Niederösterreich

"Ich zahle für einen 3.600 €-Kredit 18.000 € retour"

Michaela K. nahm sich 1999 für die Schwiegermama ihres Bruders gut 3.600 € auf, sah null Cent. Sie zahlte bisher 12.000 €, dennoch sind 5.500 € offen.

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Michaela K. (48) mit Anwalt Florian Höllwarth
Michaela K. (48) mit Anwalt Florian Höllwarth
Schaler Daniel

Vor gut 20 Jahren ließ sich die heute 48-jährige Michaela K. von ihrem Bruder überreden: "Die damalige Schwiegermutter meines Bruders brauchte Geld für die Renovierung ihrer Wohnung. Und da er nicht kreditwürdig war, ließ ich mich breitschlagen."

Kredit für "Schwie-Mu" von Bruder

Die gebürtige Niederösterreicherin (Anm.: aus Fels aus Wagram) und jetzt in Wien-Brigittenau wohnhafte Gebäudereinigerin sah von der Gesamt-Kreditsumme über 100.000 Schilling (Anm.: sind gut 7.200 Euro) keinen Groschen. 50.000 Schilling (gut 3.600 Euro) liefen im Kreditvertrag der BAWAG auf Michaela K. als Mitschuldnerin, 50.000 Schilling auf die Ex-Schwiegermutter des Bruders. "Die Ex-Schwiegermutter meines Bruders brauchte das Geld wirklich, ich damals nicht", so Michaela K. 

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    Michaela K. (48)
    Michaela K. (48)
    Schaler Daniel

    Rund ein Jahr lang zahlten beide Frauen die vereinbarten Raten, 2001 kam die Exekution, da Raten nicht bezahlt worden waren. Schließlich wurde eine 50-Euro-Monats-Rate vereinbart, Michaela K. zahlte die 50 Euro monatlich bis zuletzt (Anm.: laut eigenen Angaben und Kontoauszügen), die mittlerweile Ex-Schwiegermutter des Bruders laut Michaela K. nichts.

    2012: über 3.000 €, 2019: über 5.500 € offen

    Im Jahr 2012 wurde auf Nachfrage der 48-Jährigen von der Bawag eine Restschuld von über 3.000 Euro genannt, Michaela K. überwies brav weiter ihre 50-Euro-Raten. Letztes Jahr dann der Schock: Die neuerlich an ein Inkassobüro übergebene Restschuld betrug weit über 5.000 Euro.

    Die 48-Jährige nahm sich Anwalt Florian Höllwarth als Beistand, dieser versuchte, die undurchsichtige Causa zu durchleuchten: "OK, selbst wenn 2001 bereits ein Inkassobüro eingeschaltet worden war, ist die Sache zwischen 2012 und 2019 äußerst fragwürdig. Wie kann es sein, dass meine Mandantin 2012 über 3.000 Euro Restschuld hatte, dann über sieben Jahre hinweg 50 Euro im Monat weiterhin bezahlte und im Jahr 2019 ist die Restschuld auf einmal fast das Doppelte, nämlich über 5.500 Euro. Klar, die Sache ist über 20 Jahre her, aber dennoch kann das nicht so ausarten."

    Das sagt Bank

    Michaela K., die als Gebäudereinigerin gerade mal 1.300 Euro im Monat verdient, will die Causa endlich vom Tisch haben und schuldenfrei werden. Sie gesteht sich ein: "Ich hätte mir wohl schon viel früher rechtlichen Beistand nehmen sollen." Denn: Laut eigenen Angaben hat sie rund 12.000 Euro bereits zurückgezahlt, gut 5.500 Euro sind noch offen - in Summe kommt sie auf Gesamtzahlung von knapp 18.000 Euro.

    Die Bawag wurde zur Kreditangelegenheit schriftlich befragt, berief sich in einer Stellungnahme vorerst aber auf das Bank- und Datengeheimnis. "Heute" holte von der Kundin die schriftliche Entbindung ein und legte diese der Bawag vor. Die Bank in einer zweiten, recht engagierten Mail: "Wir heben den Fall aus und bemühen uns." 

    Die Antwort der Bank nach vier Tagen: "Leider wird der Sachverhalt im Artikel vom 4.9. nicht korrekt dargestellt. Den Sachverhalt dürfen wir nicht näher beauskunften, da nach Rücksprache mit unserem Bereich Recht dazu die Zustimmung bzw. Entbindung vom Bankgeheimnis aller Mitkreditnehmer erforderlich ist."