Österreich

Menschen in NÖ machen immer mehr Schulden

Heute Redaktion
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2019 hat die Schuldnerberatung Niederösterreich über 4.400 Klienten betreut. Immer häufiger sind junge Erwachsene und Jugendliche darunter. Es fehlt am Finanz-Wissen.

Im Jahr 2019 hatte die Schuldnerberatung Niederösterreich viel zu tun. Höhere Schulden bei den Einzelfällen und mehr als 4.400 Klienten waren zu betreuen. Darunter waren im Vergleich zu früheren Jahren mehr Jugendliche und junge Erwachsene, wie die aktuelle Jahresbilanz der Schuldnerberatung des Landes Niederösterreich ergab. Dort wird seit über 25 Jahren bei Geldsorgen geholfen.

Kurzfristiges Geld

Die Gründe, warum immer mehr junge Menschen in die berüchtigte Schuldenspirale geraten, sind vielseitig. Häufig genannt werden jedoch Konsumkredite, Einkommensverlust oder auch die falsch angegangene Selbständigkeit. Es stellt für viele eine große Verlockung dar, etwa einen neuen Fernseher zu kaufen, obwohl man dafür eigentlich kein Geld zur Verfügung hat, weiß Michael Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldnerberatung Niederösterreich. Er weist darauf hin, dass immer mehr Menschen Dinge in Raten kaufen. Deshalb fordert der Experte eine Eindämmung der Zinsen, damit diese nicht ins gefühlt Unermessliche schnellen.

Es fehlt das Finanzwissen

Lackenberger betont, dass ein weiteres Hauptproblem jedoch das fehlende Fachwissen über den Umgang mit Geld darstelle. Das müsse geändert werden. Der Experte fordert, dass bereits in den Schulen das grundlegendste in Sachen Finanzwissen vermittelt wird.

Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister ist grundsätzlich ähnlicher Meinung. Es fehle zwar das Geld für ein eigenes Schulfach in diesem Gebiet, aber sie gibt an, das Land Niederösterreich wolle in Zukunft vermehrt auf die Beratung von Jugendlichen setzen. Dafür werden etwa die Jugendcoaches in den Gemeinden eine wichtige Rolle spielen. Sie sollen mit den Kindern und Jugendlichen aktiv über Schuldenprobleme sprechen und wenn nötig die Schuldnerberatung hinzuschalten.

Der Gang zur Schuldnerberatung fällt nicht leicht, weshalb er oftmals viel zu spät erfolgt. Um dem entgegenzuwirken argumentiert Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig von der SPÖ: „Wenn man die Schuldnerberatung aufsucht, kann man nichts verlieren, außer seine Schulden." Denn das Beratungsangebot ist kostenlos und auch vertraulich. Deshalb, so Königsberger-Ludwig, sei es vor allem wichtig den Betroffenen die Scheu zu nehmen, sich beraten zu lassen.

Lange Wartezeiten

Lackenberger erklärt, dass es leider zu Wartezeiten von über drei Wochen komme, die der Schuldner ausharren muss, bevor ihm geholfen wird. Das liege daran, dass die 23 im Land tätigen Schuldner-Berater im Jahr etwa 244 Klienten unter ihre Obhut nehmen. Das Alter ist dabei bunt gemischt, wie Lackenberger ausführt: „Der jüngste Klient war 18 Jahre alt, der älteste Kunde hat ein Alter von 87 Jahren erreicht. "