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IKG-Präsident Ariel Muzicant tritt zurück

Heute Redaktion
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Ariel Muzicant ist ein langjähriger FPÖ-Kritiker. Besonders nach der Regierungsbeteiligung der FPÖ in der Bundesregierung Schüssel I im Februar 2000 wurde Muzicant zur Zielscheibe rechter Agitatoren, die unter Hinweis auf die Tätigkeit Muzicants als erfolgreicher Immobilienmakler antisemitische Klischees wie etwa des intriganten, in illegale Machenschaften verwickelten jüdischen Geschäftsmannes bedienen.

Wochenlang wurde spekuliert, nun ist es fix: Ariel Muzicant tritt als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde zurück. Bei der Vorstandssitzung am Dienstag kommender Woche werde er seinen Rücktritt ankündigen und zugleich seinen bisherigen Stellvertreter, Oskar Deutsch, als Nachfolger vorschlagen. Ausschlaggebend für Muzicants Schritt sei, dass er soeben sein 60. Lebensjahr vollendet habe, hieß es aus der IKG.

Die Bestellung Deutschs obliegt dann den 24 Mandataren im Vorstand. Von einer Mehrheit für ihn ist indes auszugehen, gehört er doch zu Muzicants Liste "Atid". Unabhängig davon finden dann im November die Wahlen in der IKG statt. Schon lange war bekannt, dass Muzicant dabei nicht mehr anzutreten gedenkt, sein Rückzug kommt insofern auch nicht überraschend. Er stand der Wiener Kultusgemeinde seit 1998 vor.

"Es ist alles planmäßig", sagte Muzicant, der am Sonntag seinen 60. Geburtstag feierte, am Dienstag. Der Termin für die IKG-Wahl ist zwar noch nicht fix, voraussichtlich werde aber rund um den 20. November gewählt, meinte IKG-Generalsekretär Raimund Fastenbauer.

Laut der Tageszeitung Die Presse gibt es erstmals seit langer Zeit wieder einen chancenreichen Gegenkandidaten für Deutsch, den Psychiater Martin Engelberg.

Vehementer FPÖ-Kritiker

Muzicant ist ein langjähriger FPÖ-Kritiker. Besonders nach der Regierungsbeteiligung der FPÖ in der Bundesregierung Schüssel I im Februar 2000 wurde Muzicant zur Zielscheibe rechter Agitatoren, die unter Hinweis auf die Tätigkeit Muzicants als erfolgreicher Immobilienmakler antisemitische Klischees wie etwa des "intriganten, in illegale Machenschaften verwickelten jüdischen Geschäftsmannes" bedienen.

Kurz, nachdem Haider die von Muzicant aufgezeigten Übergriffe gegen jüdische Mitbürger angezweifelt hatte, präsentierte Muzicant in einer Live-Fernsehsendung im ORF eine Mappe mit Drohbriefen, die er innerhalb von Wochen erhalten hatte, worauf seitens der FPÖ versucht wurde, Muzicant die Glaubwürdigkeit abzusprechen.

Haiders umstrittener "Ariel"-Sager

Am so genannten Politischen Aschermittwoch 2001 verlautete Jörg Haider in Anspielung auf die bekannte Waschmittelmarke Ariel vor laufender Kamera: " … der Herr Ariel Muzicant: Ich verstehe überhaupt nicht, wie wenn einer Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben kann; das verstehe ich überhaupt nicht ...", worauf Muzicant klagte.



In einer bekannt gewordenen Studie wiesen Anton Pelinka und Ruth Wodak den antisemitischen Gehalt dieses Satzes nach.Nachdem Haider in fünf Ehrenerklärungen diese Äußerung und andere Vorwürfe zurückgenommen hatte, konnte der Gerichtsfall außergerichtlich bereinigt werden.
Goebbels-Vergleich

2009 geriet Muzicant erneut in die Schlagzeilen. Nachdem er den FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl mit Joseph Goebbels verglichen hatte, bezeichnete ihn der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) indirekt als "Ziehvater des antifaschistischen Linksterrorismus". Muzicant forderte daraufhin "unmissverständliche Konsequenzen" im Nationalrat.
Seit 2009 betreibt Muzicant die Website "Kellernazis in der FPÖ". Der Begriff geht auf einen Artikel in der Zeitschrift profil zurück.