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"Intruders: Hide and Seek" gruselt jetzt noch breiter

Schon vor drei Jahren gruselten wir uns mit "Intruders: Hide and Seek" gewaltig. Nun gibt es das Game endlich auch für Xbox und Nintendo Switch.

Rene Findenig
"Intruders: Hide and Seek" gruselt jetzt noch breiter, nämlich auch auf Xbox-Konsolen und auf der Nintendo Switch.
"Intruders: Hide and Seek" gruselt jetzt noch breiter, nämlich auch auf Xbox-Konsolen und auf der Nintendo Switch.
Daedalic Entertainment

Als "Kevin – Allein zu Haus" in VR haben wir 2019 den First-Person-Stealth-Thriller "Intruders: Hide and Seek" kennen und lieben gerlernt. Das Game nimmt sich das Filmkonzept und macht daraus einen nervenzerfetzenden Psycho-Thriller. Damals durfte man das noch auf der PlayStation 4 (und PlayStation VR) sowie am PC (ebenfalls für verschiedene VR-Systeme) erleben, nun ist es endlich auch für Xbox-Konsolen und die Nintendo Switch da. Im Vergleich zu den ursprünglichen PC- und PlayStation-Varianten hat sich nichts verändert, doch auch nach drei Jahren spielt sich der Thriller noch immer gruselig gut.

Zugegeben, es ist zwar eine Horror-Vorstellung, aber keine neue Idee: Fremde, die sich plötzlich in den eigenen vier Wänden befinden und statt eines gewöhnlichen Diebstahls etwas viel Teuflischeres in Sinn zu haben scheinen. Was der Film "Kevin – Allein zu Haus" auf witzige Weise auf die Kinoleinwand brachte, ließ in düstereren Varianten in Streifen wie "The Strangers", "Them" oder "You're Next" bis aufs Blut gruseln. Kurioserweise hat das Konzept der unbekannten Eindringlinge kaum Eingang in (gut gemachte) Videospiele gefunden. Das ändert sich mit "Intruders: Hide and Seek" von Daedalic Entertainment und den Tessera Studios.

Alle retten – und dabei nicht erwischt werden

Gleich vorweg: Während die normale Konsolen- oder PC-Version bereits ordentlich schaurig ist, ist die VR-Fassung geradezu bahnbrechend und von uns wärmstens empfohlen. So oder so, das Spielprinzip ist simpel: Der Spieler sieht durch die Augen des dreizehnjährigen Ben, in dessen elterliches Ferienhaus in einem dunklen Wald plötzlich Fremde auftauchen. Was sie wollen, bleibt anfangs unklar. Doch für Ben zeigt sich schnell: Um zu überleben, muss er das schleunigst herausfinden. Bens Eltern werden von den Fremden als Geisel genommen, seine kleine Schwester hat sich im Haus versteckt und es liegt an dem jungen Mann, sie alle zu retten und dabei selbst nicht erwischt zu werden.

    Als "Kevin – Allein zu Haus" in VR haben wir 2019 den First-Person-Stealth-Thriller "Intruders: Hide and Seek" kennen und lieben gerlernt. Das Game nimmt sich das ...
    Als "Kevin – Allein zu Haus" in VR haben wir 2019 den First-Person-Stealth-Thriller "Intruders: Hide and Seek" kennen und lieben gerlernt. Das Game nimmt sich das ...
    Daedalic Entertainment

    Kampf ist dabei übrigens ebenso keine Option wie Flucht – ein Prinzip, das man etwa aus "Alien: Isolation" kennt. Einer der Top-Aspekte von "Intruders: Hide and Seek" ist, dass der Spieler nicht wie oft üblich in ein Szenario geworfen wird, sondern miterlebt, wie die Situation von einer schönen Urlaubsstimmung zum blanken Horror kippt. Wird dem Spieler anfangs eine ruhige Fahrt zum Haus und dort eine Familienidylle mit gemeinsamen Essen und Spielen gezeigt, schleicht sich langsam ein düsterer Touch ein. Die Spannung steigert sich geschickt immer weiter, atmosphärisch spielt sich das großartig.

