Österreich

In Wien leben Menschen aus über 190 Ländern

Heute Redaktion
Teilen
"Integration ist Arbeit, der Integrations- und Diversitätsmonitor ist ein wichtiges faktenbasiertes Instrument zum Ableiten politischer Maßnahmen", betont Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky.
"Integration ist Arbeit, der Integrations- und Diversitätsmonitor ist ein wichtiges faktenbasiertes Instrument zum Ableiten politischer Maßnahmen", betont Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky.
Bild: Denise Auer

Wien wächst, besonders stark in den letzten zehn Jahren. Der Integrations- und Diversitätsmonitor dient als Messinstrument und lässt politische Maßnahmen ableiten.

Seit zehn Jahren beobachtet die Stadt Wien die demographische Entwicklung der Bundeshauptstadt, genauer die Zuwanderung in und die Abwanderung aus der Bundeshauptstadt. Die Zahlen werden im sogenannten Integrations- und Diversitätsmonitor festgehalten. Am 15. November wurde dieser von Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) im Rahmen eines Hintergrundgesprächs vorgestellt.

"Der Monitor ist ein wichtiges Werkzeug, um Integration messbar und Veränderungen sichtbar zu machen. Das ist wichtig, damit wir dieses wichtige gesellschaftspolitische Thema auf möglichst rationaler Ebene diskutieren zu können", betont Czernohorszky.

Bevölkerungsplus von elf Prozent

Der Monitor zeigt, dass die Wiener Bevölkerung in den letzten zehn Jahren um elf Prozent oder um fast 190.000 Menschen angewachsen ist. Derzeit leben Menschen aus über 190 Herkunftsländern in der Bundeshauptstadt, mehr als ein Drittel der Wiener sind im Ausland geboren und 61 Prozent der zugewanderten Wiener leben seit mindestens zehn Jahren in Wien.

Zuwanderung nach Gruppen

Die Statistik für das Jahr 2015 zeigt, dass sich die Zuwanderung grob in drei etwa gleich große Teile trennt: Die größte Gruppe mit 38.385 Personen entfällt auf Drittstaaten, davon sind 22.033 Menschen als Flüchtlinge nach Wien gekommen. Zweitgrößte Gruppe sind die Zuwanderer aus dem Binnenland, also aus anderen österreichischen Bundesländern, konkret sind das 37.175 Menschen. Auf dem dritten Platz liegen Menschen aus EU-Ländern mit 34.222 Personen.

Ausreißer Flüchtlingskrise

Im Vergleich zum Jahr 2014 haben sich die Flüchtlingszahlen des Jahres 2015 vervierfacht, die Zahl ist von 5.078 Personen auf 22.033 gestiegen. Dies sei aber keine konstante Entwicklung, sondern direkte Folge von Kriegen und dem damit verbundenen Anstieg an Verfolgung.

Trend zu mehr Bildung

Der Integrations- und Diversitätsmonitor zeigt, dass die Bildungsbeteiligung nach der Pflichtschule insgesamt steigt. Ebenso sei ein Trend hin zu höheren Bildungsabschlüssen, also Matura aufwärts, zu beobachten. "Die Bildungsbeteiligung findet in allen Gruppen statt. Erfreulich ist auch, dass es eine hohe Bildungsmobilität zwischen den Generationen gibt", erklärt Theodora Manolakos von der MA17, "das bedeutet, dass der Anteil geringer Bildung deutlich abnimmt. Das ist vor allem in der Gruppe der Drittstaaten-Zuwanderer zu beobachten. Während bei der Eltern noch etwa 40% nur einen Pflichtschulabschluss haben, sind es in der Kinder-Generation nur noch knapp 20%".

Hilfe beim Übergang von Pflichtschule und weiterführender Bildung

"Durch den Monitor haben wir grundlegende Daten, aus denen wir weitere politische Maßnahmen ableiten können, aber auch einen Beleg dafür, dass unser Ansatz Erfolge bringt", betont der Integrationsstadtrat. Mit "InterSpace für Jugendliche" und der Ausweitung von "Mama lernt Deutsch" kündigte Czernohorszky für 2018 zwei konkrete Projekte an, die Pflichtschulabsolventen bei dem Weg in weiterführende Bildungswege unterstützen und begleiten sollen.

Zudem forderte der Stadtrat die Öffnung der Ausbildungspflicht bis 18 und die Lehre außerhalb von Mangelberufen für Asylwerber.

Forderung nach demokratischer Teilhabe

Der Monitor zeigt auch, dass nach wie vor über ein Viertel der Wiener vom Wahlrecht ausgeschlossen seien, im 15. Wiener Bezirk seien es gar 40%. "Das kann keinen Demokraten kalt lassen", betont Czernohorszky.

Nachdem der Verfassungsgerichtshof das im Dezember 2002 von SPÖ und Grünen beschlossene Wiener Ausländer-Wahlrecht auf Bezirksebene gekippt hatte, müsse man neue Wege der Teilhabe suchen. In den kommenden Monaten will der Integrationsstadtrat mit dem überparteilichen Expertenrat "forum.wien.welt.offen" demokratische Partizipationsmöglichkeiten beraten.

Diversitätsmanagement in Wiener Stadtverwaltung

Parallel zur Vielfalt der Wiener Bevölkerung steigt auch die Diversität in den Abteilungen der Stadt. Seit Beginn des Monitorings sei die Zahl der Einrichtungen, die Diversitätsmanagement in ihre Tätigkeit einbeziehen, kontinuierlich gestiegen. (lok)