Die umfangreiche Anklage der WKStA schmeckte zwei Betreibern eines bekannten China-Restaurants in der Wiener Innenstadt am Montag am Landesgericht sichtlich nicht. "Ich finde es unfair, dass ich heute hier sitzen muss", wirkte die angeklagte Service-Chefin und Co-Gesellschafterin des beliebten Wok-Lokals gleich zu Beginn der Verhandlung (süß-)säuerlich.
Doch die vom Amt für Betrugsbekämpfung ermittelten Vorwürfe und die Forderungen der Finanz gegen die 47-Jährige und ihren Co-Geschäftsführer sind gesalzen. Mehr als 500.000 Euro sollen die beiden Lokal-Chefs von 2014 bis 2019 dem Fiskus abgekocht haben – mit einem technischen Spezialtrick.
Durch ein ausgeklügeltes IT-System mit klingendem Namen "Restaurant Manager Herr Ober" sei die Registrierkasse des beliebten Asia-Tempels manipuliert worden, so die WKStA: Umsätze wurden entweder als Trinkgelder verbucht oder gänzlich aus der Buchführung entfernt. Eine beträchtliche Summe Schwarzgeld dürfte sich so über die Zeit angehäuft haben.
Doch vom Geld fehlt jede Spur. "Meine Mandanten sind bescheidene Leute, die 60- bis 80 Stunden im Restaurant schuften", versuchte der Verteidiger den Senat einzukochen. Dann haute er die hohe Schadensschätzung der Finanz ("haarsträubend") verbal in die (Wok-)Pfanne.
Nachdem der Richter die Angeklagten ordentlich gegrillt hatte, bekannten sie sich teilweise schuldig. Das IT-System hätte aber ein Dritter installiert, hieß es. Überraschend: Das City-Lokal läuft trotz der langjährigen Ermittlungen und Anklage wegen Abgabenhinterziehung und Steuerbetrugs weiterhin wie geschmiert. Bis zu zehn Jahre Haft drohen. Vertagt, die Unschuldsvermutung gilt.