Wegen des Skandals um mehrere Millionen FFP2-Masken, die aus China importiert wurden und falsch deklariert worden waren, war die Hygiene Austria 2021 in die Medien gekommen. Drei Jahre später folgte die Pleite. Am Donnerstag hat im Landesgericht Wiener Neustadt die Schlussrechnungstagsatzung stattgefunden – mit Schock für die Gläubiger.
Sie bekommen laut einer aktuellen Aussendung des Gläubigerschutzverbands Creditreform lediglich eine Quote von sechs Prozent. Wie der ORF berichtet, hat das Insolvenzgericht Forderungen in der Höhe von rund 1,26 Millionen Euro anerkannt, die von rund 40 Gläubigern angemeldet worden sind.
Der Hersteller von Mund-Nasen- und FFP2-Schutzmasken hatte im Februar 2024 einen Insolvenzantrag eingebracht und ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Damals war das Ziel, das Unternehmen nach einer Sanierung in kleinerem Rahmen weiterzuführen und den Gläubigern innerhalb von zwei Jahren die Mindestquote von 20 Prozent zu zahlen – das konnte nicht erfüllt werden.
Zum Hintergrund: Hygiene Austria LP GmbH wurde gleich zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 als Gemeinschaftsunternehmen von Lenzing und Palmers gegründet. Nach außen präsentierte sich das Unternehmen als heimischer Betrieb mit Produkten "Made in Austria". Politiker-Delegationen wurden empfangen, die große staatliche Aufträge organisierten.
Ermittler entdeckten 2021 in der Produktionshalle der Hygiene Austria Arbeiter, die Masken aus China mit dem Etikett "Made in Austria" umlabelten – teils ohne Anmeldung bei der Sozialversicherung. Der Verdacht lautete auf organisierten Betrug und Schwarzarbeit. Das Unternehmen räumte ein, nur in Spitzenzeiten Ware aus China bezogen zu haben. Zudem stand der Betrieb im Verdacht, beim Import von Millionen Masken hunderdtausende Euro an Abgaben hinterzogen zu haben. Auch politisch sorgte die Affäre für Aufsehen: Die Familie des damaligen Geschäftsführers soll Verbindungen ins Umfeld des Bundeskanzlers gehabt haben. Die Arbeiterkammer brachte mehr als 100 Klagen wegen ausständiger Löhne ein. 2024 folgte schließlich die Insolvenz.
Erst später ist bekannt geworden, dass Masken aus China als Wertarbeit aus Österreich angepriesen und verkauft wurden. Zudem gab es gegen Ende der Pandemie Berichte über Abgabenbetrug durch das Unternehmen – Steuerhinterziehung im großen Stil. Sowohl Palmers als auch die Hygiene Austria hatten das stets zurückgewiesen. 2023 wurde schließlich das Ermittlungsverfahren dazu eingestellt.
Als Grund für die Insolvenz im Vorjahr hat die Hygiene Austria "massive Umsatzeinbrüche aufgrund des Auslaufens der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen, erheblichen Rückgang bei der Abnahme von Gesichtsmasken sowie diverse anhängige Gerichtsprozesse" angegeben.