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Ihr Kiefer hing nur noch an einem Zentimeter Haut

Weil ihr Pferd scheute, erlitt eine 15-jährige Britin eine Verletzung, wie sie ihre Ärzte bisher nur in Kriegsgebieten gesehen hatten.

Heute Redaktion
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Es war der Knall einer Fehlzündung, der Emily Eccles Leben für immer verändern sollte. Das laute Geräusch aus einem Autoauspuff löste eine verhängnisvolle Kettenreaktion aus. Ihr Pferd erschrak dermaßen, dass es durchging. Während es auf einem Feldweg losgaloppierte, rutschten Emilys Füsse aus den Steigbügeln. Sie fiel zur Seite und knallte in diesem Moment mit dem Kopf gegen den hölzernen Pfosten eines Viehgatters.

Noch im Fallen sah die Schülerin aus dem Augenwinkel etwas Rotes auftauchen. "Ich schaute nach unten und dachte nur "Ich weiß nicht, was das ist"", erinnerte sie sich im "Independent". Sie sei so geschockt gewesen, dass sie kaum Schmerzen verspürt habe. Im Krankenwagen habe sie dann Zähne und Knochen gesehen und sich gefragt: "Ist das mein Kiefer?"

OP dauerte fünfeinhalb Stunden

Tatsächlich wurde beim Unfall die linke Hälfte von Emilys Unterkiefer beinahe vollständig abgerissen. Einzig ein etwa ein Zentimeter langes Stück Haut verband ihn noch mit Emilies Kopf. Die Ärzte um Ricardo Mohammed-Ali vom Sheffield's Children HoKrankenhaus benötigten fünfeinhalb Stunden, drei Titanplatten und 160 Stiche, um Emilys Gesicht wiederherzustellen. Es gelang ihnen, alle Zähne bis auf einen zu retten.

Sie lieferten ganze Arbeit. Nur einen Monat später war Emily so weit genesen, dass sie pünktlich zum Schulbeginn wieder am Unterricht teilnehmen konnte. Ihre Narben verheilen gut. Laut ihrem Arzt sollen sie bereits in einem Jahr auf die Distanz, auf der sich zwei Menschen miteinander unterhalten, nicht mehr zu erkennen sein.

Brief an die Queen

Dass es Emily heute wieder so gut geht, bezeichnet ihre Mutter als Wunder. Denn eine Verletzung von dieser Schwere hatten Emilys Ärzte außerhalb von Kriegsgebieten bei einem Kind noch kaum gesehen, wie Mohammed-Ali in einer Mitteilung zitiert wird.

Emily sagt, dass sie Mohammed-Ali nicht genug danken könne. Alles, was er in seiner Karriere getan habe, habe dazu geführt, dass er in jener Nacht Bereitschaftsdienst gehabt habe. Sie habe inzwischen der Queen geschrieben und sie gebeten, ihren Doktor in den Adelsstand zu erheben. Sie habe bereits eine Antwort vom Sekretär der Königin erhalten, wonach ihr Antrag an die entsprechenden Stellen weitergeleitet worden sei.