Wirtschaft

Immofinanz-Prozess: Vorstände schwer belastet

Heute Redaktion
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Im Immofinanz-Prozess rund um Aktiengeschäfte des früheren Konzernchefs Karl Petrikovics und seiner Kollegen haben heute die Zeugen den Hauptangeklagten schwer belastet. "Ich sehe hier schwere Untreue", sagte die ehemalige Bankeigentümerin und Erbin von Herbert Turnauer, Christine de Castelbajac, im Zeugenstand. Auch eine Prüferin der Finanzmarktaufsicht (FMA) und ein Prüfer der Oesterreichischen Nationalbank belasteten Petrikovics, der alle Fäden im CPB-Immofinanz-Konzern zog.

Im Immofinanz-Prozess rund um Aktiengeschäfte des früheren Konzernchefs Karl Petrikovics und seiner Kollegen haben heute die Zeugen den Hauptangeklagten schwer belastet. "Ich sehe hier schwere Untreue", sagte die ehemalige Bankeigentümerin und Erbin von Herbert Turnauer, Christine de Castelbajac, im Zeugenstand.

Neben Christine de Castelbajac belasteten auch eine Prüferin der Finanzmarktaufsicht (FMA) und ein Prüfer der Oesterreichischen Nationalbank Petrikovics, der alle Fäden im CPB-Immofinanz-Konzern zog. Dass die nun angeklagten Aktiengeschäfte von drei früheren Managers in irgendeiner Weise vom Aufsichtsrat genehmigt wurden, dieser Verantwortung der Angeklagten wurde von Zeugen widersprochen. Außerdem wurde geschildert, wie bei der Frage nach den Optionsgeschäften offenbar die Aufsichtsräte der CPB durch den damaligen Chef der Constantia Privatbank (CPB), Petrikovics, belogen wurden.

Der frühere Aufsichtsrat in der Constantia Privatbank (CPB) Thomas Uher, jetzt Vorstand der Erste Bank, erklärte im Zeugenstand, wie er in einer AR-Vorbesprechung nach einem Verlust von über 7 Mio. Euro (eine Rückstellung aus Optionsgeschäften) gefragt hatte. Es sei aus Geschäften mit einem "guten Kunden" entstanden, erhielt er damals von Petrikovics als Antwort. Von Aktiengeschäften der Beklagten mit der Bank habe er damals nichts gewusst, diese wären wohl Organgeschäfte gewesen und daher aufsichtsratspflichtig.

Dies schilderte auch Castelbajac, die heute 66-jährige frühere Bankeigentümerin. Petrikovics hatte damals allerdings seine Aufsichtsräte offenbar angelogen, denn der "gute Kunde" war nicht Karl Hable, da dieser nur als Treuhänder für Petrikovics und die mitangeklagten Helmut Schwager und Norbert Gertner (wegen Krankheit nicht beim Prozess dabei) agierte.

Castelbajac: Von angeklagten Geschäften nichts gewusst

Die Erbin Castelbajac zeigte sich von den Handlungen der Angeklagten heute schwer enttäuscht. Sie habe immer den Vorständen der Bank vertraut. Auch Schwager habe sie so vertraut, dass er sie sogar bei der Verwaltung des eigenen Vermögens beraten hatte. Von den angeklagten Geschäften, durch die drei der Angeklagten (Petrikovics, Gertner und Schwager) rund 20 Millionen Euro verdienten, habe sie nichts gewusst, versicherte sie heute. Auch von Scheinrechnungen habe sie damals keine Ahnung gehabt.

Der damalige dritte Bankvorstand Karl Arco, Vorstandskollege von Petrikovics und Gertner, wusste nichts von einer angeblichen Ermächtigung für Aktiengeschäfte der Beklagten. Er sei in einen angeblichen Aufsichtsratsbeschluss der Immofinanz, wonach Petrikovics und Gertner das Recht zugesprochen wird, Aktien der Immofinanz und Immoeast zu erwerben, nicht eingeweiht worden. Ein allfälliger Beschluss hätte aber auch eine Genehmigung durch den CPB-Aufsichtsrat nicht ersetzt.

Zeuge: Auch Nationalbank angelogen

Die Nationalbank hatte in ihrem Bericht über die CPB Verstöße gegen das Bankwesengesetz festgestellt, schilderte ein Prüfer der Nationalbank im Zeugenstand. Zu den Hable-Optionen und dem wahren Hintergrund der Aktienoptionsgeschäfte wurde auch die OeNB angelogen, auch da wurde von einem Kunden gesprochen.

Dass Petrikovics auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) angelogen hatte erläuterte eine FMA-Prüferin. "Es ist uns aufgefallen, dass 2007 eine große Anzahl von Immoeast-Aktien über die Bank veräußert wurden. Das hat uns interessiert", so die Zeugin. Die Antwort der Bank, es hätten drei Gesellschaften aus Liechtenstein Aktien erworben, hätte sich im Nachhinein nicht als wahr herausgestellt.

Petrikovics hätte nicht mehr Bankvorstand sein dürfen

Die personellen Verflechtungen im Konzern - Petrikovics war Vorstand sowohl der CPB als auch der Immofinanz und Immoeast - seien von der FMA regelmäßig thematisiert worden. Ihnen sei gesagt worden, dass der Bankvorstand die anderen Tätigkeiten nur als "Nebentätigkeit" ausübe. Das Bankwesengesetz (BWG) lasse solche Nebentätigkeiten nur innerhalb des Bankbereiches zu, in der Immofinanz wäre es nicht zulässig gewesen. "Dass Petrikovics 200 Tage im Jahr bei der Immofinanz unterwegs war, hätte gemeldet werden müssen", so die Zeugin. Petrikovics hätte in diesem Falle nicht mehr Bankvorstand sein können.

APA

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