Oberösterreich

Impfgegner packt im TV aus: "Hab in Traumwelt gelebt"

Impfgegner und Verschwörungstheoretiker haben regen Zulauf. Ein Linzer erzählt, wie er dazu kam und wie er die Szene verlassen konnte.

Peter Reidinger
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Gerald aus Linz war zehn Jahre lang ein Verschwörungstheoretiker.
Gerald aus Linz war zehn Jahre lang ein Verschwörungstheoretiker.
Pro7/Screenshot

Echsenmenschen, die die Welt kontrollieren? Krebs ist gar keine Krankheit? Mit der Impfung soll uns ein Mikrochip eingepflanzt werden! Solche abstrusen Dinge glauben Verschwörungstheoretiker und Impfgegner teils wirklich. Doch wie ticken diese Menschen und warum glauben sie an so etwas?

Dieser Frage ist das Team der Pro7-Sendung Galileo nachgegangen. Und hat Gerald (40) aus Linz gefunden. Er war zehn Jahre lang in der Szene und sprach in der Sendung offen über seine damaligen Gedanken, wie er dazu kam und wie er den Absprung wieder geschafft hat.

Über ein Buch wurde er zum Verschwörungstheoretiker: "Ich habe mich klein gefühlt, habe die Welt nicht verstanden. Dieses Buch hat mir ganz einfache Wahrheiten gegeben". 

"Kaum ungefährliche Verschwörungstheorien"

Der Linzer findet heute: "Es gibt kaum ungefährliche Verschwörungstheorien. Das erste ist, dass es meistens gleich nach rechts abdriftet. Das zweite ist, dass extrem viel Medizinkritik dabei ist. Das gefährlichste, das ich aus meinem Umfeld mitbekommen habe, ist, dass Leuten mit Krebsdiagnose aktiv von Chemotherapie abgeraten wurde".

Weil er der Schulmedizin nicht vertraute, besuchte Gerald zehn Jahre lang keinen Arzt!

Seine Infos bezog er immer aus denselben Quellen im Internet, die ihm ohnehin schon das sagten, was er zu wissen glaubte. Heute sagt er: "Man ist immun gegen Belehrungen".

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    Gerald aus Linz war zehn Jahre lang ein Verschwörungstheoretiker.
    Gerald aus Linz war zehn Jahre lang ein Verschwörungstheoretiker.
    Pro7/Screenshot

    Warum hat er nie geglaubt, wenn ihm jemand gesagt hat, dass das alles Blödsinn ist? "Diese Person ist vielleicht daran interessiert, dir die Fakten zu erklären, du bist aber nur daran interessiert, Recht zu haben!" Deshalb sei er von seiner Position auch nie abgerückt.

    Mit der Zeit hätten sich schon Freunde abgewendet. "Weil ich Blödsinn erzählt habe". Er habe auch Stück für Stück seinen Humor verloren, so der Oberösterreicher.

    Wie hätte man ihn als Außenstehender erreichen können? "Mit ehrlichem Interesse Fragen stellen! Warum glaubst du das? Wie kommst du darauf?" Man müsse einfach viele kleine Gespräche führen. "Damit die Leute sich selbst hinterfragen".

    "Das kann so nicht weitergehen"

    Gerald, der sich immer eher als Linker sah, argumentierte plötzlich mit antisemitischen Vorurteilen und Feindbildern. Damit habe er immer mehr angeeckt, da seien ihm Zweifel gekommen. "Da wusste ich: Ich will da wieder raus, das kann so nicht weitergehen".

    Den Ausstieg habe er geschafft, er habe sich gefragt: "Hab ich jetzt zehn Jahre in einer Traumwelt gelebt?" Diese Frage habe er schließlich mit "Ja" beantworten müssen.

    Heute hat Gerald einen eigenen Youtube-Kanal. Unter dem Namen "Ascendancer" klärt er darin über Verschwörungstheorien auf.