Impfen, basisnah – Regierung startet neue Kampagne

Um 8.45 Uhr trat Gesundheitsminister Johannes Rauch am Mittwoch vor die Presse, um ein aktuelles Lagebild zur Corona-Pandemie in Österreich zu geben. Die wieder massiv steigenden Corona-Zahlen bereiten Sorge: "10.000 bis 15.000 [tägliche Neuinfektionen] werden nicht der Peak sein", warnte der Ressort-Chef. "Wie weit das raufgeht, ist noch offen. Ich weiß es nicht, das traue ich mich nicht sagen".
Trotzdem sieht er "jetzt derweil" keine Notwendigkeit für einen Lockdown oder Ausgangsbeschränkungen, betonte aber gleichzeitig, dass er nichts komplett ausschließen wolle. Corona-Regeln und Maskenpflicht bleiben aber weiter auf Sommerpause. Im Herbst würde die FFP2-Maske aber wegen der zu erwartenden Welle an Neuinfektionen aber sehr wahrscheinlich wieder zurückkommen. Und auch die Impfung wird wieder Thema.
"Basisnahe" Impf-Kampagne
Gesundheitsminister Rauch will deshalb die Auffrischungen wieder forcieren. Aktuell werde diese für Über-80-Jährige empfohlen, das Nationale Impfgremium berate aber nun auch über weitere Empfehlungen.
"Wir bereiten uns darauf vor, jedenfalls im August / September, möglichst viele Menschen zu einer Auffrischungsimpfung zu bewegen. Das auch deshalb, weil die gute Nachricht lautet: Wer sich auffrischen lässt, hat innerhalb einer Woche wieder einen guten Schutz davor – nicht sich anzustecken – schwer zu erkranken, auf der Intensivstation oder im Spital zu landen. Oder an Long Covid zu erkranken."
Dazu soll es bald eine "basisnahe" Info-Kampagne geben. In den Betrieben, gemeinsam mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertretern, über Arzt-Praxen, in Gesundheitseinrichtungen bis hinein in die Gemeinden und Vereine soll vor Ort Aufklärung in persönlichen Gesprächen stattfinden. "Menschen vertrauen Menschen in ihrer Umgebung, Menschen die sie kennen", so Rauch dazu. Er erhofft sich, damit die Unentschlossenen leichter abzuholen. Und: die Impfung selber soll auch direkt vor Ort möglich sein.
"Mit Covid leben"
Generell will Rauch die Maßnahmen-Schrauben aber nicht mehr so eng drehen, wie dies noch zu Beginn der Fall war. "Nach zwei bis drei Jahren Pandemie müssen wir darauf schauen, wie es mit der Gesellschaft weitergeht. Wir haben in den letzten beiden Jahren schon auch Kollateralschäden in Kauf nehmen müssen. Psychische Erkrankungen steigen, Suizidraten steigen,... die Belastung war hoch", so die dramatische Einsicht des Grünen-Politikers. Jetzt komme auch noch die Teuerung und die geopolitisch unsichere Lage hinzu.
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"Mir geht es darum, Gesundheit nicht nur als Abwesenheit von Covid zu definieren." Man müsse sehr wohl auch auf Kinder und ältere Menschen achten, die von sozialer Isolation am stärksten getroffen wären. "Deshalb ist das Ziel, jetzt in einen Modus zu kommen, mit Covid zu leben und da ein Management zu finden, das in weiten Teilen auf Eigenverantwortung setzt und die Menschen auch für sich selbst und andere Vorsichtsmaßnahmen setzen."
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