Wien
Hier lagert Wien Schutzausrüstung für drei Monate
Schon vor dem Sommer hat die Stadt groß eingekauft. In einer geheimen Halle lagern genug Bestände für drei Monate Vollbetrieb in zwei Bundesländern.
Schon vor dem Sommer wurde im medizinischen Krisenstab der Stadt Wien der Beschluss gefasst, einen 12-Wochen-Vorrat an Schutzausrüstung und Schutzmaterialien für den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie anzukaufen. Gelagert werden die Bestände in einer insgesamt 8.000 Quadratmeter großen Lagerhalle in Wien.
Geheimes Lager mit Waren im Wert von rund 50 Millionen Euro
Die genaue Adresse wird streng geheim gehalten, schließlich lagern hier Waren im Wert von rund 50 Millionen Euro. Dazu zählen aktuell 100.000 Liter Desinfektionsmittel von österreichischen Herstellern, 16,3 Millionen Handschuhe, 28 Millionen Schutzmasken (davon neun Millionen medizinische Schutzmasken, der Rest sind Mund-Nasenschutzmasken), 11,2 Millionen Schutzmäntel, Schutz-Overalls und Schutzkittel in allen Größen, 1,8 Millionen Schutzbrillen, Gesichtsschutz, Schutzhauben und OP-Überschuhe sowie 52.000 Sauerstoffmasken und -brillen und Testkits für PCR-Abstriche. Und weitere Lieferungen aus mehreren Ländern treffen täglich hier ein.
"Nach der Hysterie im Frühjahr um die Schutzausrüstung haben wir früh vorgesorgt", erklärt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der gemeinsam mit dem Stabsoffizier Versorgung der Berufsrettung Wien Raphael Klippl, das geheime Pandemielager heute, Mittwoch, für Journalisten öffnete. Damit niemand der Ort verrät, müsste alle eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterschreiben. "Denn wir wollen nicht, das manche glauben, sie müssten lustig sein", so Hacker.
Ein bißchen lustig wurde es dann aber doch: Hacker durfte sich für ein Foto in einen Gabelstapler setzen. Gefahren ist er damit nicht, denn: "Ich habe leider keinen Staplerschein", gibt er zu. Wie es theoretisch funktionieren würde, erklärte ihm dann Rettungssanitäter und Staplerfahrer der Berufsrettung Wien Alexander Retzer.
"Bund hat im Mai Kauf von Schutzkleidung eingestellt, Wien daher selbstständig gehandelt"
Die Entscheidung der Stadt selbst einen Großeinkauf am Weltmarkt zu starten, sei richtig gewesen, so Hacker, denn : "Im Mai hat die Bundesregierung still und heimlich den Ankauf von Schutzkleidung ausgesetzt". Dank dem vorausschauenden Handeln habe Wien nun genug Ausrüstung für den dreimonatigen Vollbetrieb und maximaler Nutzung von allen 20 Wiener Spitälern, allen Pflege- und Behinderteneinrichtungen. Versorgt werden mit den Vorräten auch Rettungsdienste, Krankentransporte, Covid-Betreuungseinrichtungen, Einsatzorganisationen, die niedergelassenen Ärzte (es war Wunsch der Ärztekammer die Ärzte in die Versorgungsschiene der Stadt aufzunehmen) sowie Schulen und Kindergärten. "Für den Bedarf der Kliniken des Gesundheitsverbundes steht noch ein weiteres Lager zur Verfügung", erklärt Hacker.
Video: heute.at
Wien "bunkert" für das Burgenland mit
Rund 6.500 Quadratmeter der 8.000 Quadratmeter (also 81,25%) großen Halle sind derzeit belegt. Bis jetzt wurden rund 200 Sattelzüge voller Waren angeliefert. Nicht alles davon ist für Wien bestimmt: "Wir haben anderen Bundesländern angeboten, ihre Schutzausrüstung mit zu lagern. Das Burgenland hat das Angebot angenommen", so Hacker. Für das Burgenland eine große Hilfe, so der burgenländische Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ). "Wir haben aber auch im Burgenland kleinere Lagerhallen zur Aufbewahrung der Güter", erklärt er.
Damit die wertvolle Schutzausrüstung dorthin kommt, wo sie gebraucht wird, dafür sorgt ein eigener Stab aus vier Mitarbeitern. Sie sind im 24-Stunden-Dienst im Einsatz. "Jede Einrichtung hat die Aufgabe für einen Vorrat von drei bis vier Tagen zu sorgen. Da wo die Lager leer werden, wird auch am schnellsten nachgeliefert", erklärt Hacker den Ablauf.
Das erklärte Ziel: "Den Bedarf an Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung stellen zu können, um die Einsatzbereitschaft der Organisationen und die Versorgung der Wiener Bevölkerung sicherzustellen", betont Hacker.