Gesundheit

"Ich hatte Symptome und ließ mich nicht testen"

Einige Menschen sträuben sich gegen einen Corona-Test. Zwei Betroffene erläutern ihre Gründe.

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Ein Teil der Personen, die Corona-Symptome aufweisen, lässt sich nicht testen.<br>
Ein Teil der Personen, die Corona-Symptome aufweisen, lässt sich nicht testen.
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Eine nicht repräsentative Leserumfrage zeigt, dass 15 Prozent der über 7.200 Teilnehmer sich auch bei Symptomen nicht auf Corona testen lassen würden. Ein Test-Verweigerer erzählt, er habe nicht seinen gesamten Betrieb in Quarantäne schicken wollen. Für den Infektiologen Andreas Cerny ist dieses Verhalten unverständlich.

Er sieht das große Problem aber bei der Überlastung des Testsystems.

Einer der vielen Test-Verweigerer ist der 23-jährige Kaufmann F. D.* aus Zürich. "In meinem Fußballteam sind drei Personen positiv getestet worden. Zur gleichen Zeit hatte ich ebenfalls leichte Corona-Symptome." Dennoch entschied er sich bewusst dazu, sich nicht auf Corona testen zu lassen. Der Grund: "Wäre ich positiv getestet worden, hätte der gesamte Betrieb in Quarantäne gemusst, und wir hätten den Betrieb für zehn Tage schließen müssen. Das hätten wir uns finanziell nicht leisten können", sagt D.

"Test ist schmerzhaft"

Statt sich testen zu lassen, habe er deshalb während zehn Tagen Homeoffice gemacht oder sei erst abends im leeren Büro arbeiten gegangen. Nur seiner Familie und seinen besten Freunden habe er von seiner möglichen Infektion erzählt: "Sie hielten während der zehn Tage Abstand zu mir, andere Menschen habe ich nicht getroffen." D. resümiert, dass letztendlich alles gut ausgegangen sei: "Es hat niemand in meinem Umfeld Symptome entwickelt, und ich war nach wenigen Tagen wieder ganz gesund."

Auch die 33-jährige L. E.* würde erst wieder zum Corona-Test gehen, wenn sie Fieber und Atemnot hätte. Sie ließ sich letzte Woche testen, da sie an Halsweh litt – mit negativem Resultat. "Man muss nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Test gehen", findet sie. Denn der Test sei nicht nur schmerzhaft und unangenehm, sondern auch teuer für den Staat.

Infektiologe kritisiert Verhalten scharf

E. ist der Meinung, man solle sich nicht zu stark einschüchtern und zum Test drängen lassen: "Ich bin sowieso vom Herbst bis in den Frühling erkältet. Da darf ich bei etwas Halsschmerzen auch davon ausgehen, dass es kein Corona ist." In Zukunft will sie ihre Symptome zuerst beobachten und dabei nur wenige fremde Personen treffen.

Für den Infektiologen Andreas Cerny ist dieses Verhalten unverständlich: "Nimmt man diese Krankheit nicht ernst und lässt sich nicht testen, gefährdet man sich selber und andere – oder trägt zumindest zur Weiterverbreitung des Virus bei."

"Das Testing ist überlastet"

Das große Problem bei der Teststrategie liegt laut Cerny aber an einer anderen Stelle: "Unsere Testkapazität kommt dem explosiven Anstieg der Infektionen nicht mehr nach." Cerny weiß von Kantonen, wo symptomatische Personen ihre Testresultate erst nach bis zu fünf Tagen erhalten. "Das System ist überlastet."

Der Tessiner Infektiologe ist sich deshalb sicher: "Im Moment gibt es sehr viele Personen, die das Virus haben und nichts davon wissen." Die hohe Dunkelziffer zeige sich auch an der hohen Testpositivitätsrate, am Mittwoch betrug sie 27,7 Prozent. Die Fallzahlen repräsentierten das tatsächliche Infektionsgeschehen immer schlechter. "Nur Schnelltests könnten diese Lücken teilweise füllen." Klar ist für Cerny: "Die Zahlen müssen bald wieder abflachen."

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    Treten Symptome in einer bestimmten Reihenfolge auf, kann das auf eine Coronavirus-Infektion hindeuten, wie <a href="https://www.heute.at/s/die-reihenfolge-der-symptome-kann-coronavirus-entlarven-100100738">Forscher</a>&nbsp;herausgefunden haben.
    Treten Symptome in einer bestimmten Reihenfolge auf, kann das auf eine Coronavirus-Infektion hindeuten, wie Forscher herausgefunden haben.
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