Szene

In der Psychiatrie glaubt dir keiner die Wahrheit

Steven Soderbergh hat sein neues Regiewerk nur mit Hilfe von iPhone-Kameras festgehalten.

Heute Redaktion
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Wer glaubt schon jemandem, der sich vermeintlich freiwillig zur Beobachtung in eine geschlossene Anstalt einliefern hat lassen? Genau das ist Sawyer Valentini (Claire Foy) in Steven Soderberghs neuem Film "Unsane - Ausgeliefert" passiert. Die junge Frau durchlebt gerade eine schwierige Phase in ihrem Leben. Für einen Job weit weg vom vertrauten Umfeld versucht sie, neu Fuß zu fassen.

Da sich die belastende Situation etwas auf ihre Psyche auswirkt, sucht sie ärztliche Hilfe. Nach einem entspannten Gespräch wird sie gebeten, ein paar Formulare zu unterzeichnen. Ohne auf das Kleingedruckte zu achten, erledigt sie das.

"Unsane - Ausgeliefert"-Trailer

Großer Fehler, denn damit hat sie einer einwöchigen "freiwilligen" Zwangseinweisung in eine geschlossene psychiatrische Abteilung zugestimmt. Die massive verbale und auch physische Zurwehrsetzung gegen die Einweisung ist nicht sehr hilfreich und verschlimmert ihre Situation anfangs. Als sich dann einer der Pfleger in der Psychiatrie auch noch als ihr Stalker (sehr creepy gespielt von Joshua Leonard) entpuppt, vor dem sie aus ihrem alten Leben geflohen ist, eskaliert Sawyer vollkommen. Doch wer glaubt einer Patientin in einer Klapsmühle?

iPhone statt teurem Kamera-Equipment

Film-Pionier Steven Soderbergh hat sich für "Unsane" wieder einmal etwas Neues einfallen lassen. Er verzichtete beim Dreh vollständig auf den Einsatz von herkömmlichen Filmkameras. Alle Einstellungen des Filmes wurden einzig und allein mit iPhones festgehalten.

Dieser Umstand wirkt sich sehr positiv auf den Film auf. Positiv in dem Sinn, als das es einen verstärkenden Effekt auf die beklemmende, paranoide Geschichte hat. Fast jeder Mensch hat heutzutage schon Handyvideos gemacht und angeschaut.

Viele der gefilmten Szenen in "Unsane" erscheinen dem Zuschauer deshalb vertrauter, und man kann sich dadurch noch mehr mit dem Gezeigten identifizieren.

Soderbergh hat sich mit der Story von "Unsane" genau den richtigen Stoff für die iPhone-Umsetzung ausgesucht. Denn in Zeiten von sozialen Medien und scheinbar totaler Überwachung kommt der Plot durchaus plausibel und glaubwürdig rüber. Auch die im Film aufgestellten Vorwürfe gegen US-Krankenversicherungen, durch laschen und unverantwortlichen Umgang mit psychischen Erkrankungen Profit zu machen, wirken haltbar und echt. Ob sie stimmen, ist eine andere Frage.

Die Leistung der Schauspieler sei auch noch kurz erwähnt. Claire Foy spielt die junge Frau mit viel Einsatz und Herz. Man glaubt ihr jeden Ausdruck der Angst in ihre Mienenspiel. Joshua Leonard verleiht der Rolle des schwer gestörten Stalkers eine sehr, sehr verstörende und furchteinflössende Präsenz.

Fazit

"Unsane - Ausgeliefert" schickt die Zuseher auf einen anderthalb Stunden dauernden Paranoia-Trip, der so wie gezeigt jedem passieren kann. Genau das macht den Film so interessant und intensiv. Das packende Psycho-Drama läuft ab dem 29. März in den heimischen Kinos. (baf)