Wirtschaft

"Ibiza hörte sich nach erotischer Geschichte an"

Christoph Dichand, Herausgeber der "Kronen Zeitung", sprach in der Süddeutschen Zeitung erstmals über Ibiza, Strache, Benko – und Loyalität.

Heute Redaktion
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Christoph Dichand ist Herausgeber und Chefredakteur der "Kronen Zeitung"
Christoph Dichand ist Herausgeber und Chefredakteur der "Kronen Zeitung"
picturedesk.com/Karl Schöndorfer, picturedesk.com/APA/Herbert Neubauer/

Er ist seit 2003 Chefredakteur, seit dem Tod seines Vaters im Jahr 2010 auch Herausgeber von Österreichs größter Tageszeitung – die Rede ist von "Krone"-Chef Christoph Dichand. Das Rampenlicht und öffentliche Auftritte meidet der Jurist, öffentliche Wortspenden sind eine Rarität. Zum 60. Jubiläum seiner Zeitung gewährte der 55-jährige Verleger (er ist mit "Heute"-Chefin Eva Dichand verheiratet) im Vorjahr dem eigenen Blatt ein Interview, das Conny Bischofberger geführt hat. Nun sprach Dichand in der "Süddeutschen Zeitung" mit Redakteur Oliver Das Gupta ausführlich über seine Sicht auf Ibiza, den Gesellschafterstreit mit René Benko und sein journalistisches Selbstverständnis. Getroffen haben sich der SZ-Journalist und der Verleger in der Salzburger Dependance der "Krone".

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Dichand über Ibiza-Abend

"Es war klar, dass da etwas auf uns zukommt. Aber Inhalt und Wucht des Ganzen haben dann doch überrascht. Als meine Kollegen und ich in der Wiener Krone-Redaktion am Abend des 17. Mai 2019 die Videosequenzen gesehen und die Texte gelesen haben, war es gespenstisch. Strache hatte sich vor der Veröffentlichung übrigens noch an mich gewandt."

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Dichand über Strache

"Strache tauchte plötzlich bei einer Veranstaltung unserer Anzeigenabteilung am Wiener Naschmarkt auf und nahm mich für ein paar Minuten zur Seite. Da käme etwas Unschönes, meinte er, er sagte etwas von Frauen und einem Video. Für mich hörte sich das nach einer erotischen Geschichte an."

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Dichand über Kauf-Absicht

"Die Sache ist relativ einfach: Funke will verkaufen, und wir wollen kaufen. Da müsste man sich doch eigentlich treffen können - natürlich auf Grundlage der bestehenden Verträge."

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Dichand über Loyalität

Ob bei der "Krone" Stellen abgebaut werden müssen oder nicht, könne Dichand noch nicht sagen. Niemand wisse, wie sich die Krise in der Wirtschaft entwickeln wird. Aber: "Wir halten in der Krise zu unseren Mitarbeitern: Bei der 'Krone' gibt es keine Kurzarbeit, Beiträge zu Betriebsrenten blieben unangetastet, auch Abfindungen wurden nicht gestrichen"

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Dichand über Solidarität

"Ich weiß meine Mitarbeiter an meiner Seite, umgekehrt können sich loyale Kollegen auch auf mich verlassen: Wir halten zusammen."

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Dichand über Journalismus

"Journalisten haben eine besondere Aufgabe, sie müssen Distanz wahren, sie müssen wachsam sein:"

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Dichand über Benko

"Benko passt mit seinen Unternehmungen einfach nicht zu unserer Marke." Dichand geht davon aus, dass der Unternehmer, die Unabhängigkeit der Krone als "Trophäe in seinen Wirtschaftsladen" stellen möchte. "Er wollte ja sogar Herausgeber werden", verrät der "Krone"-Chef. Auch rät er jedem Politiker, dem Milliardär nicht zu nahe zu kommen: "Er hat als einer der Ersten in der Corona-Krise nach staatlichem Geld gerufen - bezeichnenderweise saß er dabei auf der Sonnenterrasse seines Chalets und hat versucht, mit dem Handy entsprechende Hilfen zu ordern."

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