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Indien: Vergewaltigungen passieren "versehentlich"

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Zum zweiten Mal binnen weniger Tage hat ein Parteifreund des indischen Premierministers Narendra Modi die Vergewaltigung von Frauen in seinem Land bagatellisiert. "Solche Dinge passieren nicht absichtlich. So etwas geschieht versehentlich", so der Innenminister des Bundesstaats Chhattisgarh, Ramsevak Paikra, am Samstagabend.

Zum zweiten Mal binnen weniger Tage hat ein Parteifreund des indischen Premierministers Narendra Modi die Vergewaltigung von Frauen in seinem Land bagatellisiert. "Solche Dinge passieren nicht absichtlich. So etwas geschieht versehentlich", so der Innenminister des Bundesstaats Chhattisgarh, Ramsevak Paikra, am Samstagabend.

Später versuchte der für Recht und Ordnung zuständige Politiker aus Modis Bharatiya-Janata-Partei noch, seine Entgleisung mit dem Hinweis zu relativieren, er sei falsch zitiert worden. Mehrere Fernsehsender strahlten die Bemerkungen aber im Original aus.

"Manchmal ist es richtig"

Erst am Donnerstag hatte der ebenfalls der BJP angehörende Innenminister des Bundesstaats Madhya Pradesh, Babulal Gaur, die sexuelle Gewalt gegen Frauen in Indien drastisch verharmlost und sogar ansatzweise verteidigt. Vergewaltigung sei "ein soziales Verbrechen, das von Männern und Frauen abhängt", sagte Gaur. "Manchmal ist es richtig, manchmal ist es falsch." Jedenfalls könne ermittlungstechnisch "nichts getan werden, solange es keine Anzeige gibt".

Die BJP-Führung distanzierte sich daraufhin von Gaur. Seine Ansichten würden nicht die der Partei repräsentieren.

Besonders brutale Fälle

In Indien war die gesellschaftliche Entrüstung über sexuelle Gewalt gegen Frauen zuletzt deutlich gewachsen, nachdem mehrere besonders brutale Fälle an die Öffentlichkeit gelangt waren. So waren Ende Mai in einem Dorf des Bundesstaats Uttar Pradesh die gefunden worden, die mehrfach vergewaltigt und dann an einem Baum aufgehängt worden waren.

Im Dezember 2012 hatte die tödliche Gruppenvergewaltigung einer jungen Studentin in Neu Delhi Massenproteste gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Seitdem wurden die Strafen für Vergewaltiger zwar verschärft - auf Vergewaltigung bei Todesfolge steht nun die Todesstrafe. Frauenrechtsaktivisten zufolge werden Sexualverbrechen jedoch in vielen Fällen bis heute nicht ernsthaft geahndet.

Alle 22 Minuten eine Vergewaltigung

Nach Angaben der Regierung wird in Indien alle 22 Minuten eine Frau vergewaltigt. Aktivisten gehen aber von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus, da die Opfer sexueller Gewalt häufig werden.