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In China mit Huawei: Digital-Detox im Silicon Valley

Heute Redaktion
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China - Ein Land, das uns Österreichern fremd und doch so nah ist. Metropolen, wie Shanghai und Shenzhen, sind uns geläufig, doch über unseren heimischen Radar flimmern nur selten Neuigkeiten aus dem Reich der Mitte. Dabei haben diese Städte vor allem eine technische Gemeinsamkeit: Huawei. "Heute Games & Gadgets"-Redakteurin Katy Ofner war mit dem IT-Riesen in Asien unterwegs und erlebte prompt ein ungewolltes Digital-Detox.

China - Ein Land, das uns Österreichern fremd und doch so nah ist. Metropolen, wie Shanghai und Shenzhen, sind uns geläufig, doch über unseren heimischen Radar flimmern nur selten Neuigkeiten aus dem Reich der Mitte. Dabei haben diese Städte vor allem eine technische Gemeinsamkeit: Huawei. "Heute Games & Gadgets"-Redakteurin Katy Ofner war mit dem IT-Riesen in Asien unterwegs und erlebte prompt ein ungewolltes Digital-Detox. 

Nach 13 Stunden Flug, 7 Stunden Zeitverschiebung, einem Fieberthermometer-Check bei der Einreise und gefühlten zwei Stunden Schlaf befand ich mich mit anderen Journalisten aus Europa bereits im extra angemieteten und stark klimatisierten Reisebus am Weg zum -Campus.

Das Gelände wird durch meterhohe Zäune und Sicherheitspersonal abgeriegelt. Nur mit einer speziellen Genehmigung und Chip-Karte, die jeder Mitarbeiter um den Hals trägt, gelangt man in das zwei Quadratkilometer große Arial des Telekommunikationsriesen. Neben Büros und Fabriken befinden sich auch Wohnhäuser, Schwimmbäder, Fitnessstudios und sogar ein Spital auf dem Campus. Insgesamt arbeiten hier 40.000 Menschen, weltweit ungefähr 170.000. Ein Ort der auch gerne als das "Silicon Valley" von China bezeichnet wird.

Anders als in Österreich üblich, haben die Geschäftsführer und Big-Bosse von Huawei eigene Gebäuden samt extra angelegtem See. Doch damit nicht genug: Auf dem "Huawei See" plantschen seltene schwarze Schwäne, die eigens aus Australien eingeflogen wurden. Kosten für einen der besonderen Schwäne: 500.000 Renminbi, umgerechnet 80.000 Euro. Einer unserer Betreuer erzählte mir im Anschluss: "Weiße Schwäne? Solche habe ich noch nie gesehen. Ich kenne nur die schwarze Version." Verkehrte Welt!

Umblättern bitte: "Lost in China"

"Lost in China"

Kein Wunder also, dass meine Kamera ständig im Einsatz war und ich alle Eindrücke festhalten musste. Als typischer Social-Media-Junkie wollte ich natürlich sofort einige Fotos online stellen, doch die asiatische Regierung machte mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Die berühmt berüchtigte chinesische Firewall hatte mich voll im Griff. Facebook, Twitter, Instagram, Google - Alles gesperrt und nicht verfügbar. Abgeschnitten von der Außenwelt, abgeschnitten von den aktuellsten Nachrichten. China verordnete mir ein unfreiwilliges Digital Detox. 

WeChat wurde mein beste Freund

Um meine digitale Existenz aufrecht zu erhalten, empfahl mir Huawei-Mitarbeiterin Lizzie, die uns auf der gesamten Reise zur Seite stand, WeChat. Eine App, die drauf und dran ist, die Welt der Instant Messengers aufzurollen. Der Dienst funktioniert in ganz Asien einwandfrei und ist ungleich innovativer als WhatsApp. Da letzteres in China auch nur sehr eingeschränkt funktioniert, war WeChat, vom zwei Tage dauernden Download mal abgesehen, meine Rettung, um mit den Leuten in der Heimat Kontakt zu halten. 

Der von Trencent herausgegebene Online-Dienst verfügt standardmäßig über eine Timeline, wie wir sie von Facebook kennen. Auf ihr kann man Statusmeldungen und Bilder veröffentlichen. Wie bei Facebook lassen sich die Fotos kommentieren oder "liken", wobei ein Herz statt einem hochgehaltenen Daumen vergeben wird. 

Im Gegensatz zu Mark Zuckerbergs Baby hat WeChat eine strengere Privatsphäre. Wenn man ein Foto eines Freundes kommentiert, dann können dies nur die gemeinsamen Freunde lesen. 

