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Indiens Vergewaltiger bekommen Todesstrafe

Heute Redaktion
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Bild: Saurabh Das (AP)

Jenes Gericht in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, in dem die Angeklagten der Gruppenvergewaltigung vom Dezember 2012 vor den Kadi standen, hat sich jetzt für ein Urteil entschieden. Die vier Männer wurden am Freitag zum Tode verurteilt, genau, wie der Staatsanwalt verlangte.

, hat sich jetzt für ein Urteil entschieden. Die vier Männer wurden am Freitag zum Tode verurteilt, genau, wie der Staatsanwalt verlangte.

Die Männer gehörten einer Gruppe von sechs Indern an, die im Dezember eine Frau so brutal vergewaltigten, dass sie anschließend starb.

"Bestialisches Verbrechen"

Richter Yogesh Khanna erklärte, es sei ein "bestialisches Verbrechen", dass das Bewusstsein der Gesellschaft wachgerüttelt habe. Er folgte damit dem Antrag des Staatsanwaltes, der die Tat als "teuflisch" und "barbarisch" bezeichnet und die Todesstrafe gefordert hatte. Die Verteidiger der 19 bis 16 Jahre alten Männer hatten eine Haftstrafe gefordert und mildernde Umstände wie etwa ihr Alter angeführt.

Die vier Männer hatten mit zwei weiteren Tätern die 23-jährige Inderin im Dezember in einem Bus entführt, vergewaltigt und unter anderem mit einer Eisenstange so stark verletzt, dass sie zwei Wochen später daran starb. Am Dienstag hatte Richter Yogesh Khanna die Männer bereits des Mordes, der Gruppenvergewaltigung, Entführung und zahlreicher anderer Straftaten für schuldig befunden.

Verteidiger wollen Berufung

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Verteidiger wollen Berufung einlegen. Das Verbrechen an der Studentin am 16. Dezember 2012 hatte ganz Indien aufgeschreckt und zu wochenlangen Protesten gegen Vergewaltigungen und Demonstrationen für mehr Frauenrechte geführt. Auch am Freitag standen wieder Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude und forderten den Strang für die Vergewaltiger.

 Einer der Täter vom 16. Dezember wurde erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden . Ob es Mord oder Selbstmord war, ist noch nicht geklärt. erhielt.

Angeklagte verstanden Verhandlung auf englisch nicht

Im Gerichtssaal konnten die vier Männer aus armen Verhältnissen dem Prozess über große Strecken gar nicht folgen, weil sie kein Englisch beherrschen und keinen Übersetzer zur Seite gestellt bekamen, was in Indien nicht unüblich ist. Der Antrag der Verteidiger, die mehr als 1.000 Seiten lange Anklageschrift in Hindi übertragen zu lassen, war abgewiesen worden. Auch die Familie des Opfers beschwerte sich über das Sprachproblem: "Wir verstehen überhaupt nicht, was vor sich geht."

Die vier Männer arbeiteten vor ihrer Verhaftung als Taxifahrer, Hilfsschaffner, Fitnessstudio-Mitarbeiter und Obstverkäufer. Die meisten von ihnen waren in die Hauptstadt zugezogen, sie lebten zusammen in einem Slum. Richter Khanna erklärte im Urteil, auch ein Signal an andere senden zu wollen. "In diesen Zeiten, in denen immer mehr Verbrechen gegen Frauen begangen werden, müssen die Strafen auf diese Täter sehr abschreckend wirken." Gerichte dürfte bei solchen grausamen Straftaten nicht wegsehen.

Das Asiatische Zentrum für Menschenrechte ACHR hingegen glaubt nicht, dass das Urteil andere Täter abhalten könnte. Obwohl im Jahr 2004 ein Mann aus dem Bundesstaat Westbengalen für die Vergewaltigung und den Mord an einem Mädchen gehängt wurde, sei die Anzahl der Übergriffe auf Frauen danach gestiegen.

Die Todesstrafe ist in Indien laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International im vergangenen Jahr 78 Mal verhängt worden. Hunderte Menschen stehen derzeit auf der Todesliste. Hingerichtet wird allerdings kaum noch, zuletzt 1995, 2004 sowie 2012 und 2013.

 
Die indische Regierung beschloss nach der Gruppenvergewaltigung mehrere Maßnahmen:

Nach einer tödlichen Gruppenvergewaltigung in Indien im Dezember und einer anschließenden Protestwelle hat die Regierung in Neu Delhi eine Reihe von Maßnahmen beschlossen.

SCHNELLGERICHTE: In neu eingerichteten Schnellgerichten sollen Vergewaltiger innerhalb weniger Monate verurteilt werden. Bisher dauerten entsprechende Prozesse oft mehrere Jahre.

TODESSTRAFE: Vergewaltigern droht nun die Hinrichtung, wenn das Opfer an den Folgen der Tat stirbt oder dauerhaft im Koma liegt. Der Strang ist auch für Täter vorgesehen, die bereits zum zweiten Mal wegen einer Vergewaltigung verurteilt werden.

LÄNGERE HAFT: Die maximale Haftstrafe beträgt nach einer Verschärfung 20 Jahre. Bisher mussten Vergewaltiger sieben bis zehn Jahre hinter Gitter. Auch für Stalker und Spanner wurden die Strafen erhöht.

KEINE MILDE BEI HEIRAT: Das Verfassungsgericht beendete die bisher gängige Praxis, wonach Vergewaltiger mit einer Strafmilderung rechnen konnten, wenn die ihrem Opfer die Ehe versprachen.

SEX FÜR JUGENDLICHE: Das Parlament setzte die Altersgrenze für Sex wieder auf 18 Jahre hinauf. Die Regierung hatte sie erst wenige Monate zuvor auf 16 Jahre abgesenkt.

FRAUEN-HOTLINE: Als ständiger Ansprechpartner für weibliche Gewaltopfer richtete das Frauenministerium eine 24-Stunden-Hotline für Frauen in Not ein.

PFEFFERSPRAY BILLIGER: Um Mittel zur Selbstverteidigung für Frauen billiger zu machen, befreite die Verwaltung in Delhi Sprühdosen mit Pfefferspray von der Mehrwertsteuer.

APA/red.