mch)