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Interpol will 22 ungeklärte Frauenmorde aufklären

Fahnder aus drei europäischen Ländern versuchen, insgesamt 22 Fälle ungeklärter Frauenmorde zu lösen. Dazu starteten sie die Kampagne "Identify Me".

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"Die Identität des Opfers ist oft der Schlüssel, um die Geheimnisse eines Falles zu entschlüsseln.", so Carolien Opdecam von der belgischen Polizei.
"Die Identität des Opfers ist oft der Schlüssel, um die Geheimnisse eines Falles zu entschlüsseln.", so Carolien Opdecam von der belgischen Polizei.
HANDOUT / AFP / picturedesk.com

Sie wurden erschossen, erstickt oder niedergestochen – aber bis heute kennt die Polizei nicht einmal die Namen der Opfer. Deswegen hat das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) gemeinsam mit der niederländischen Polizei DJO (Centrale directie gerechtelijke operaties) und der belgischen PDC (Politie Diensten Centrum) die Kampagne "Identify Me" gestartet. Zu 22 Mordfällen mit unbekannten weiblichen Opfern wird nun grenzübergreifend gefahndet – mit prominenter Unterstützung.

"Sie lebten, liebten und hofften"

So sind etwa "Sportstudio"-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein und die ehemalige Boxweltmeisterin Regina Halmich mit an Bord. "Sie wurden ermordet. Alles wurde ihnen genommen: ihr Leben, ihre Würde und ihr Name. Wir wissen nicht, wer sie sind. Aber sie lebten, liebten und hofften – wie wir", sagt die 46-jährige Halmich. "Ich will diesen namenlosen Frauen meine starke Stimme geben. Helfen wir, sie zu erkennen und sie nach Hause zu bringen. Und ihre Peiniger zu finden." Aus Holland unterstützt etwa "Game of Thrones"-Darstellerin Carice van Houten die Kampagne, in Belgien Schauspielerin Veerle Baetens und die Sängerin Axelle Red.

Gesichter der toten Frauen rekonstruiert 

Für die Operation "Identify Me" werden Bilder von Kleidung und Gegenständen der Opfer sowie Gesichtsrekonstruktionen gezeigt, wie Interpol am Mittwoch im französischen Lyon mitteilte. Zu den Fällen aus Deutschland gehört eine 2001 in Köln gefundene mumifizierte Tote, eine 1986 an der A6 bei Heilbronn entdeckte Frau, eine Tote 1997 in Altena-Bergfeld in Nordrhein-Westfalen, eine 2002 in Bremen in der Weser gefundene und in einen Teppich gewickelte Tote sowie Leichenfunde 1998 im Spandauer Forst bei Berlin und 1997 in einem Wald bei Todtnau (Baden-Württemberg). Auch im Fernsehen wird gefahndet: Alle deutschen Fälle aus dem Fahndungsaufruf werden in den kommenden Monaten in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" vorgestellt.

Ein Mädchen, getötet und im Wald in der niederländischen Provinz Brabant zurückgelassen. Eine junge Frau im Albertkanal in Belgien, nackt und mit Messerstichen getötet. Und eine junge Frau, die in Amsterdam mit Schusswunden im Kopf und Körper in einem Abfallcontainer gefunden wurde – die Liste ist lang und die Todesursachen grausam. "Die meisten der 22 Opfer starben gewaltsam, einige wurden auch missbraucht oder verhungerten, bevor sie starben. Die Identitäten der Frauen sind noch nicht geklärt, auch weil sie wahrscheinlich aus anderen Ländern stammen als dem, in dem sie gefunden wurden", sagten Carina van Leeuwen und Martin de Wit von der niederländischen Polizei, die die Fahndung initiierten. Es sei möglich, dass die Toten gezielt in Belgien, den Niederlanden oder Deutschland zurückgelassen wurden, um die Ermittlungen zu behindern.

"Identität des Opfers oft der Schlüssel zum Fall"

"Wir möchten betonen, dass wir nach Namen suchen", sagt Carolien Opdecam von der belgischen Polizei. "Die Identität des Opfers ist oft der Schlüssel, um die Geheimnisse eines Falles zu entschlüsseln." Da man davon ausgehe, dass einige der ermordeten Frauen aus bestimmten Regionen Osteuropas stammten, könne die Identifizierung der Opfer auch Hinweise auf die Täter liefern. Bei ähnlichen Ermittlungen habe die Feststellung der Identität letztendlich zur Festnahme der Täter geführt, sagte die Sprecherin des Bundeskriminalamtes, Anja Allendorf.

Im Rahmen der Operation "Identify Me" veröffentlicht Interpol erstmals Einzelheiten der sogenannten Black Notices, mit denen nach Informationen und Erkenntnissen über nicht identifizierte Leichen gesucht wird, um die Umstände des Todes zu ermitteln. Diese Informationen dienen auch der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Polizei.

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