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Vodka gegen Virus: Hier gilt Corona als Psychose

Heute Redaktion
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Während in ganz Europa Ausnahmezustand herrscht, geht das Leben in Weißrussland ganz normal weiter. Geschäfte haben weiter geöffnet, Menschen gehen zur Arbeit und es wird sogar noch Fußball gespielt. Präsident Alexander Lukaschenko hält die Maßnahmen gegen die Corona-Krise für dumm.

Kaum zu glauben, dass in diesem Land noch Normalität herrscht. Die weißrussische Hauptstadt Minsk ist weit vom Ausnahmezustand entfernt. Menschen sind auf den Straßen unterwegs, gehen weiterhin zur Arbeit. Die Geschäfte, Restaurants und Bars haben geöffnet und sogar die weißrussische Premier Liga wird unverändert vor Zuschauern in den Stadien weitergespielt.

"50 Gramm Wodka schaden jetzt nicht"

Weißrussland tut so als gebe es keine Pandemie. Präsident Alexander Lukaschenko kann den verhängten Maßnahmen in anderen Ländern nicht viel abgewinnen, er empfiehlt der Bevölkerung das Virus mit dem Genuss von Vodka zu bekämpfen. ""Ich trinke selbst keinen Alkohol, aber ich sage das oft scherzhaft, 40, 50 Gramm Wodka schaden jetzt nicht", meinte Lukaschenko vor wenigen Tagen.

Der "letzte Diktator Europas" hält den globalen Umgang mit Corona für eine "Psychose". Am Wochenende nahm Lukaschenko noch fröhlich an einem Hobby-Eishockeyturnier teil.

Von "social distancing" und Ausgangssperren will der weißrussische Präsident nichts wissen. "Es gibt keinen Grund für drakonische Maßnahmen", erzählte er am Freitag. "Mit dieser Psychose haben wir heute die Wirtschaft fast auf der ganzen Welt zum Stillstand gebracht."

Doch das Coronavirus macht auch um Weißrussland keinen Bogen. 152 Fälle wurde bisher gemeldet, doch die Dunkelziffer dürfte wohl um ein Vielfaches höher liegen.

"Zivilisierte Welt ist verrückt geworden"

"Ich nenne dieses Coronavirus nichts anders als eine Psychose und lasse mich auch nicht davon abbringen. Die zivilisierte Welt ist verrückt geworden, und die Politiker haben schon damit angefangen, die Situation für ihre Interessen auszunutzen", meinte Lukaschenko.

Nicht alle im Land teilen seine Meinung. "Ich habe Angst. Nach jedem Spielende fühle ich mich infiziert", sagte etwa Fußball-Verteidiger João William von Ruch Brest: "Sie sollten die Meisterschaft stoppen." Manche Fans kommen gar nicht mehr ins Stadion, manche mit Mundschutz.

Menschen haben Angst

Auch der Ex-Profi Alexander Hleb, der schon beim VfB Stuttgart, Arsenal London und dem FC Barcelona spielte, kritisierte in der britischen Boulevardzeitung "Sun" den Umgang mit dem Virus. "Es ist, als wenn sich niemand darum kümmert. Jeder weiß, was in Spanien und Italien passiert. Das sieht nicht gut aus."

Das umstrittenen Vorgehen des Präsidenten verstört immer mehr Menschen in der Bevölkerung. So schicken etwa manche Eltern ihre Kinder nicht mehr zur Schule. "Die Menschen haben Angst. Manche bleiben von sich aus zu Hause, doch die meisten haben keine Wahl", berichtet ein Mann, der anonym bleiben will. Auch in den Spitälern ist die Lage schlimmer als die Regierung vorgibt.