Österreich

Anrainer blasen Luxushotel am Ring die Lichter aus

Heute Redaktion
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Jeden Abend erstrahlt das Palais Hansen Kempinski am Ring in festlichem Glanz – bis jetzt. Nach Anrainerbeschwerden fährt das Luxushotel seine Beleuchtung zurück.

Nach Einbruch der Dunkelheit dreht ein Luxushotel nach dem anderen auf der Ringstraße seine Beleuchtung auf. So auch das Kempinski am Schottenring. Auf allen Seiten erstrahlt das geschichtsträchtige Palais. Bis jetzt. Eine Gruppe von Anrainern hat sich mit einer Beschwerde an das 5-Sterne-Haus gewandt.

Anrainer gegen Lichtverschmutzung

Inhalt: Die "Festtagsbeleuchtung" raubt den Bewohnern der Zelinka- und Gonzagagasse ihren Schlaf. Darüber hinaus meint Kritiker Karl Grasser: "Lichtverschmutzung und Umweltschutz sollten auch für das Hotel Kempinski ein Thema sein". Der Klubobmann der SPÖ Inneren Stadt hat sich im Namen der Anrainer an das Hotel gewandt. Ziel: Die Beleuchtung soll von 22 bis 6 Uhr heruntergefahren werden.

Der Begriff der Lichtverschmutzung (englisch light pollution), auch Lichtsmog, bezeichnet die dauernde Abwesenheit völliger Dunkelheit in den davon betroffenen Gebieten der Erde und bewertet zugleich diesen Sachverhalt negativ. Die Vorgänge, die zu diesem Zustand führen, werden Lichtimmission genannt. Dabei wird der Nachthimmel durch meist künstliche Lichtquellen aufgehellt, besonders wenn das Licht auch nach oben abgestrahlt wird. Das Licht wird in den Luftschichten der Erdatmosphäre gestreut, womit die Überlagerung der natürlichen Dunkelheit verbunden ist. Über Städten spricht man auch von deren Lichtglocke.

Der Mangel an Dunkelheit hat zahlreiche störende Einflüsse:

- auf die Flora und insbesondere als Insektensterben auf die Fauna. In den letzten 10 Jahren sind in Europa viele nachtaktive Insektenarten ausgestorben und über 90% der Tiere
- auf die biologischen Tag-Nacht-Zyklen vieler Tiere
- und zunehmende Schlaflosigkeit beim Menschen
- starke Beeinträchtigung astronomischer Beobachtungen des Nachthimmels. Beispielsweise ist die Milchstraße in Städten und deren Speckgürtel nicht mehr sichtbar.

Kempinski lenkt ein, Anrainer wollen mehr

"Ein gutes Verhältnis zu unserer Nachbarschaft ist uns natürlich sehr wichtig, deshalb haben wir umgehend die Hausverwaltung informiert und als erste Maßnahme einen Teil der Beleuchtung selbst abgeschaltet", erklärt eine Sprecherin des Hotels auf Anfrage von "Heute". Seitdem bleiben die Statuen entlang der Fassade ab 22 Uhr finster.

Das ist den Anrainern aber noch zu wenig. Auch auf der Perlustrade sollen die Lichter ebenfalls ausgehen. "Wir verstehen den Unmut der Anrainer, da wir als Hotel wissen, wie wichtig ein erholsamer Schlaf ist", zeigt das Luxusressort Verständnis für die Nachbarn. Die Hausverwaltung prüft nun, ob die Beleuchtung in den Seitengassen auch abgedreht werden kann.

Mehr Infos zum Thema Lichtverschmutzung hat die Wiener Umweltanwaltschaft