Die Entstehung von Huawei

Neben den Besuchen in diversen Fabriken, Geschäftsgebäuden und Co. durften wir auch mit einigen wichtigen Leuten von Huawei sprechen. So erzählte uns Hong Yinxin, Managing Director, dass der IT-Riese in den letzten zwei Jahren einen großen Sprung bei der Produkt-Line gemacht hat. "Dieses Jahr haben wir unser High-End-Produkt, dass Huawei Mediapad 2 Tablet gelauncht. Es ist eines der besten Phablets, die es momentan auf dem Markt gibt." 

Am chinesischen Handymarkt hält Konkurrent Apple vor Samsung immer noch an der Pole-Position fest. Huawei liegt aber bereits auf dem dritten Platz und holt immer weiter auf. Auch weltweit kann sich das chinesische Unternehmen sehen lassen. Bis heute setzte Huawei primär auf Netzwerktechnologie. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung nutzt Technik des Konzerns aus Shenzhen.

Huawei wurde 1989 in Shenzhen gegründet. Die Stadt hatte bis 1979 nur 30.000 Einwohner. Erst nachdem sich die chinesische Regierung dazu entschlossen hat, aus Shenzhen eine Wirtschaftszone zu machen, kamen die Firmen in die Stadt und somit auch zahlreiche Arbeiter. Heute hat Shenzhen ungefähr 13 Millionen Einwohner. Generell haben die Städte in China eine hohe Einwohnerzahl. Überall tummeln sich Menschen, es ist immer laut und man hat kaum eine Minute Ruhe. 

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Shanghai - Eine leuchtende Werbetafel

Drei Stunden Flugzeit von Shenzhen entfernt, befindet sich die Millionen-Metropole Shanghai. Neben der immensen Anzahl an Hochhäusern haben mich die leuchtenden und blinkenden Werbetafeln begeistert. Die ganze Stadt erinnert an das Uniqa-Gebäude in Wien. Überall Reklamewände, Schriftzeichen oder Sehenswürdigkeiten, die im Sekundentakt blinken. Wie ein kleines Kind stand ich auf der langen Uferpromenade, auch genannt "The Bund" und beobachtete mit offenem Mund die atemberaubende Skyline von Shanghai. 

Nach erfolgreichem Wechsel von 30 Grad in Shenzhen zu 10 Grad in Shanghai, konnte das straffe Programm fortgesetzt werden. Denn erneut erwartete uns Europäer eine Führung durch ein Firmengebäude und das R&D Center von Huawei. Viel geändert hat sich nicht. Es wurden wieder die gleichen Smartphones, Tablets, & Co. vorgestellt, die neue 4G Technologie sowie die Arbeit an einer 4,5 - 5G Lösung präsentiert und eine Führung durch ein Testlabor gewährt. 

In diesen Labors werden die Handys auf Herz und Nieren geprüft. So fallen zum Beispiel Geräte 100 Mal aus einer Höhe von 0,5 - 1,5 m auf eine Steinplatte, 2300 Mal hintereinander werden die seitlichen Knöpfe des Smartphones getestet und mit Hilfe von künstlichen Hosentaschen der Sitzdruck kontrolliert. 

Den Abschluss der Reise rundete nicht nur die Besichtigung des Shanghai World Financial Center, dem zweithöchsten Gebäude der Stadt ab, sondern auch der Besuch des Huawei Shops auf der langen Einkaufsstraße. Überrascht hat mich dabei die geringe Größe des Geschäftes. Mit dem Transrapid-Train, einer Magnetschwebebahn ging es dann mit 300km/h in nur acht Minuten wieder zurück zum Flughafen und in Richtung Heimat.

Mein persönliches Fazit 

Der IT-Riese Huawei hat sichtlich keine Kosten und Mühen gescheut, um uns Journalisten die Welt des Unternehmens und die Kultur Asiens näher zu bringen. Besonders beeindruckt hat mich die Fertigung und Herstellung der beliebten Handys - Vom Motherboard bis hin zum fertigen Endgerät. Auch die Gespräche mit einigen der wichtigsten Personen des Konzerns haben mir einige Einblicke gegeben, wie es Huawei schafft, immer wichtiger auf dem Handymarkt zu werden. Im Nachhinein kann ich überzeugt sagen, dass mir das ungewollte Digital Detox wirklich gut getan hat. Ich bin offener, neugieriger und aufmerksamer durch die Straßen von Shenzhen und Shanghai geschlendert und habe die Eindrücke richtig aufgesogen. Vielleicht sollte man des Öfteren auf sein Smartphone verzichten und ohne Kamera-Auge durch die Welt gehen.