Österreich

Bald knackt Wien die 2-Millionen-Marke

Heute Redaktion
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Wien wächst weiter: Wie die neue Bevölkerungsprognose der Stadt zeigt, werden in Wien in neun Jahren über zwei Millionen Menschen leben. Die Zuwanderung sinkt aber.

In regelmäßigen Abständen von vier bis fünf Jahren erstellt die MA23 (Statistik Wien) eine Bevolkerungsprognose fur die nachsten 30 Jahre. Das Ziel der kleinraumigen Bevolkerungsprognose Wien 2018 sei es, der Stadt Wien eine Grundlage fur bedarfsgerechte Planungen in den 23 Bezirken und den 250 Zahlbezirken (den Wiener "Gratzln") zur Verfugung zu stellen, erklärten der Leiter der MA23 Klemens Himpele und der Projektleiter der Prognose in der MA23 Ramon Bauer am Donnerstag im Rahmen eines Mediengesprächs..

Die aktuelle Zahlen zeigen, dass Wien weiter wächst. Bereits in rund neun Jahren wird die Zwei-Millionen-Grenze überschritten. Im Jahr 2035 könnte dann auch der historische Bevölkerungshöchststand von 1910 (2.083.630 Einwohner) übertroffen werden.

Laut der aktuellen Prognose werden im Jahr 2048 bereits 2.178.000 Menschen in Wien leben. "Das sind um 289.000 Personen mehr als 2018, entspricht also der heutigen Größe von Graz", heißt es von der MA23.

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(Quelle: MA23)

Babyboom hält an und wird Wirtschaftsmotor

Die Geburtenzahl bleibt laut den Zahlen weiterhin hoch und liegt bei über 20.000 pro Jahr. Bei den Sterbefalle ist ab Mitte der 2020er-Jahre bis 2048 ein leichter Anstieg zu verzeichnen (von 16.000 auf uber 17.500 pro Jahr). Das heißt, dass die Geburtenbilanz bis zum Ende der Prognoseperiode positiv bleibt (zwischen +5.000 und +3.500).

Verantwortlich für das zuruckliegende starke Bevolkerungswachstum seit dem Jahr 2001 sei zu 90 % auf Zuwanderungsgewinne und zu 10 % auf eine positiven Geburtenbilanz zurückzuführen. Dieses Verhaltnis durfte sich aber laut der Prognose stark andern: Ab den 2030er- Jahren werden die Geburtenuberschusse fur etwa 50 Prozent des Wachstums verantwortlich sein.

Zuwanderung wird weiter zurückgehen

Nach der Flüchtlingskrise 2015 und der damit stark erhöhten Zuwanderung zeigen die Zahlen nun wieder nach unten. "Die Zuwanderungsgewinne in Wien sinken seit 2016 und werden in den nachsten Jahren weiter zuruckgehen. Das starke Wachstum der letzten Jahre, getrieben durch EU-Arbeitsmarktoffnung, Bildungswanderung und Fluchtlingszuwanderung, durfte vorbei sein", erklärt Himpele.

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(Quelle: MA23)

Auch der Anteil der im Ausland Geborenen stagniert: Während hier in den letzten Jahren eine Zunahme von sechs Prozent zu verzeichnen war, wird dieser in Zukunft nur geringfügig ausfallen. Die MA23 rechnet mit einem Plus von drei Prozent (von 36 auf 39 Prozent; im Jahr 2011 lag der Wert bei 30 Prozent).

2018 beträgt der geschatzte Wanderungsgewinn etwa +8.500 Menschen, fur die 2040er-Jahre wird eine Senkung auf +3.000 angenommen. Deutlich geringer als der jährliche Durchschnittswert der Jahre 2001-2017 der bei rund +18.000 Menschen lag. Hauptgrund für das schwacher prognostizierte Bevolkerungswachstum seien die sinkenden Zuwanderungsannahmen.

Wien wird älter, bleibt aber jüngstes Bundesland

Nach der jahrzehntelangen Verjungung der Wiener wird das Durchschnittsalter bis 2048 wieder um 2,5 Jahre auf 43,3 steigen. Die Lebenserwartung der Frauen wird 2048 bei 88,5, jene der Manner bei 84,6 Jahren liegen. Der Anteil der Senioren über 65 Jahre wird ebenfalls steigen, jener der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren so gleich bleiben. Laut Prognose geht der Anteil der Erwerbsbevolkerung (15-64 Jahre) etwas zuruck.

Trotz der erwarteten Verdoppelung der absoluten Zahl der Hochbetagten (80+) zwischen 2018 und 2048 auf mehr als 160.000, geht die MA23 davon aus, dass Wien auch in Zukunft das jungste Bundesland Osterreichs bleiben wird.

Innenbezirke wachsen unter dem Durchschnitt

Von der Bevölkerungsentwicklung wird die Wiener Bezirke unterschiedlich betreffen. In der Prognose errechnete die MA23 das Bevölkerungswachstum auf Bezirksebene bis zum Jahr 2038. prognostiziert.

Dabei zeigt sich, dass gerade die innerstadtischen Bezirken 1 und 4 bis 9 durchwegs unter dem Stadt-Schnitt liegen werden. "Die Wieden und die Josefstadt stagnieren. Margareten, Mariahilf und der Neubau schrumpfen sogar leicht", so Himpele.

Der Grund dafür: Die generell dicht besiedelten Innenbezirke hätten in den zuruckliegenden Jahren deutlich an Einwohnern gewonnen. Die allgemeine prognostizierte Entspannung des Bevolkerungswachstums konnte dazu fuhren, dass speziell junge Erwachsene und Familien aus den innenstadtischen Wohnquartieren in die Neubaugebiete (oft in den außeren Bezirken) ziehen.

Die bevolkerungsreicheren Wiener Bezirke Simmering, Penzing, Brigittenau und Donaustadt werden um 16 % oder mehr wachsen, auch aufgrund ihres weiterhin stark genutzten Neubaupotentials. Favoriten bleibt laut Prognose der bevolkerungsreichste Bezirk, die Donaustadt holt aber stark auf.

Bedarf an Pflege- und Altenbetreuung wird weiter steigen

Aus den Zahlen leitet die MA23 eine Reihe von Herausforderungen und Chancen ab. "Einerseits wird es weiterhin einen hohen Bestand an Menschen im erwerbsfahigen Alter geben, was eine wichtige Grundlage fur das Wirtschaftswachstum darstellt. Andererseits bedeutet die langsame Alterung Wiens einen erweiterten Bedarf an Pflege und Altenbetreuung. Dieser Sektor wird in Zukunft deutlich mehr Arbeitskrafte benotigen", so Himpele. (lok)