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Indonesien: Toraja-Volk lebt mit Toten unter einem Dach

Was zunächst nach einem schlechten Scherz klingen mag, gehört zum Leben eines Volks in Indonesien dazu.

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"Es kann sein, dass andere Menschen das sonderbar finden. Für uns ist es selbstverständlich, den Kontakt zu den Toten nicht zu verlieren."
"Es kann sein, dass andere Menschen das sonderbar finden. Für uns ist es selbstverständlich, den Kontakt zu den Toten nicht zu verlieren."
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Mit dem Tod eines Angehörigen geht jeder auf seine eigene Art und Weise um. An sich ist aber üblich, dass die Überreste eines Verstorbenen relativ schnell unter die Erde gelangen oder in einer Urne aufbewahrt werden. Dies ist bei den Toraja nicht der Fall.

Bei den Toraja handelt es sich um ein Volk, welches auf der Insel Sulawesi lebt. Die Insel gehört zu Indonesien. Eine Besonderheit des Volkes ist ihr Totenkult. Die Toraja pflegen einen etwas anderen Umgang mit Verstorbenen: sie bewahren sie auf. Die Toten gehören auch über ihren Tod hinaus zum Alltag der Angehörigen dazu – und zwar physisch. Über Jahre, ja sogar Jahrzehnte hinweg bleiben die Verstorbenen im Haus der Familie und nehmen quasi weiter am Leben teil.

Nachdem eine Person stirbt, wird ihr Leichnam mumifiziert. Wer nun glaubt, dass es sich damit hat und die mumifizierten Leichen irgendwo in einer Ecke verstauben, wo sie keiner sieht, täuscht sich. Die Mumien werden weiter im Alltag integriert. Sie werden angezogen, man stellt Essen und Trinken vor sie hin und sogar auf die Familienfotos kommen sie mit hinauf.

Familienfoto mit einem Tote.<br>
Familienfoto mit einem Tote.
Hariandi Hafid / Zuma / picturedesk.com

Dem westlichen Weltbild entspricht das nicht wirklich. Hierzulande mag das sogar makaber und pietätlos wirken. Aber bei den Toraja handelt es sich bei dem Kult um eine Tradition, die Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit reicht. Es besteht nämlich der Glaube, dass die Toten lediglich krank seien und erst durch eine traditionelle Bestattungszeremonie wirklich sterben.

Bestattungszeremonie

Auch die Bestattung unterscheidet sich deutlich von einer "westlichen" Beerdigung. Eine Bestattungszeremonie bei den Toraja erstreckt sich oft über mehrere Tage. Hunderte Gäste werden geladen und etliche Wasserbüffel werden geopfert. Sie gelten dort als mystische Tiere.

Ein ziemlich kostspieliges Ritual: bis zu 500.000 US-Dollar können Bestattungen für Angehörige einer höheren Schicht ausmachen. Die Kosten für die Bestattung sind mitunter ein Grund für die späte Beerdigung. Es können nämlich Jahrzehnte vergehen, bis die Familienmitglieder der verstorbenen Person genügend Ersparnisse auf der Seite haben, um den Toten die letzte Ehre mit einer angemessenen Zeremonie zu erweisen.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass dies dann der letzte Abschied war. Es gibt nämlich noch ein weiteres Toten-Ritual.

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    Nachdem eine Person stirbt, wird ihr Leichnam mumifiziert.<br>
    Nachdem eine Person stirbt, wird ihr Leichnam mumifiziert.
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    Kontakt zu Toten bleibt weiter bestehen

    Immer wieder werden die Verstorbenen nach der Beerdigung aus ihren Särgen geholt um sie dann zu säubern und neu einzukleiden. Auf diese Art erweist man ihnen Ehre.

    "Es kann sein, dass andere Menschen das sonderbar finden. Für uns ist es selbstverständlich, den Kontakt zu den Toten nicht zu verlieren. Wir säubern sie, ziehen ihnen frische Kleidung an, sprechen mit ihnen. So wie wir Lebenden das auch machen. So bleiben die Toten ein Teil von uns und das ist gut so", erklärt ein Toraja.

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      Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com