    Nervenzerfetzend bis zum Schluss

    Seien es ein elterlicher Blick oder Schatten, die den Wald verfinstern, oder aber ein immer kühler wirkendes Haus. Spielerisch gestartet wird, nachdem die drei Unbekannten nachts ins Anwesen eingedrungen sind. Während unsere Eltern als Geiseln gehalten werden, können wir mit unserer Schwester gerade noch in den abgesicherten Panikraum des Luxusanwesens entkommen. Vom ersten spielerischen Moment an sind die Nerven des Spielers zum Zerreißen gespannt, denn "Intruders: Hide and Seek" schafft es perfekt, dass wir uns tatsächlich in die Haut von Ben einfühlen können.

    Da der Panikraum nicht ewig ein sicherer Ort bleiben wird und das Leben der anderen Familienmitglieder auf dem Spiel steht, muss Ben in einem geschickten Katz- und Mausspiel durch das Anwesen schleichen, um Hinweise und einen Ausweg zu finden. Das offenbart zwar einige aufgesetzte Horror-Klischees wie unerklärbar verschlossene Fluchttüren, wartet aber mit kurzweiligen Einlagen auf. Viele Optionen hat Ben allerdings nicht. Er wird von seiner Schwester per Funkgerät durch das Haus geleitet und darf in dunklen Umgebungen eine Taschenlampe nutzen, sich verstecken und auch wegrennen.

    Simples Prinzip, das allerdings Nervenkitzel garantiert

    Entsprechend hoch ist der Puls, wenn man aus Angst hinter einer Ecke kauert und die Eindringlinge ihre meist vorgegebenen Routen abgehen. Wird man erwischt, attackieren die Eindringlinge unsere Spielfigur brutal – dank vieler Checkpoints muss man aber nie längere Passagen wiederholen. Etwas Probleme bereitet allerdings die Übersicht im Spiel, denn im Haus ist es oftmals stockdunkel und beim Wegrennen läuft man manchmal auf gut Glück ins Schwarze – oder die nächste Wand. Die Steuerung ist dagegen intuitiv und beschränkt sich auf das Nötigste wie Drehen und Schleichen sowie Interagieren mit Items.

    Grafisch und beim Sound spielt "Intruders: Hide and Seek" ganz oben bei den VR-Spitzenreitern mit, am TV-Bildschirm wiederum ist der Eindruck nicht ganz so grandios. Gut gemacht ist der leicht comicartige Look, der dem Game nichts von seinem düsteren Charakter nimmt, ein aufpoliertes 3D-Game mit schärfsten Details darf man allerdings nicht erwarten. Vor allem Effekte wie das Licht einer Taschenlampe oder Regentropfen auf der Fensterscheibe sind bildschön umgesetzt, einige Hintergründe dafür wieder recht matschig. Knarzt der Boden unheimlich hinter uns, ist uns das aber vollkommen egal.

    VR-Horror auf höchstem Niveau, aber auch am TV gut

    "Intruders: Hide and Seek" bietet mehrere Punkte für Kritik. Teils sind es die Logikfehler und Klischees, die eine Flucht oder einen Hilferuf unmöglich machen, teils sind es die Übersichtsprobleme in allzu dunklen Umgebungen. Wie ein ansonsten toller Horrorfilm steckt aber auch das Schleich-Spiel diese Mängel locker weg und begeistert mit dem Rest umso mehr. Was hier für die VR-Version gilt, denn ohne VR ist "Intruders" zwar nett, aber etwas farblos. Was nicht heißt, dass es nicht trotzdem anständig gruselt. In der VR-Perspektive wirken aber Umgebungen und Größenverhältnisse realitätsnah und die Geschehnisse nachvollziehbar.

    Streift ein Taschenlampenstrahl unsere Augen oder hören wir dank super funktionierendem 3D-Sound Schritte hinter unserem Rücken, gehen wir in Furcht in Deckung und blicken uns sofort panisch nach einem Fluchtweg um. Und wir meinen tatsächlich panisch, denn "Intruders: Hide and Seek" schafft es durch Grafik, Sound und Gameplay, eine authentische Angst beim Spieler auszulösen, auch wenn alle Technik nicht am modernsten Stand ist. Mehrmals wird man sich in der Situation wiederfinden, vor Schreck erstarrt in einem Schrank zu verweilen. Nichts für Angsthasen also! "Intruders: Hide and Seek" ist VR-Horror auf höchstem Niveau, der jetzt noch breiter auch auf Xbox und Nintendo Switch gruselt und auch am TV-Bildschirm gut ankommt.

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