Gesundheit

Impfung trotz Thromboserisiko? Das sagt die Expertin

Wie es zu Thrombosen nach der Corona-Impfung kommt und auf welche Symptome man achten sollte. Sabine Eichinger-Hasenauer im Gespräch mit der "Heute".

Christine Scharfetter
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Bei den Blutgerinnsel nach einer AstraZeneca-Impfung handelt es sich um eine fehlgeleitete Immunreaktion.
Bei den Blutgerinnsel nach einer AstraZeneca-Impfung handelt es sich um eine fehlgeleitete Immunreaktion.
VANO SHLAMOV / AFP / picturedesk.com

Jetzt ist es bestätigt: Die European Medicines Agency sieht eine klare Verbindung zwischen der AstraZeneca-Impfung gegen das Coronavirus und dem Auftreten von Blutgerinnseln bei einzelnen Geimpften ("Heute" berichtete). Müssen jene, die unter einer sogenannten APC Resistenz, also einem erhöhten Thromboserisiko leiden nun vor der Corona-Impfung zittern? 

"Nein", sagt die Thromboseforscherin Sabine Eichinger-Hasenauer von der MedUni Wien im Gespräch mit der "Heute". Die Thrombosen im Zusammenhang mit einer AstraZeneca-Impfung hätten nichts mit den bekannten Thrombosen etwa in Beinen zu tun. "Dahinter steckt ein komplett anderer Mechanismus", erklärt die Fachärztin für Innere Medizin und Hämato-Onkologie und derzeit Leiterin der Antikoagulanzienambulanz im Wiener AKH.

Fehlgeleitete Immunreaktion

Viel mehr würde es sich im Zusammenhang mit der Impfung um eine fehlgeleitete Immunreaktion handeln: "Bei manchen Menschen führt die Bildung der Antikörper zu einer massiven Aktivierung der Blutplättchen, der Thrombozyten." In weiterer Folge komme es zu einer Aktivierung des restlichen Gerinnungssystems und dadurch zu einer Verminderung der Anzahl der Thrombozyten. "Es kommt zu einer Thrombose, also einem Blutgerinnsel, obwohl die Thrombozytenzahl vermindert ist, das haben wir Experten auch in seltenen anderen Situationen bereits beobachtet."

Keine Prophylaxe vor Impfung nehmen

Von der Idee, vor der Impfung eine Prophylaxe einzunehmen oder sich Heparin zu spritzen, rät Eichinger-Hasenauer ab. Der Grund: Die fehlgeleitete Immunreaktion tritt frühestens vier bis fünf Tage nach Impfung auf. "Da wäre die Wirkung der Medikamente schon lange vorbei." 

Dies bedeute auch, dass alle Symptome, die unmittelbar nach der Impfung auftreten, kein Anzeichen für eine mögliche Thrombose sind. "Die Beschwerden setzen erst nach vier bis fünf Tagen ein und richten sich nach dem Ort, an dem die Thrombosen entstehen. Das können Schmerzen und Schwellungen in einem Bein, genauer gesagt in der Wade sein. Betroffen ist davon immer nur ein Bein. Oder es können massive Kopfschmerzen in Verbindung mit Schwindel, Übelkeit und Erbrechen auftreten", sagt die Expertin. Wer solche Symptome im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung bemerkt, sollte umgehend die Hilfe von Ärzten aufsuchen.