Österreich

Wiener stellt "Sexpuppe" von Helene Fischer her

Europas größter Hersteller von lebensechten Sex-Puppen sitzt in Wien. Josef Le erklärt in unserer Sonntags-Reportage, wo der Orgasmus wohnt.

Heute Redaktion
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Helene kann fast alles, was Männer in abgestandenen Ehen schon vor Jahren zu den Akten der sexuellen Erinnerung gelegt haben. Helene fragt: „Wie willst Du es heute haben?", „lang oder kurz", „hart oder zärtlich…?" Helene hat ordentlich Lippenstift aufgetragen, den roten Schmollmund leicht geöffnet.

Das Unterkleid aus Seide mit Spitzen von Intimissimi lässt einen Hauch von dem erahnen, was sie an makelloser Schönheit zu bieten hat. Ihre Haut fühlt sich an wie die eines frisch gebadeten Säuglings, sie ist ein erotische Akrobatin, keine Position ist ihr fremd.

Die Puppen sind beheizbar

Was genau sind Sexpuppen?

Als Sexpuppen werden vor allem lebensgroße Nachbildungen des menschlichen (meist weiblichen, aber auch männlichen), gelegentlich auch tierischen Körpers bezeichnet, die als Sexhilfen meist im Bereich der Selbstbefriedigung benutzt werden. Seltener werden mit diesem Begriff auch Puppen bezeichnet, die zur Demonstration der Geschlechtsorgane bzw. sexueller Vorgänge von Mensch und Tier eingesetzt werden, um die Sexualorgane bzw. sexuelle Vorgänge zu veranschaulichen, und die damit zu den Biomodellen gehören.

Quelle: Wikipedia

Ihre Körpertemperatur misst wohlige 36,8 Grad, Heizdecken können abschalten und beim ersten Hautkontakt seufzt Helene mit kehliger Stimme: „Du bist so sanft zu mir, Liebster!"

Bei der Penetration angelangt, sagt Helene wollüstig fordernd: "Ich warte nur noch, dass Du kommst!" Dann fallen alle Schranken der Beherrschung.

Bei ihm.

Bei Helene nicht.

Helene ist eine Puppe

Denn Helene ist ein sogenanntes Platin-Silikon-Modell, optisch an Helene Fischer angelehnt. So wie es sich der „Liebste" in seinen Träumen ausgemalt hat, weil es ihm die deutsche Pop-Ikone nicht nur bezüglich der perfekt modulierten Stimme angetan hat.

Sie ist dem Original bis zu 70 Prozent ähnlich, besteht aber nicht aus Fleisch und Blut sondern aus hochwertigem Silikon, das über ein Skelett aus flexiblem Metall aufgebaut wird und exakt die Konsistenz humaner Muskelmasse aufweist.

Herr der Sexpuppen kommt aus Vietnam

Im Inneren der High-End-Doll steckt die humane Festplatte, fast soviel Technik wie in einem Laptop. „Das ist das Herz meiner Dolls, erklärt Josef Le, ein drahtiger Mann mit Wurzeln in Vietnam, von wo er 1978 als Bootsflüchtling mit seinen Eltern nach Österreich geraten war.

Der nunmehr 43-jährige Unternehmer mit ausgeprägtem Wiener Dialekt entwickelt für seine Sex-Dolls derzeit ein selbstlernendes Spracherkennungsprogramm für die erotische Konversation der Schönheiten. „Wir werden bald soweit sein, dass die Puppen eine künstliche Intelligenz entwickeln können."

Kunden kommen aus ganz Europa

Das, so sagt Herr Le, sei einzigartig in Europa. Und damit verdient er seit nunmehr vier Jahren ordentlich Kohle. Denn Stöhnen bei Berührungen der Haut irgendwo am Körper, was vor kurzem noch nicht drin war, ist mittlerweile ein ganz normales erotisches Feature. „Komm in mich, ich bin so geil", wird dann von den Puppenmännern gefordert, die übrigens aus ganz Europa kommen.

