Österreich

In Wien stehen 848.530 Menschen zur Arbeit auf

Heute Redaktion
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Rekordbeschäftigung, hohes Wachstum und sinkende Arbeitslosigkeit: Der Wiener Arbeitsmarkt steht so gut da wie lange nicht. Doch es drohen auch Wolken am Konjunkturhimmel.

Die Entwicklungen am Wiener Arbeitsmarkt sind so positiv wie schon lange nicht. Das zeigen aktuelle Zahlen, die gestern von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) präsentiert wurden. Gemeinsam mit Klemens Himpele, Leiter der MA23 (Wirtschaft, Arbeit und Statistik) und Peter Huber vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO zeichnete er vor Journalisten die aktuellen Trends nach, warnte aber auch vor möglichen negativen Entwicklungen, die ab Mitte des Jahres entstehen könnten.

Beschäftigung in Wien auf historischem Höchststand

"Das Jahr 2018 verlief sehr gut für den Wiener Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung ist auf einem historischen Höchststand in der zweiten Republik. Mit 848.530 Beschäftigten sind noch nie so viele Menschen in der Früh aufgestanden, um arbeiten zu gehen", erklärte Hanke. Obwohl sich der "Gentleman unter den Stadträten" auffällig mit offener Kritik an der Bundesregierung zurückhielt, gönnte er sich dennoch diese Replik auf die Aussage von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wonach in Wien immer weniger Menschen aufstehen würden, um arbeiten zu gehen.

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Hohes Wirtschaftswachstum bringt neue Jobs

Durch Hochkonjunktur und hohes Wirtschaftswachstum seien im Vorjahr österreichweit 86.193 neue Jobs entstanden, davon entfielen laut Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) 23 Prozent auf Wien. "Das heißt, rund ein Viertel aller neuer Stellen ist in Wien entstanden", betonte Hanke. Besonders erfreulich sei, dass nun auch der Anteil an Vollzeitbeschäftigungen steige.

"Zu Beginn meiner Amtszeit im Mai 2018 habe ich angekündigt, bis 2020 50.000 neue Beschäftigte mehr in Wien zu schaffen. Mit Ende 2018 haben wir bereits 39 Prozent erreicht, das entspricht 19.500 neuen Jobs für die Wienerinnen und Wiener", freute sich Hanke.

Jugendarbeitslosigkeit sinkt deutlich, Plus bei über 55-Jährigen

Eine positive Entwicklung gebe es auch bei den Arbeitslosenzahlen: Diese sinke in nahezu allen Bereichen, seien 2018 unter den Wert von 2015 gefallen. Besonders deutlich sei der Rückgang bei der Gruppe der 20-24-Jährigen (- 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und der 25-29-Jährigen (- 7,3 Prozent). Auffällig ist, dass auch der Anteil der Geringqualifizierten (mit maximal Pflichtschulabschluss) 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 4.468 Personen zurück ging.

Für Hanke ein Zeichen, dass die Wiener Strategie und die Maßnahmen des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (waff) funktioniere: "Mit Weiterbildungsmaßnahmen und Förderungen hat Wien hier genau richtig angesetzt".

Wehmutstropfen sei aber der Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Gruppe der 55-59-Jährigen (+ 1,5 Prozent) und der 60-64-Jährigen (+6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Problemkind blieben auch die Langszeitsarbeitslosen: Hier habe es zwar 2018 einen Rückgang gegeben, aber die Gefahr, dass es ohne intensive Betreuung in dieser Gruppe zu einer Verkrustung komme, bleibe hoch.

Mitverantwortlich machte Hanke den Bund, der die "Aktion 20.000" frühzeitig gestoppt hatte. "Alleine in Wien wurde dadurch verhindert, dass 6.906 Langzeitsarbeitslose über 50 Jahre wieder in Beschäftigung kommen. Durch die Fortführung der 'Aktion 20.000' hätte in Wien der Rückgang der Arbeitslosigkeit verdoppelt und die Langzeitsarbeitslosigkeit um ein Drittel gesenkt werden können", so der Stadtrat.

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Wien und Bundesländer für Experten nicht vergleichbar

Österreichweit waren 2018 7,7 Prozent ohne Job, in Wien waren es 12,3 Prozent. Für heuer rechnen die Experten mit einer Arbeitslosenrate von 7,3 Prozent für Gesamtösterreich und 11,9 Prozent für Wien. Grund für den vergleichsweise höhere Arbeitslosigkeit in der Bundeshauptstadt sei laut Himpele und Huber der "spezifische Branchenmix", der einen direkten Vergleich mit anderen Bundesländern unzulässig mache: "Wien ist stark dienstleistungsorientiert. Dadurch ist das Wachstum im Vergleich zu Sachgüterproduktion langsamer, auch bei den Arbeitslosenzahlen macht sich das bemerkbar. Jedoch kann das auch zu einem Benefit werden, denn wenn der Konsum steigt, würden auch Dienstleistungen stärker angefragt", so Huber.

Prognosen warnen vor "Wolken am Konjunkturhimmel"

Nach der Hochkonjunktur in der ersten Hälfte des Jahres 2018, in der die Wiener Wirtschaft real um 2,6 Prozent wuchs, sieht Himpele aber bereits Anzeichen für einen Rückgang. "Die Wiener Wirtschaft wird zwar weiter wachsen, aber nicht mehr so stark. Für 2019 ist mit einem Wachstum von rund 1,8 Prozent zu rechnen, ab Mitte des Jahres könnte es aber zu einer deutlichen Abflachung kommen".

Um sich darauf vorzubereiten will die Stadt Wien nun konkrete Maßnahmen setzen, um nicht in zwei oder drei Jahren wieder mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit konfrontiert zu sein.

Hanke kündigt "größtes Arbeitsmarktpaket der letzten Jahrzehnte" an

"Wir dürfen uns nicht auf den guten Werten am Arbeitsmarkt ausruhen, sondern müssen den Schwung mitnehmen und jetzt die Vorbereitungen treffen, damit die Wiener Wirtschaftsleistung weiter wächst und der Rückgang der Arbeitslosigkeit anhält", betonte Hanke und kündigte an, noch im Jänner zwei konkrete Arbeitsmarkt-Maßnahmen präsentieren zu wollen.

Gemeinsam mit der Arbeiterkammer will die Stadt "eines der größten Pakete der letzten Jahrzehnte" auf die Beine stellen, Ende Jänner will der Wirtschaftsstadtrat ein neues Arbeitsprogramm des waff vorstellen. "Beide haben den Schwerpunkt Digitalisierung. Wir haben in Wien derzeit rund 6.000 Unternehmen und 50.000 Beschäftigte in der IT-Branche. Mit den neuen Maßnahmen wollen wir das weiter stärker, denn in Wien gibt es keinen quantiativen Fachkräftemangel, sondern einen qualitativen. Mit maßgeschneiderten Qualifizierungsangeboten helfen wir bei den Spezialisierungen, die die Unternehmen benötigen", so Hanke.

(lok)

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