Österreich

Im Rollstuhl: "ÖBB ließen mich am Bahnhof sitzen"

Rollstuhlfahrerin Gertrude P. saß stundenlang in Mistelbach (NÖ) fest, weil der angekündigte behindertengerechte Zug nicht kam.

Heute Redaktion
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Dieses Familienfest wird Gertrude P. so schnell nicht vergessen: Voller Vorfreude machte sich die Wienerin mit ihrem elektrischen Rollstuhl am 7. Mai auf den Weg zur Taufe ihrer Urenkelin. Die Pensionistin reiste in der Früh mit einem Niederflur-Zug mit flachem Einstieg von Wien-Liesing nach Mistelbach (NÖ).

Gut gelaunt wartete Gertrude P. nach der gelungenen Feier auf eine behindertengerechte Bahn nach Hause – doch sie kam nicht zum Zug. "Die ÖBB ließen mich drei Stunden am Bahnhof sitzen", erzählt sie traurig.

Laut Fahrplan war für 15.38 Uhr ein Niederflur-Zug angeschrieben, doch stattdessen kam einer mit herkömmlichem, erhöhtem Einstieg. Gertrude P. musste draußen bleiben. "Ich rief bei der ÖBB-Hotline an, da wurde mir gesagt, ich sollte mich doch besser erkundigen", schildert die Rentnerin. Der nächste passende Zug sollte um 16.41 Uhr abfahren, doch wieder gab es für die Rollstuhlfahrerin keine Möglichkeit, hinein zu gelangen – es war wieder kein Niederflurzug.

Gertrude P. bekam danach den Tipp, beim nächsten Mal doch rechtzeitig eine Einstiegshilfe anzumelden. "Was hilft mir das, wenn ich nicht gehen kann? Außerdem wiege ich mitsamt dem Rollstuhl 200 Kilo. Wer soll mir da beim Einsteigen helfen?".

Kein Kostenersatz für Behinderten-Taxi

Nach knapp drei Stunden des Wartens am Bahnhof Mistelbach, bestellte Gertrude P. erschöpft ein Behinderten-Taxi. Die Fahrt nach Liesing kostete sie 100 Euro. "Bei einem Taschengeld von monatlich 200 Euro ist diese Rechnung für mich wirklich hoch", sagt sie. Die ÖBB übernehme die Kosten nicht, teilte man der enttäuschten Pensionistin mit. "Ich finde es traurig, dass man Werbung für Rollstuhlfahrer macht, doch in Wirklichkeit ist alles anders, wenn man davon betroffen ist".