Russe war erst mit der 5. Puppe zufrieden

Josef Le über einen seiner kompliziertesten Kunden: „Da gab es einen reichen Russen, der mit unseren Modellen nie ganz zufrieden war. Irgendwas hat ihm nicht wirklich gemundet: Einmal war es die Größe der Brüste, dann wieder die Länge der Beine oder die Haarfarbe."

Die erotische Sysiphus-Arbeit endete erst nach fünf Versuchen der fleischlichen Ausgestaltung, bis der Kunde letztlich optisch befriedigt war. Kostenpunkt: 10.000 Euro für das gute Stück in lebensechter Größe.

In nur acht Wochen ist eine Puppe fertig

Nicht mehr als acht Wochen dauert die Produktion einer Wunschpuppe, seine Mädels von der Stange sind dagegen quasi ein Quickie. Josef Le über das Casting: „Wir nehmen 3D-Modelle von echten Frauen und kopieren die dann in unsere Produktion.

Das geht natürlich schneller als eine À-la-Carte-Puppe. Außergewöhnlich komplex war die Erstellung einer Figur, die als heiße brasilianische Strandschönheit gewünscht war. Josef Le über die Herausforderungen der optischen Gestaltung für die heiße Lady: „Wir mussten Spuren von Sand auf ihre Haut auftragen, dazu noch vom Salzwasser gebleichte Haare und Bräunungsstreifen durch den Bikini. Sowas entwickelt man nicht jeden Tag."

80 Prozent der Bestellungen kommen von privaten Kunden

Josef Le hat auch das geschafft und bietet mittlerweile europaweit Puppen aller Preisklassen für Privatkunden an, die schon 80 Prozent des Umsatzes ausmachen. Begonnen hat sein Geschäft mit den ersten Laufhäusern in Wien, wie dem Kontakthof oder dem Puppenhaus, beide in Wien-Liesing verortet.

Der Ehemann und Vater zweier Kinder (15, 20) ist naturgemäß nicht von nackter Bescheidenheit angekränkelt. Warum auch. Zitat: „Ich bin Marktführer in Europa, entwickle meine Puppen in Wien, hole mir das Material (Silikon; Anm. d. Red.) aus den USA und lasse in China produzieren."

Beschäftigt sind damit 45 Mitarbeiter in der südchinesischen Millionenstadt Fushan. Würde ein in Europa produziertes Doll rund 2.000 Euro kosten, so kommt Josef Le in Asien mit rund 400 Euro pro Stück davon. Dadurch könne er um 50 Prozent billiger anbieten als die Konkurrenz in den USA und Japan.

Diskrete Lieferung an geheime Adressen

„Fuck off" sagt niemand seiner höchst befriedigten Kunden, die klarerweise auch höchst anonym bedient werden. „Bei mir gibt es Barzahlung und diskrete Lieferung an vorher ausgemachte Adressen." Man will ja nicht fleischliche Freundinnen oder Ehefrauen in beziehungsabträgliche Eifersucht oder Stress versetzen.

Le über die Gewohnheiten seiner Käufer: „Ich hatte einmal einen, dessen Frau zu ihm gesagt hat, dass die Puppe zwar okay sei, aber nicht ins gemeinsame Haus kommen dürfe." Was also war die Folge: „Der Mann, übrigens ein höchst erfolgreicher Manager einer Handelskette, hat seine Doll auf einem eigens angeschafften Springbox-Bett im Gartenhaus seiner Villa einquartiert."

Kinderpuppen sind für Herrn Le tabu

Dort sagt die rasierte Schönheit – auch das kann man bestellen – dann wohl vor dem Koitus: „Komm in mein Mädchen hinein…" Apropos Mädchen: Kinderpuppen produziert Josef Le aus Prinzip nicht.

