Österreich

Immer mehr Arbeit für den Flughafen-Zoll

Heute Redaktion
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Die Zollbeamten am Flughafen Wien müssen jeden Tag Koffer durchforsten, seltene oder verbotene Ware aus dem Verkehr nehmen und Passagiere zur Rede stellen. Im Vergleich zu 2011 sind die Beschlagnahmungen um 20 Prozent gestiegen. Die Mitarbeiter ließen sich nun über die Schulter blicken (siehe Fotoshow) und die Abteilung zog Bilanz.

Die Zollbeamten am Flughafen Wien müssen jeden Tag Koffer durchforsten, seltene oder verbotene Waren aus dem Verkehr nehmen und Passagiere zur Rede stellen. Im Vergleich zu 2011 sind die Beschlagnahmungen um 20 Prozent gestiegen. Die Mitarbeiter ließen sich nun über die Schulter blicken (siehe Fotoshow) und die Abteilung zog Bilanz.

Zöllner am Flughafen Wien zu sein, bedeutet nicht nur, Gepäck auf der Suche nach illegalen Waren zu durchwühlen. Im Vorjahr gab es 92.880 Kontrollen des Zollamts Eisenstadt Flughafen Wien am Airport. Das sind mehr als 250 pro Tag oder rund zehn pro Stunde.

Bei ihrer Arbeit kommt den Zöllnern so einiges unter. Bei einem Lokalaugenschein wurde das innerhalb weniger Minuten deutlich. Eine Reisende leidet an Schizophrenie und wird auf eigenen Wunsch zu einem Arzt gebracht. Ein paar Meter weiter steht ein Fluggast schwankend vor den vier Liter-Flaschen Wodka - drei davon voll -, die ein Zöllner gerade aus seinem Koffer gezogen hat. Zwischendurch huscht Hubertus von Hohenlohe vorbei und will wissen, wo der Lost & Found-Schalter ist.

Tagsüber kontrollieren 21 Beamte die Einfuhr von Waren aus Nicht-EU-Staaten in die Europäische Union. In der Nacht sind es acht Zöllner. Nicht immer geht es nur um das Einheben von Zöllen und die Überführung von Schmugglern. Eines der großen Themen ist zum Beispiel der Artenschutz, die Einfuhr von geschützten Tier- und Pflanzenarten aus exotischen Ländern.

Viele Tiere landen schlussendlich in Schönbrunn

Der Zoll arbeitet auch mit dem Tiergarten Schönbrunn zusammen. So wurden beispielsweise beschlagnahmte Papageieneier geschützter Arten großteils im Tiergarten Schönbrunn ausgebrütet. Im Oktober 2012 steckten in den Socken eines Mannes 50 Schildkröten aus Hongkong, pro Stück etwa 1.000 Euro wert. Auch die Schildkröten übernahm der Schönbrunner Tiergarten.

Was in diesem Zusammenhang sonst noch alles gefunden wurde, steht im Büro in zwei Vitrinen: unzählige Taschen aus Schlangen- oder Krokodilleder - eine geschmackloser als die andere -, ägyptische Wunderpotenzpillen mit dem Namen "Man's Magic", in die sieben verschiedene Geschlechtsorgane von teils artengeschützten Tieren eingearbeitet waren, eine ausgestopfte Cobra, ein Schlangenwein mit einem eingelegten Reptil darin, Kalaschnikow-Wodka oder Elfenbein in allen Größen und Variationen.

Einfuhr von Blumen und Lebensmitteln streng geregelt

Drei Tiefkühltruhen stehen in einem Raum im Check-In-3 ("Skylink"). Sie sind randvoll mit Lebensmitteln, die Fluggästen wegen Seuchenschutz weggenommen wurden. Ein ähnliches Beispiel sind die Orchideen-Pakete, die auf einem Tisch gegenüber der Truhen gelagert sind. Die Blumen dürfen nicht eingeführt werden, wenn nicht ein Pflanzengesundheitszeugnis vorgewiesen wird. Es besteht die Gefahr, Schädlinge wie Thrips Palmi einzuschleppen, die für bis zu 90 Prozent Ausfälle im Gemüseanbau sorgen könnten.

Die Statistik im Detail finden Sie auf der zweiten Seite. Bitte blättern Sie um!20 Prozent mehr Beschlagnahmungen

Das Zollamt Eisenstadt Flughafen Wien hat im Vorjahr 92.880 Kontrollen im Reiseverkehr durchgeführt und dabei 4.890 Mal Gegenstände beschlagnahmt. Nach Angaben des Finanzministerium bedeutete dies eine Steigerung gegenüber 2011 um mehr als 20 Prozent. Unter den beschlagnahmten Waren befanden sich neben Zigaretten und Alkohol auch knapp 44 Kilogramm Suchtgift, Textilien, Schmuck, elektronische Geräte, Teppiche, Uhren, Arzneimittel sowie Waren, die unter das Pflanzenschutz- oder Tierseuchengesetz fielen.

Zigaretten wurden 2.283 Mal beschlagnahmt. Das entsprach einem Zuwachs um knapp neun Prozent, die Gesamtstückzahl von mehr als 950.000 Glimmstängel war aber um 13,7 Prozent geringer als 2011. Weiters beschlagnahmten die Zöllner in 94 Fällen Schmuck im Gesamtwert von 223.489 Euro. Das waren 62 Prozent mehr Aufgriffe als 2011, der Wert war gar um 262 Prozent größer als im Jahr davor. Dazu kamen sieben Beschlagnahmen von insgesamt 20 Uhren um 196.727 Euro.

Knapp 31 Kilogramm der sichergestellten Drogen waren Cannabisharz, mehr als zwölf Kilogramm waren Kokain. Dazu kamen in geringen Mengen Amphetamine, knapp 0,7 Kilo an anderen psychotropen Stoffen sowie ein bisschen Heroin und Ecstasy. Eine Anmerkung: Mit der Sicherstellung von 36 Kilo Cannabisharz aus Indien kam man in der Vorwoche den Gesamtzahlen des Vorjahres schon ziemlich nahe.

4,1 Mio. Bargeld sichergestellt

Die Zöllner stellten im Vorjahr auch knapp 4,1 Millionen Euro an Bargeld in verschiedenen Währungen sicher. Eklatante Steigerungen gab es bei den Aufgriffen nach dem Tierseuchengesetz. 1.850 Mal (plus 55 Prozent gegenüber 2011) wurden Lebensmittel vor diesem Hintergrund beschlagnahmt. Dabei ging es um insgesamt 7.794 Kilogramm Waren (plus 49,7 Prozent).

Bei Fälschungen wird es zum Beispiel auf dem Gebiet der Arzneimittel. Zöllner berichten beispielsweise von einer Ladung gefälschter Viagra-Tabletten, manche ohne Wirkstoff, andere mit der zehnfachen Dosis des Originals. Im Vorjahr gab es bei Medikamenten 89 Aufgriffe mit 31.999 Stück, was knapp 20 Kilo mehr waren als 2011.