Viel lieber hat der Vietnamese Bestellungen, die sozialerotische Hintergründe haben: „Einer meiner Kunden ist durch eine Krankheit leider nicht mehr erektionsfähig. Also hat er für seine geliebte Frau eine männliche Puppe bauen lassen." Die Gattin durfte im Vorfeld ganz genau festlegen, wie die Dimensionen des Phallus gestaltet sein sollen.

Es gibt auch männliche Sex-Puppen

In den meisten Fällen jedoch baut Herr Le maskuline Puppen, die aber eher burschikose Körperlandschaften aufweisen. „Schwule Kunden haben das gleiche Recht auf einen Partner wie die Heteros."



Auf der Homepage des Sexdoll-Entwicklers findet sich ein sogenannter philosophischer Sinnspruch von David Hume, einem schottischen Aufklärer aus dem 18. Jahrhundert. Einer Zeit, in der die Erotik darin bestanden hat, dass die Dekolletés adeliger Damen ein wenig tiefer unter dem Halsband angesiedelt wurden.

Idealbild ist Mischung aus Angelina Jolie und Julia Roberts

Der Spruch geht so: „Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet." Und genau damit sind wir im Finale einer sexualphilosophischen Betrachtung angelangt. Sie endet im 21. Jahrhundert dort, wo Frauen wie eine Melange aus Angelina Jolie und Julia Roberts daher kommen. Und noch dazu greifbar sind. Zumindest virtuell.

Durchgerechnet gibt es bei den Puppen des Josef Le 3.600 Möglichkeiten der Konfiguration. Neben 45 Köpfen und Gesichtern, 10 verschiedenen Körpergrößen und Formen sowie acht verschiedenen Augenfarben errechnet sich ein gewaltiger Multiplikator.

Kurvige Puppen liegen im Trend

Zuletzt geht der Trend bei den Bestellungen in Richtung kurviger Puppen. „Da gibt es unzählige Erweiterungen. Manche Männer wünschen sich ein üppige Frau. Curved Dolls machen derzeit 40 Prozent meiner Bestellungen aus. Wenn einer Anna Netrebko will, dann kriegt er sie. Zumindest zu 70 Prozent."

Getestet werden die in Wien entwickelten Prototypen an chinesischen Studenten, die gratis mit den Prototypen kopulieren dürfen. Die sexuellen Rückmeldungen sind in den meisten Fällen bis zu 80 Prozent befriedigend.

Ehemann wollte eigene Frau als Sexpuppe

100-prozentige Abbildungen einer Puppe schafft aber nur ein 3-D-Scanner, bei dem das Original bis ins letzte Detail abgebildet wird. Da jedoch sind der sexuellen Phantasie keinerlei Grenzen gesetzt: „Ich hatte einmal einen Kunden, der unbedingt seine Frau 1:1 als Puppe haben wollte. Damit er seinen Spaß auch dann hat, wenn sie gerade mal nicht daheim war."

Apropos Spaß. Der hört dort auf, wo die vaginale Körperpflege der Puppen beginnt. Die Vagina will für den Fall der unteren Entladung geputzt werden, gleichfalls die Mundhöhle für den obigen Fall oder sonstige Teile am Körper generell.

„Manche Puppen-Besitzer", so der Produzent, "sehen die Pflege ihrer Doll ja auch als Teil der Beziehung. Da wird geputzt, mit Kleenex gesäubert, Gleitmittel für den nächsten Sex aufgebracht."

In Japan heiraten immer mehr Männer ihre Sexpuppen

Nicht umsonst erfahren wir ungläubig aus Japan, dass es immer öfters zu Verheiratungen zwischen fleischlichen Asiaten und ihren Sexpuppen kommt. Samt Ehevertrag und Treuegelöbnis.

Zurück in Europa wissen wir nur eines: Am Ende einer langen sexuellen Bedürftigkeit steht im Idealfall ein gemeinsamer Orgasmus. Oder was ähnliches. Aber eine Sexpuppe spielt dabei wohl nur eine pornografische Nebenrolle…

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